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Kirgistan 2017 - Teil 7 von 8  1 2 3 4 5 6 7 8 
 

 

Zum Song Köl

Am Song Köl

Nach Kyzil-Oy

 


Zum Bergsee Song Köl

 

Mittwoch 16.8.2017

Die Morgensonne wärmt schnell alles auf.

Wasser filtern aus dem Flüsschen:

Bei Sonne fahren wir die 33 Kehren des Schotterpasses hinauf. Je nach Quelle wird er übersetzt als Teskey Torpok, Terskey Topok, Tekey Torpok ... und hat zwischen 24 und 33 Kehren. Wir haben das Schild fotografiert: es sind (offiziell) 33:

Der Pass wird auf englischen Seiten oft als "33 Parrots Pass" bezeichnet, also "Pass der 33 Papageien". Auf der Seite curiouslizards.com habe ich eine Erklärung dafür gefunden:

The road from Son Kul Lake to Tash Rabat is considered the most dangerous road in Kyrgyzstan because of the 33 Parrots. Our guide Sasha explained that the Russian word for “fear” sounded just like the English word “parrot”. This pass was the most stunning yet and the 33 referred to the number of switchbacks on the treacherous descent.

Tatsächlich soll das der schönste kirgisische Pass sein, und aufgrund der Fotos habe ich mich auf ihn schon lange gefreut. Und er liefert! Mit einem alten russischen Truck und unzuverlässigen Bremsen würde ich ihn allerdings ungern bergab fahren müssen:

Oben dann schon der Blick auf den Song Köl, der blau und mächtig in der Ferne leuchtet. Bis dahin sind es aber noch gut 15 km auf guter Piste, meist im 2. oder 3. Gang geht es wieder hinunter auf 3000 m zum See.

Wir wählen das ruhigere Südufer und schlagen unweit des Ak-Saj Jurtencamps unser Lager auf. Am Abzweiger zum Camp ist auch ein Laden ("Magazin") ausgeschildert. Echt?

Platz wäre ja genug ...

Zuerst die Schlafzelte, dann das Heckzelt und schließlich kommt doch noch unser Klozelt zum Einsatz - hier, wo man kilometerweit blicken kann und es keinerlei Bewuchs gibt, erleichtert das unser Leben doch sehr.

Am Nachmittag wird erstmal gechillt ...

Der See und die umgebenden Berge sind eine Augenweide, überall grast Vieh und futtert das reichlich vorhandene Edelweiß. Pferde und Schafe sind vor allem zu beobachten, in Herden zu Hunderten, und die zugehörigen Jurten der Bauern, die hier ihre Sommerweiden haben.

Die Wiesen um den See sind entsprechend voll mit Rossäpfeln und anderen Hinterlassenschaften; und der See dürfte recht überdüngt sein. Wir filtern jedenfalls auch unser Waschwasser durch mehrere Lagen Küchenpapier, um es halbwegs klar zu bekommen.

Es gibt wieder eine Fahrstunde. Sogar mit Gegenverkehr!

Nach dem gemütlich-warmen Frühnachmittag kommt leider starker Wind auf und das Heckzelt muss wieder seine Qualitäten beweisen. Da der Wind das Zelt nach innen drückt, wird mit einer Vorzeltstange verstärkt:

Gegen Abend merken wir schnell, dass wir hier über 3000 m hoch sind, die Temperatur wandert gegen den Gefrierpunkt. Die Hängematte knattert im Wind und wird mit Bedauern wieder abgenommen. Paul und K. verbringen einige Zeit kartenspielend im Wagen, Eva und ich lesen, machen einen Spaziergang und dann Abendessen. Gemüsesuppe mit Nudeln und Zwiebelfladen aus Naryn stehen am Speiseplan. Der Sonnenuntergang (nur hier und heute) ist leider bewölkt.

Trotzdem: Fotolicht!

Ich liebe mein Reise-Tele!

In der Nacht lässt immerhin der Wind etwas nach, es reicht aber noch für eine ordentlich laute Brandung.

