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Kirgistan 2017 - Teil 2 von 8 1 2 3 4 5 6 7 8 |
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Aufbruch und erste Nacht im Zelt
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Bishkek nach Konorchok |
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Dienstag 1.8.17 Die Leiter und die vergessenen Campingmöbel kommen um neun während dem Frühstück, hurra! Gemeinsam mit K. packen wir die Möbel unter die Dachzelthaube und den Rest vom Gepäck ins Auto. Evas Rollkoffer dürfen wir im Soluxe Hotel deponieren, mit allerlei Zeug, das wir unterwegs nicht brauchen werden. Das Zweitanksystem ist bemerkenswert. Links wird getankt, von dort bei eingeschalteter Zündung ständig Benzin nach rechts gepumpt von wo der Motor versorgt wird. Dort ist AUCH ein Einfüllstutzen, aber nachdem wir "nur" 17 Liter nachtanken, ist der noch randvoll - jeder Tank fasst etwa 35 Liter. Es gibt aber nur EINE Tankanzeige, die man mit einem Kippschalter umschalten kann: Die Instrumententafel ist übersichtlich und ausreichend. Von links nach rechts:
Darunter Kippschalter für Licht, Nebelscheinwerfer und Nebelschlussleuchte, Tankanzeigenumschalter und Innenbeleuchtung. Funktioniert haben Licht und Tankanzeige. Links daneben: Tacho und Wegstreckenanzeige. Theoretisch. Das Getriebe dürfte schon mal getauscht worden sein gegen ein nicht ganz passendes, denn das Gerät zeigt überland 160 km/h an - bei erlaubten und laut GPS gefahrenen 90 km/h:
Auf der großen Ausfallstraße fahren wir ostwärts, wollen noch zum Burana-Turm, den Resten eines alten Minaretts. Doch der Wagen macht mir Sorgen: die Ladespannung liegt laut Voltmeter bei 10 Volt und sinkt deutlich wenn man Licht einschaltet, schwankt vernehmlich beim blinken. Nachem wir ein kleines Stück durch Kasachstan gefahren sind, geht der Motor aus, als ich in den 5. Gang schalte. Es muss wohl am Strom liegen, denn wenn ich das Licht ausschalte, läuft er wieder. Mist! Bei der nächsten Tankstelle schauen wir nach. K. entdeckt ein abgefallenes Reglerkabel. Hurra! Mit dem Leatherman ein bisserl nachgebogen hält der Stecker wieder. Zum Anlassen ist die Batterie schon zu schwach, da hilft uns die mitgeführte Powerbank mit Starthilfefunktion aus der Bredouille - erster Test und es FUNKTIONIERT! Noch schnell an der Straße ein paar Tomaten gekauft, mit laufendem Motor. Inzwischen ist es schon 14 Uhr, und wir lassen den Abstecher zum Buranaturm aus, so dass wir mit funktionierender Lichtmaschine und halbwegs geladener Batterie rechteitig gegen vier bei K.s Schwiegereltern eintreffen. Es ist gut warm, auch im Auto. Das hat nämlich keine Klimaanlage, und die Lüftung saugt im Motorraum an. Nur der Fahrtwind kühlt, über Fenster oder Dachluke. Gut zwei Stunden werden wir bewirtet mit Schwarztee mit Marmelade, Brot und Käse, Börek, Obst, und als Hauptgericht einem Fleischeintopf. Und Wodka. Der kleine Neffe Amir (3) bekommt sein Geschenk, ein Foto zur Erinnerung wird gemacht. K. wird hierbleiben, also müssen wir künftig selbst navigieren - das Garmin GPSMAP 276 Cx wird montiert, und dann sind wir auch schon mit vielen Wünschen für Gesundheit und guten Erfolg im Beruf und Gesundheit unterwegs, folgen der Route zum Konortchock Canyon, unserem ersten Schlafplatzerl. Schöne Ausblicke auf die Berge, wir sichten einige Wiedehopfe an der Straße und jede Menge Weidevieh an den Hängen. Der Weg führt durch kleine Dörfer zurück zur Hauptstraße A365, auf der wir südwärts Richtung Kochkor fahren. Mit Licht, und immer hübsch langsam - einerseits wird kontrolliert, andererseits mag das der Wagen gern. Das Tempolimit ist 90, wir fahren meist 70-80. Der vierte Gang braucht Doppelkuppeln, damit er ohne Ratschen oder Krachen reingeht, aber das krieg ich auch noch hin. An einer Quelle tanken wir einige Flaschen Trinkwasser und erreichen kurz darauf einen kleinen Canyon, wo wir einen geeigneten Platz zum Übernachten finden. Nachdem wir noch keine richtige Packordnung haben, dauert alles ein bisserl länger, aber irgendwann steht der Wagen richtig und halbwegs eben auf ein paar Flusssteinen, das Dachzelt ist ausgeklappt und Pauls Zelt (mein kleines MSR Hubba) ist aufgestellt. Wir jausnen noch was, erkunden die Umgebung, trinken bachgekühltes Bier und freuen uns über die einsetzende abendliche Kühle auf knapp 1500 m Höhe. Hunger haben wir keinen mehr.
