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Kirgistan 2017 - Teil 6 von 8  1 2 3 4 5 6 7 8 
 

 

Tasch Rabat

Über den Mels Ashuu ins Naryn-Tal

Über Naryn zum Terskej-Topok-Pass

 


Tasch Rabat

 

Sonntag 13.8.2017

Vom gestrigen Schlechtwetter ist nichts mehr zu bemerken, ein wolkenloser Tag steht bevor. Nachdem die erweiterte Anfahrt über die Südroute nicht geklappt hat, und der fehlende Stempel wegen Sonntag sicher erst morgen zu kriegen wäre (wenn überhaupt so kurzfristig), steht heute der direkte Weg auf dem Programm. Aber erstmal Wasser filtern, packen, Frühstück.

Vom gestrigen Bankett ist nichts zu merken, der riesige Speisesaal ist jetzt Frühstücksraum.

Es beginnt mit einem Teller Getreidebrei, dazu grüner oder schwarzer Tee. Löskaffee und ein Schüsserl Kaffeeweißer stünden auch da, wie fast überall. Dann gibt es ein Frischkäsetascherl, hartes Ei (kalt), natürlich frisches Brot und Marmelade und als Glanzlicht ein Glas Kefir. Auch ein kleiner Teller mit Tomaten und Gurken sowie etwas Käse und Butter fehlen nicht. Dass die eigentlich schöne Tischdecke mit einer dicken Plastikfolie überzogen ist, haben wir im ganzen Land so erlebt.

Definitiv satt packen wir unsere Sachen ins stark nach Benzin müffelnde Auto. Hm. Der Benzinkocher reist seit einigen Tagen außen am Dachträger mit, und eine intensive Besichtigung von Motorraum und Wagenboden hatte auch keine benzinfeuchten Stellen an Schläuchen, Tank oder Benzinpumpe gezeigt. Bleibt nur noch der hinten mitreisende Reservekanister. Diese Stahlkanister sind eigentlich dafür bekannt, dass da nichts ausgast. Bei Höhenänderungen ändert er sein Volumen gerne mal mit einem vernehmlichen Knacken. Aber vielleicht ein ganz kleines Loch? Also binde ich den Benzinkanister mit Reepschnur vorne auf die Stoßstange. Man wird sehen.

Heute ist wirklich ein Kaiserwetter, wir halten öfter für Fotos an. Unter anderem können wir mehrere große Schwarzmilane ablichten:

Zuerst sind es etwa 80 km Asphalt mit nur wenigen Bodenwellen und praktisch schlaglochfrei, das macht müde, weil man trotzdem ständig 100% aufmerksam sein muss, damit einen das gelegentliche Schlagloch nicht voll erwischt. Es ist wieder warm geworden, vor allem im Auto. Dann zweigt die 15 km Rüttelpiste nach Tash Rabat ab - im Hintergrund (Bildmitte) sieht man die Hauptstraße mit den Schildern:

Unterwegs halten wir an, um einige Wiedehopfe zu fotografieren:

Da bemerke ich dass der Kanister auf der Stoßstange rinnt. Verdammt! Schnell abgepackt und in den Tank gefüllt was reingeht - wir waren natürlich erst vor 50 km an der Tankstelle. Es reicht, um den Benzinpegel unter die undichte Stelle zu kriegen. Anscheinend hat an einer durch einen Knick vorgeschädigten Stelle das Material durch das ständige ein- und ausbeulen (Höhenunterschiede) nachgegeben.

Bei der Gelegenheit werden auch andere Kleinigkeiten erledigt. So lockert sich ständig unwichtiges Zubehör durch verlorene Schrauben:

Die Fahrt durch das Tal zur Karawanserei ist trotzdem sehr schön, auch die 500 Jahre alte Anlage gibt was her und ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Öffentliche Toiletten!

Zwei Jurtencamps gibt es direkt dort gegenüber vom Parkplatz, zwei weitere etwas entfernt an der Zufahrtstraße, die beiden schaut sich K. etwas genauer an und tauscht Kontakte aus.

Hübsche Interpretation des typischen kirgisischen Waschplatzes: Seife, Wasser, Becken, x4.

Ein seltener Ural-Handwagen:

Riegel aus Wasgraddawar:

Der Top-Anbieter unter den Jurtencamps, mit seinem Speisezelt:

Es regnet inzwischen immer wieder mal ein bisserl da hinten im Tal, so dass wir im Endeffekt doch nicht bei einem der Camps bleiben (zumal die ohnehin keine Dusche haben) und uns lieber einen wilden Zeltplatz suchen. Da kann man wenigstens im Heckzelt etwas Körperpflege betreiben.

Und wir werden fündig. An einer Sandsteinwand etwas windgeschützt, haben wir einen schönen Blick über das Tal, ohne von der Straße aus gesehen zu werden. Da muss der Wagen runter:

Und das lohnt sich!