 


Am Song Köl

 

Donnerstag 17.8.2017

Der Morgen ist ungemütlich, die umgebenden Gipfel sind wolkenverhangen, Regenwolken ziehen über den See, starker Wind. K.s Zelt hat irgendwie die Nacht überstanden - Adventuridge vom Hofer.

Ich rufe per Satellit den lokalen Wetterbericht ab. Keine Schlechtwetterfront, aber heute wechselhaft und nur bis 9 °C.

K. streicht seine geplante Wanderung, und nach einem Heißgetränk marschiere ich den Kilometer zum Jurtencamp und sondiere die Lage, weil ein Ruhetag im Überlebensmodus bei Regen, Wind und Kälte kann nichts. Die Campleiterin Alisa hat eine Jurte für uns, und wenn wir in den nächsten 20 Minuten kommen, gibt es auch noch Frühstück. Hurra! Ich trabe zurück zu unserem Lager und gebe Bescheid.

Wenig später fahren wir bei einsetzendem Nieselregen rüber zum Camp. Gerade mal das Dachzelt haben wir eingeklappt und die Abdeckhaube drübergeworfen. Wir erwischen noch das Frühstück und dürfen in die kurzfristig eingeheizte und saubergemachte Jurte Nummer 16 einziehen. Eva bleibt dort bei unserem Zeug, und wir drei Buben fahren wieder runter zum See, den Rest der Sachen holen.

Paul bringt den Wagen sicher zu den Zelten, wir verstauen unsere Trümmer, packen die Möbel aufs Dachzelt und bauen die Zelte bei einsetzendem Schneefall ab.

Dann werden K. und ich noch zum nahegelegenen Magazin (Laden) geführt, wo wir ein paar Sachen nachkaufen können. Von dort geht es wieder zum Jurtencamp.

Es ist gut sortiert, wir sind angenehm überrascht und kaufen einige Getränke ein.

Wir machen es uns in unserer Jurte bequem, packen unsere Geräte zum Laden aus, holen Körperpflege nach, so gut es geht. Es gibt einen (extra für uns eingeheizten!) Holzofen und neben einer Glühbirne auch eine Steckdose mit Strom (von 7-11 und von 19-23 Uhr wird der Generator angeworfen). Dusche gibt es im Camp keine, dafür einen Wasserkrug und eine Schüssel in jeder Jurte.

Es gäbe zwar eine Sauna, aber die ist eher nicht unser Fall, ein Wunder aus Plastikplanen und Pressspanplatten, eher ein Dampfbad, mit einem recht schimmeligen Geruch. Soo kalt ist es dann auch wieder nicht.

Lustige Fahrzeuge ums Camp:

Vormittags klart es auf, Fotowetter, aber es bleibt windig und kühl. Um 13 Uhr werden wir zum Mittagessen gerufen. Oha, in den 2500 Som pro Person ist anscheinend Vollpension inbegriffen. Also reichlich und gut essen, dann ein bisserl Zeug sortieren, lesen, spazieren gehen.

Eine Fahrstunde mit Paul: Anfahren am Berg, fahren mit Kupplung, rückwärts fahren.

Der Weg zurück zum Camp: Das seltsame Gebilde mit den alten Reifen ist ein Tor beim Nationalsport Kok-Boru, wo sich zwei Mannschaften reitend um einen Ziegenkadaver streiten.

Danach schauen wir den UAZ 469 durch: Motoröl, Kühlwasser, abfallende Teile. Das restliche Benzin aus Kanister und Kocherflasche umfüllen, wir werden es bis Bishkek nicht mehr brauchen.

Abendstimmung:

Abendessen um 19 Uhr, das kleine Camp ist straff organisiert, keiner soll warten müssen. Da es schon empfindlich kalt ist, heize ich vorher unseren Ofen mit dem mitgebrachten Feuerholz ein.

Nach dem Abendessen kommt der offizielle Heizer, legt Holz und Kohlen nach. Die eh schon warme Jurte wird heiß, wir spielen noch zwei Runden Karten und kämpfen gegen die Hitze, während es draußen zu frieren beginnt. Lüften ist keine richtige Option, weil die eine Ofenladung muss bis morgen früh reichen.