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Kochkor |
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Mittwoch 2.8.17 Wir sortieren unser Zeug durch, vor allem die großen Stauräume in den Wagentüren helfen bei der Organisation enorm. Ich baue meinen mitgebrachten Stromverteiler an, den ich direkt an die Batterie anschließe:
2x Zigarettenanzünder für Navi und Notebook, 2x USB für Handy/Tablet und Dashcam, Voltmeter. Das zeigt bei laufendem Motor beruhigenderweise 13,4 Volt an, sehr cool, Reparatur erfolgreich. Gegen Mittag kommen wir los, die Temperatur geht wieder auf die 30° zu. Wir tanken Benzin, auch in den Reservekanister (den uns K. für diese Reise besorgt hatte), für den Benzinkocher. Der würde auch mit Gas laufen, aber wir haben in Bishkek vergessen, Kartuschen zu besorgen. Die Tankstelle ist modern und klimatisiert, auch kalte Getränke werden verkauft, nur das Klo hat zu und wir werden zu einer abseits stehenden betonierten Latrine geschickt, die Ähnlichkeit mit einem alten Bunker aufweist. Sehr beeindruckend, vor allem der Geruch. Im Inneren befinden sich drei Löcher nebeneinander im Betonboden. Das war's auch schon. Klopapier oder Wasserflasche ist mitzubringen. Aber sooo dringend müssen wir eigentlich eh nicht. Wir verlassen die E365 und damit die alte Seidenstraße und fahren über einen Pass vorbei am Stausee Orto Tokay nach Kochkor. Die Verwaltungshauptstadt Kochkor ist trotz ihrer 15.000 Einwohner noch sehr dörflich - im Zentrum ist der Bazar mit seinen vielen Verkaufsständen - und die Ampel. Was im Straßenbild außerhalb Bishkeks auffällt: wer es sich als Privatmensch leisten kann, fährt Audi: Russische LKW werden gerne als fahrende Lager für die Marktstände verwendet. OK, manche fahren auch schon lange nicht mehr: Manche der alten russischen Wagen werden aber noch liebgehabt und kriegen zumindest sportliche Aufkleber!