Wir teilen den Platz mit einem Wiedehopf, einem Falken und vielen Murmeltieren. Nach einer halben Stunde ist das Lager gebaut, mit Heckzelt und Kaffee aufstellen. Die Gestängereparatur hält.

Eine von Pauls Aufgaben: Bier einkühlen!

K. muss feststellen, dass der undichte Benzinkanister seinen Schlafsack befeuchtet hatte. Trotz Lüften ist der Gestank penetrant, und wir suchen für ihn Schlafzeug aus unserem Fundus zusammen, so haben wir auch einen Fleeceschlafsack und eine alubeschichtete Picknickdecke mit.

Der restliche Nachmittag ist zur freien Verfügung und wird zum Lesen, fotografieren, spazieren genützt.

Die gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare):

Äh, die hier ist gemeint:

Schöne Flechte:

Fürs Abendessen stellen wir einen Topf Sterz mit Tomaten zu, der allerdings mindestens eine halbe Stunde kochen muss, weil der kirgisische Maisgrieß eher grob zertrümmert als gemahlen ist. Damit er nicht anbrennt, wird der Topf zuerst auf den Windschutz gestellt und als das immer noch nicht reicht, auf eine Schüssel mit Wasser. So klappt es dann. Dazu gibt es Wurst und Käse.

Abends wird es recht kühl, wir setzen uns zum Kartenspielen ins Heckzelt. Gegen 2130 ins Bett, genau dann beginnt es zu regnen.

 


Über den Mels Ashuu ins Naryn-Tal

 

Montag 14.8.2017

Gemütlicher Vormittag, der Nachtregen ist abgezogen und auch die restlichen Wolken halten sich nicht mehr lange. K. hat die Nacht gut überstanden, die mit 5 Grad unsere bisher kälteste war. Sind ja auch auf knapp 2900 m.

Aber die Sonne wärmt, beim Frühstück richten hat es schon 15 Grad und bald sitze ich mit Sonnenschirm da. Wir trödeln beim Packen ein bisserl rum, und versuchen mit Hotelseife und Kaffeemehl die benzingetränkte Stelle im im Kofferraumteppich zu neutralisieren. Schreiben Polsterschaum auf die Einkaufsliste. Irgendwann ist wieder alles eingepackt. Zu viert ist es dann doch etwas eng fürs Gepäck, zumal K. für den gescheiterten Bergseebesuch auch noch ein aufblasbares Kanu samt Pumpe mitführt.

Um 11:30 steht die Strecke zum Bergsee Song Köl auf dem Programm, die wir in zwei Tagen fahren wollen. Der erste Teil geht über den Schotterpass Kulak Ashuu (3390 m) und den MELS Ashuu (3241m) und ist sehr schön zu fahren. Spektakuläre Fotomomente, die aber auch viel Zeit kosten.
Der Pass ist nach den vier kommunistischen Vordenkern benannt: Mark, Engels, Lenin, Stalin (MELS). Er ist nur zwei Monate lang im Sommer geöffnet, den Rest des Jahres zu schlammig oder zu verschneit. Für uns passt es gerade, glücklicherweise.

Ganz aus der Nähe: Murmeltier!

Etwas weiter entfernte Murmeltiere:

Eine Straße nach meinem Geschmack!

Mit kleiner Furt sogar:

Gegenverkehr ist schon lange vorher sichtbar:

Yaks!

Das Passmonument des MELS Ashuu.

Die Kirgiesen beschäftigen offensichtlich Künstler in der Straßenverwaltung, anders lässt sich so ein Schild mitten auf einem etwa 30 km langen herausfordernden Schotterpass, noch dazu an einer sehr einfachen und übersichtlichen Passage, eigentlich nicht erklären. Dadaismus pur.

Erst gegen 1530 landen wir im kleinen Ort Baetov und können in einem Cafe etwas zu Mittag essen. Sehr authentisch, die Speisekarte nur auf russisch aber der Kellner tippt uns die Sachen in eine Übersetzungsapp am Smartphone oder zeigt uns Bilder der Speisen.

Das Essen ist flott da und sehr gut. Hier die durchaus üblichen sanitären Einrichtungen: der Bub füllt gerade das Handwaschbecken im Hof nach. Das hat einen eigenen kleinen Wassertank. Weil der Hahn tropft, ist das Nachfüllen für jeden Gast separat notwendig. Das Wasser stammt wahrscheinlich aus dem nächsten Bach oder einem Regenwassertank.
Die beiden Türen im Hintergrund sind die landesüblichen Wasserspar-Toiletten.

