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Algerien 1989 Teil 4 von 5: Djanet bis Ghardaia | ||||
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Die Strecke ist so
kurz, dass wir unsere Vorräte auch ohne Auto gut und mit Reserve
transportieren können. Die Fahrerlaubnis ist schnell eingeholt, trotzdem
ist es eigentlich schon zu heiß zum Fahren. Und zum Schrauben auch:
Nach etwa 60 Kilometern macht es immer beim Einfedern rrrRRRrRRRRRRRRrrrrrrrrrrrr.
Die obere Kettenführungsrolle ist abgesprungen, die Kette läuft
auf dem Bolzen. Das kann nicht gut sein, gleich dahinter sitzt die Benzinpumpe.
Wir basteln aus Dosenblech und Reifengummi eine Ersatzrolle, die aber
nur zehn Kilometer hält. Als wir zum zweiten Mal basteln, hält
ein Lastwagen an und uns wird eine Mitfahrgelegenheit angeboten, bis zur
nächsten Ansiedlung, wo es Schatten zum Schrauben gibt. Über
eine improvisierte Rampe aus Sandblechen hieven wir die Tenere auf den
Laster und nehmen im Führerhaus Platz, quälen uns zwei Stunden
lang bis Fort Gardel, wo die anderen schon beim Mittagessen sitzen - Pommes
Frittes. |
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Katzenwäsche: 0,25 Liter Wasser reicht |
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Guelta von Tinterhrt |
Die erste Reifenpanne der Reise ist zu beheben. Nicht etwa der erwartete Akaziendorn findet den Weg durch meinen Hinterreifen, sondern ein Schuhnagel! Zum Abendessen zaubert Christine eine Käsesuppe, die fortan zum Standard für leckeres Essen erklärt wird. Dann stellen wir die Zelte auf, trinken etwas Marillensaft, und Tee mit den vorbeikommenden Wächtern des Nationalparks, in dem wir uns hier befinden. | |||
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Die Siedlung Iherir Etwas zu wenig Schwung, schon gräbt´s |
Weiter geht es nach
Norden. Wir hören die Kettenrolle rasseln und sind beruhigt:
so lange sie rasselt ist sie noch drauf und funktioniert. Wunderschöne Strecke durch schroffe Landschaft. Der Blick auf die Oase Iherir ist auch idyllisch, die Siedlung besteht großteils aus Strohhütten, die in einem tief eingeschnittenen Tal liegen. Wir schaffen es, wiederum an einem Guelta zu übernachten. Es ist allerdings nur durch Kletterei zu erreichen, was sich aber auszahlt. Und KALT! Abendessen: Milchreis und gegrillte Zwiebeln. Sternenhimmel. |
Diese Ziege muss irgendetwas auf die Palme gebracht haben ... |
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Wolfgang passt einmal
nicht auf und landet beinahe in einer metertiefen Querrinne. Er kommt
mit einer Vollbremsung gerade noch zum Stehen, allerdings schon mit dem
Vorderrad in der Rinne, die nach rechts, zum Abhang hin, abfällt.
Wenn er loslässt, riskiert er dass die XT zu Tale donnert. Also bleibt
er stehen und hält das Motorrad mit aller Kraft zurück bis wir
kommen - er war nämlich etwas vorausgeprescht ... |
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In einem steinigen Wadi finden wir ein paar kleine, etwas erhöht gelegene Sandflecken zu Zelt aufbauen. Man will ja nicht vom (seltenen) Wasser überrascht werden. Die Sonne ist noch eine blassgelbe Scheibe, die im Dunst versinkt. Es ist warm, um 21.00 Uhr hat es noch 26 Grad, morgens zwanzig. Heute schlafen wir AUF den Schlafsäcken. | ||||
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Djanet - Illizi, Tag 5 bis Illizi Der letzte Pistenabschnitt ist sehr lebensfeindlich, vulkanische Gegend mit keinerlei Vegetation. Es ist heiß und trocken, wir saufen wie die Kamele. Nach 60 Kilometern erreichen wir fast die Asphaltstraße. Kurz vorher befindet sich noch ein großes Weichsandfeld mit staubfeinem Fesch-Fesch, was wir leider zu spät merken. Als wäre es das tägliche und übliche Sandfeld, schalten wir runter und wollen mit Zug und etwa 50 km/h durchknattern - ein fataler Fehler! Das Vorderrad taucht ein wie in Wasser und rumpelt am Grund einer Spurrinne dahin, bis ein Stein im Weg ist. Die Gabel stellt sich quer, Überschlag! Christine fliegt im hohen Bogen über mich drüber und landet auf der Seite, ich schaffe es diesmal vom Motorrad wegzukommen und lande unsanft bäuchlings im tiefen Staub. Bäh! |
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Jürgen hilft Christine beim Säubern |