Es ist nicht leicht, anschließend ein Cafe zu finden, schließlich haben wir aber doch Erfolg und dürfen uns aus der komplett kyrillisch geschriebenen Speisekarte etwas herausraten. Wir bekommen Pizza, Bauernsalat und Getränke, passt. Das Klo ist OK, ein Porzellanthron mit dem üblichen Eimer fürs Klopapier, und sogar ein Waschbecken mit Seife! Leider scheitern wir an der Inbetriebnahme unserer Daten-SIM-Karte im kleinen Huawei MIFI-Router und fahren ohne Internetzugang weiter in die Berge, zum Startplatz unserer morgigen Wanderung. Joi, ist das eine Rumpelpiste! Gut dass unser Wagen dafür gebaut wurde - er muss schuften auf diesen 7,5 km Piste mit teils kopfgroßen Steinen und tiefen Rinnen, bleibt aber cool (80°) und liefert uns am Ende des Weges auf 2650 m Seehöhe ab. Den größten Teil der Strecke geht es im ersten Gang, manchmal muss die Untersetzung rein. Differentialsperre gibt es ohnehin nicht, und die manuelle Zuschaltung der Vorderachse ist nicht notwendig, wohl aber die große Bodenfreiheit des Wagens. Noch 5 km bis zum "Wanderparkplatz" den uns K. genannt hat . Die Strecke ist in der OSM-Karte drin und lässt sich problemlos routen: Oben auf der Alm finden wir einen schönen Stellplatz, jausnen noch etwas und beschließen den Tag. Dieser Herr ist sommers auf der Alm mit seinen Tieren, samt Familie. Hier hat er sein Jüngstes mit, ein Jahr alt. Angeblich lernen die Kinder hier reiten, bevor sie laufen lernen: Das Lager wird aufgeschlagen: Die rote Leiter ist unser Lieblingsmöbel geworden, auch praktisch als Ablage oder Waschtisch, wenn man mal nicht das Zelt auf- oder abbaut. Der Bach ist unser Badezimmer: Schmelzwasser, direkt vom Gletscher in Sichtweite. Hier müssen wir morgen durch, wenn wir zum See wandern wollen.
Es regnet nachts immer wieder mal, und wir sind froh das Heckzelt aufgestellt zu haben. Ob das morgen was wird mit unserer geplanten Wanderung zum Köl Ükök?
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Köl Ükök |
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Donnerstag 3.8.17 Nach einer guten Nacht entdecke ich beim morgendlichen Spaziergang jede Menge Murmeltierbauten: Wir gehen es langsam an, wir laufen ja daheim nicht immer auf knapp 3000 m herum. Während Eva Yoga macht, richte ich gemütlich unser Frühstück mit Eiern und Kaffee, dann Katzenwäsche und das meiste aufbruchfertig wegräumen. Das Wetter ist wechselhaft, also lassen wir das Heckzelt noch stehen - wir wollen uns später trocken umziehen können.
Um 11:15 gehen Eva und ich los, Paul bleibt beim Wagen - er ist noch im Schlafsack. Für die erste Furt müssen die Schuhe aus, dank unserer Stöcke kommen wir gut durch den wadltiefen Wildbach. Von da an geht es immer über blühende Almwiesen bergauf. Einige Wanderer und auch Reiter begegnen uns. Die Alm ist von Schafen und Kühen beweidet und vom Üköck (Ukyok) durchflossen. Zwei weitere Bäche können wir mit Schuhen queren. Kurz nach 14 Uhr sind wir oben beim See, 6,5 km Strecke und 500 Höhenmeter geschafft, kleine Jause und wieder zurück. Das Wetter wird schlechter und wir gehen flott in zwei Stunden zum Wagen. Einige Regenschauer erwischen uns, es wird kalt und windig. Beim Auto hört der Regen auf und die Sonne kommt raus - Zeit für die Melone! Wir sind zu müde zum Weiterfahren, also Dachzelt wieder ausklappen. Das Trinkwasser geht zur Neige, aber ich habe einen Wasserfilter mit, so dass wir noch eine Nacht bleiben können. 5 Liter Wasser sind schnell aus dem Bach gefiltert, und wir kochen Sterz mit Tomaten. Es ist regnerisch, Zeit um den verschmorten 12V-Stecker für Pauls Macbook zu sezieren. Versuch einer Reparatur mit neuer Feder aus einem Kuli. Außerdem wird ein Fensterverschluss zerlegt, der sich nicht entriegeln lässt. Eva geht derweilen schlafen, ihr ist beim Wandern recht kalt geworden, und im Schlafsack ist es fein warm. Das Dachzelt ist auch dicht, im Gegensatz zum Wagen, wo es beim Sonnendach tropft. Wir decken es provisorisch mit einer Plane zu und freuen uns auf eine ruhige Nacht.
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