Die Getränkekarte ist überschaubar, es gibt ausschließlich Tee. Dafür aber interessante Gerichte, wie dieses eher kohlehydrathaltige Mahl: Buchweizen mit Nudeln und Reis, dazu ein Omlett mit Kajmak (einer Art Rahm).

Nach dem Essen, Einkauf (wir haben Polsterschaum gefunden!) und einem Tankstopp geht es im Tal des Naryn weiter auf einer schlechten Asphaltstraße mit einer langen Baustelle, viele Kilometer Rüttelpiste dass einem die Plomben rausfallen. Gehen 18 Uhr können wir einem Bagger 15 min beim Beladen eines LKW zuschauen, erst dann ist die Straße wieder frei.

Im Ort Ak-Tal wollen wir über den Fluss Naryn und an der Piste nordwärts zum Moldo Ashuu einen Schlafplatz finden.

Leider ist dort wieder Baustelle, die Brücke ist gesperrt. Bis 1. September. Autsch, da geht unsere Planung wortwörtlich den Bach runter. Das bedeutet einen 100 km Umweg nach Naryn und weiter über den Terskej-Topok-Pass zum Song Köl, einem der schönsten Hochgebirgsseen des Planeten und dem Sehnsuchtsziel der Kirgisen.

Vorher aber wird es dunkel und wir brauchen einen Schlafplatz. Das Tal des Naryn ist sehr weit und einsehbar, auf der Flussseite schilfig und sumpfig, und auf der Bergseite schnell ansteigend. Wir konzentrieren unsere Suche auf die einmündenden Seitentäler. Die kleinen Schotterpisten führen öfter mal DURCH den Bach statt nebenher.

Bei Sonnenuntergang finden wir endlich einen schönen Platz in einem Canyon mit Wildwestambiente, direkt über einem kleinen Bach. Es ist trocken und warm, und wir sind ganz alleine dort, so dass wir auf das Heckzelt verzichten und einfach unserem Tisch hinter den Wagen stellen, beim Abendessen und einer Runde kartenspielen auf den Sternenhimmel warten. Wir werden nicht enttäuscht!

 

Hier haben wir sogar etwas Telefonempfang und können Geburtstagsgrüße an Emma schicken, die heute drei Jahre alt wird.

 


Über Naryn zum Terskej-Topok-Pass

 

Dienstag 15.8.2017

Gute Nacht gehabt, beim Frühstück den Greifvögeln bei der Thermiksuche an den Felswänden zugeschaut. Morgens noch ein paar Handvoll Feuerholz zusammengesucht und vorne ans Auto gebunden, weil oben am Song Köl gibt es keines - und es kann kühl werden.

Das große Polsterschaummassaker!

Fürs Frühstück ist bereits ein Sonnenschutz notwendig:

Der tägliche kleine Kampf mit der Hülle vom Dachzelt:

Anschließend fahren wir zum dritten Mal auf dieser Reise nach Naryn, Paul bringt uns heil bis zur Hauptstraße. Nach ein paar einleitenden Rückfragen.

Auf dem weiteren Weg können wir an einem Dorfbrunnen unsere Wasservorräte aufstocken.

LKW-Reifen Upcycling:

Damit der Umweg was taugt, werden wir in Naryn duschen, Mittagspause machen und nochmal einkaufen. Bick auf Naryn von Westen:

Dazu parken wir beim Celestial Mountains Guest House, weil dort gibt es Duschen und WC am Gang, und K. handelt einen Preis von 100 Som pro Person für die Benützung aus. Frisch gewaschen erfragen wir den größten Supermarkt namens "Nary City" und stocken dort Proviant auf. Auch Kefir, der auf der anderen Seite der Packung mit Ayran beschriftet ist, und nach Yoghurt schmeckt. So klein ist die Welt ...

Eva macht einen etwas weiter vergorenen Kefir (der schmeckte schon recht scharf) übrigens für ihre derzeit sehr aktive Verdauung verantwortlich. Nachdem eine lose Blechabdeckung im Motorraum einen Höllenlärm verursacht hat (3 von 4 Schrauben fehlen und die vierte ist locker), fixieren wir das Ding mit Kabelbindern und können weiter, zum Song Köl. Das erste Stück auf Asphalt geht flott, und auch der folgende erste (namenlose) Schotterpass ist schön zu fahren.

Das dürfte eine der vielen Enzianarten sein:

Auf dem Weg sehen wir einige Nadelbäume, ausgewachsene Exemplare, auf 2800 m Höhe!

Dieser Forellenbach ist der Song-Köl -Abfluss des gleichnamigen Sees der unser morgiges Ziel ist.

Vor dem Beginn des Teskej-Topok-Pass (3140 m), finden wir einen schönen Platz am Bach und schlagen unser Lager auf. Es wird rasch kühl und feucht, aber im Heckzelt lässt es sich aushalten.

 

 
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