Das klappt auch, die sicherheitshalber beigestellten Schlafsäcke werden nicht gebraucht.

 


Über den Jilbel-Pass nach Kyzil-Oy

 

Freitag 18.8.2017

Ich wache wieder mal zu früh auf, es ist gerade mal 05:45. Eine Stunde später wird es hell und das Reisetagebuch ist nachgeschrieben. Ich mache ein paar Morgenbilder, es hat etwa -5 °C, alles ist voll Rauhreif, die Wassertanks der Waschbecken gefroren. Immerhin können Plumpsklos nicht einfrieren. Bei der Saunajurte ist der Holzhackplatz, dort sammle ich einen Arm voll Reste zusammen, feuere den Ofen an und verlasse das Zelt für ein paar Bilder.

Soweit sind die offensichtlichen Pflichten erledigt, ich nehme hinten im Auto die Kaffeeküche in Betrieb. Außer uns ist noch eine Gruppe Russen, Franzosen, und einige Schweizer hier. Die Fahrer haben in ihren Sprintern geschlafen, das Brummen der Standheizungen ist das einzige Geräusch momentan.

Unser Frühstück um 8 fällt reichlich aus, bemerkenswert eine Marmelade aus Pflaumen und Zitronen, die eine gute Alternative zur überzuckerten Himbeermarmelade ist.

Inzwischen ist es draußen warm, wir packen fertig und folgen dem Ufer weiter auf einer Straße, die angeblich für einen Besuch von Boris Jelzin angelegt worden war - und seitdem nicht mehr instandgesetzt wurde. Alle Brücken fehlen, es gibt mehr oder weniger rumpelige Umfahrungen durch die Bach- und Flussbetten. Die Spur ist fallweise zugewachsen, kaum erkennbar, aber laut GPS-Track sind wir richtig.

Erst als wir das Grasland um den See mit seinen Weiden und Jurten verlassen, wird die Piste in den felsigen Hügeln wieder besser sichtbar.

Wir folgen der deutlichsten Spur, die führt uns über den wenig befahrenen Jilbel-Pass (3267 m) und über viele steile Schotterkehren hinunter ins nördlich gelegene Jumgal-Tal zur A367 und weiter nach Westen, auf holperiger Schotterstraße nach Aral und weiter durchs Kökömeren-Tal nach Kyzil-Oy, dem roten Lehmdorf.

Picknick:

Im Tal des Kökömeren steht an der Straße diese Figur:

Hat auch schon bessere Tage gesehen:

Es ist dank frühem Start und einer kurzen Picknick/Siestapause erst 15:30 als wir beim Tagesziel eintreffen: Kyzil-Oy, dem roten Lehmdorf. Hier hat K. für uns in einem sehr authentischen Guest House bei Frau Katja eine Übernachtung gebucht. Unsere Zimmer werden gerichtet, Tee serviert, wir können nach 3 Tagen wieder mal unter eine Dusche, aaah.

Die Zimmer sind bis auf Wandteppiche, eine Truhe und einem Stapel Matratzen und Bettzeug leer. Irgendwo kommt knapp unter der Decke ein Kabel aus der Wand und endet in einem Dreifachstecker. That's it. Nachdem wir unser Zeug samt Küchenkiste reingetragen haben, gibt es auch einen Kaffeetisch - und bald darauf Kaffee!

Ein kleiner Spaziergang durch die parallel und oberhalb liegende Hauptstraße des Dorfes im besten Fotolicht, bevor die Sonne hinter den Bergen verschwindet. Dort finden wir auch das MAGAZIN, also den Dorfladen, und können noch kalte Getränke fürs Abendessen kaufen:

Kleines Abendessen: ALLES vom Willkommenstee wird nochmal aufgetischt, zusätzlich gibt es Lagman (Eintopf mit Nudeln). Bis auf den Eintopf werden wir alles beim Frühstück wiedersehen - ein "leerer" Tisch geht in Kirgistan gar nicht!

 

 
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