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Weit fahren wir nicht mehr, finden in Illizi einen Campingplatz mit Zeribas zum Mieten. In einer dieser Strohhütten mieten wir uns ein, und machen einen Tag Pause. Uns tut alles weh. Am Nachmittag erledigen wir unter Schmerzen allerlei Organisatorisches: Ein Gepäckträgerriss muss geschweißt werden, die neuen Duschen und Klos werden fleißig frequentiert, und einkaufen kann man hier, am Beginn der Asphaltstraße, auch gut: es gibt sogar Butter! In unserer Zeriba schaut es aus wie bei den Vandalen. Alles liegt irgendwo am Boden herum, da es außer ein paar Feldbetten keine Einrichtung gibt. Aber uns ist eh nicht nach Einrichten, es ist dermaßen heiß, dass alle nur in der Unterwäsche herumliegen, Musik hören, lesen, schreiben, schlafen. Wir sind uns einig: morgen legen wir einen Ruhetag ein! |
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Abends holt uns der Sandsturm ein, dem wir tagelang davongefahren waren. In der Zeriba ist es auszuhalten. Nachdem ich meine Batterie und einen Blinker demontiert habe und damit für eine Abendbeleuchtung gesorgt habe, schlafe ich noch vor dem Abendessen todmüde ein. So kriege ich auch nur wenig davon mit, wie drei andere Motorradfahrer und prospektive Campinggäste uns besuchen, und neben meinem Gesicht auf dem Feldbett wieder einmal eine große Spinne entdecken, samt folgender Verfolgungsjagd quer durch die Hütte. Es ist nicht bekannt, ob die drei neuen sich dann eine Zeriba gemietet haben. |
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Wieder auf Asphalt |
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Ramadan in Hassi b. G. |
In Hassi bel Guebbour
kehren wir auf ein Getränk ein. Der winzige Ort besteht eigentlich
nur aus einer Tankstelle und dem Cafe, sowie zwei Essbuden, wo man auch
ein paar Sachen einkaufen kann. Wir verdösen die Mittagshitze dort,
trinken kalten Saft und spielen Karten. Draußen wabert die Hitze,
und eine Ziegenherde wird vorbeigetrieben. Unsere Wasservorräte füllen wir natürlich auch auf, allerdings ist das Wasser zum Trinken wegen des hohen Mineralstoffgehalts nur bedingt geeignet. |
Wie im Western ... |
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Sandwandern ist schön und anstrengend |
Wolfgang geht es verdauungsmäßig ohnehin nicht gut. Nach vierzig weiteren Kilometern lagern wir am Fuß einiger großer Dünen, noch auf der brettebenen Sandfläche. Wolfgang legt sich gleich hin, steht nur für dringende Geschäfte auf. Da es hier keinerlei Sichtschutz geht, ist das immer eine längere Wanderung. |
Unser Klo: immerhin nicht eng! |
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Wüste pur |
Wir anderen
erforschen das Sandmeer. Am bestens geht das am frühen Morgen wenn
der Sand noch kühl und fest ist - und barfuß. Eine gute halbe
Stunde dauert der Aufstieg hinauf zum Kamm. Da es Wolfgang nicht besser
geht, legen wir hier einen Pflegetag ein, bauen aus dem Überzelt einen
Sonnenschutz zwischen den Motorrädern, machen unsere kleinen Näharbeiten
spielen Karten. Gegen Abend, als es etwas kühler wird, können
wir weiterfahren. Noch zwei Stunden und etwa 160 km kommen wir heute in
der Nacht. Da die Strecke gut ist, und wirklich kein Verkehr zu erwarten,
trauen wir uns zu, in der Finsternis zu fahren. Wir passieren eine Raffinerie
und Erdölfelder, wo lange Flammenzungen lodern, wo Erdgas abgefackelt
wird. Etwas 150 km vor Hassi Messaoud bilden wir eine Motorradburg und legen
uns mit den Schlafsäcken in die Mitte. Es ist kühl, der Himmel
wird von den zehn Kilometer entfernten Erdölfeldern erhellt. |
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Sandsturm |
Noch ein
Tag, der scheußlich zu fahren ist. Der Wind frischt auf, wir passieren
die Ansiedlung Hassi Messaoud, schon eine richtige Stadt mit Wohnanlagen,
Industrie. Militär. Der Seitenwind bläst immer stärker, wir
fahren mit deutlicher Schräglage auf der Geraden dahin. Der Wind bläst
Sand so knapp über die Straße, dass man stellenweise den Asphalt
nicht mehr sieht, und auch die immer häufigeren Sandverwehungen nicht.
In Ouargla ist kein Cafe offen -. Ramadan! Wir können immerhin einen Kanister kalten Orangensaft kaufen, den wir mit unseren Trinkwasserschläuchen im Windschatten eines Hauses leerzutzeln. Nach Besichtigung des recht interessanten Sahara-Museums. Die Stimmung ist schlecht, Jürgen will schon nicht mehr weiterfahren und neben der Straße zelten. Irgendwie schaffen wir es dann aber doch noch alle in der Nacht bis Ghardaia, wo wir am Campingplatz unsere Bayern treffen. Und alles ist wieder gut. Getratsche und Duschen bis Mitternacht. |
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