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Island, Juli 2013 - Woche 1 - durchs Hochland nach Süden (F35)


Montag 1.7.
Wie auch schon gestern müffelt die Tenere nach Sprit - bei geschlossenen Benzinhähnen. Da schließt wohl das Schwimmerventil nicht ganz und einer der Hähne auch nicht. Nach Abziehen der Benzinschläuche ist der rechte Hahn inkontinent. Leider ist das nicht reparierbar so dass ich durch einlegen von Plastikfolie und draufstecken des Schlauches provisorisch diese Seite stilllege. Wir basteln und räumen noch länger herum, großes Frühstück im Gemeinschaftsraum, plaudern mit anderen Campinggästen (Kanada, Schweden, Deutschland) und kommen so erst gegen Mittag los.

Keine drei km später rinnt es beim Vergaser, aber ordentlich. Technischer Halt am Pistenrand: der Benzinschlauch ist der Bösewicht!

Auch ein Gewebegummischlauch hält nicht ewig. Der ist schnell ausgetauscht, wir lassen noch den Reifendruck auf 1,5 bar ab und es geht über die kleine Piste F756 weiter, bei leichtem Nieseln und 5 Grad.
Schön zu fahren, anscheinend frisch gegradert mit ein paar weichen Stellen. Weideland mit vielen Schafen, kleinen Bächen und Kurven. Etwa wie oben am Sölkpass vor 25 Jahren.

 

Beim Stauseekomplex Blöndulón treffen wir auf die 35 (noch ohne F), der wir nach Süden folgen. Wir sind auf der zahmsten der Hochlandquerungen, der Kjölur.

Hier halbwegs zwischen zwei großen Gletschern ist die bewirtschaftete Hütte Hveravellir mit Zeltplatz. Die Piste verläuft meist schnurgerade mit 80er-Wellblech: wenn man mit 80 drüberbrettert sind die Vibrationen fast weg. Es regnet immer wieder, Temperaur 3-4 Grad, Wind trägt unsere Staubfahnen weit über die flache Landschaft, Gegenverkehr ist schon Kilometer vorher an einer Staubwolke zu erkennen.

 

Wieder mal ein Staudamm

 

 

 

Eine der weit auseinander liegenden Nothütten, die auch in den Karten verzeichnet sind.

 

 

 

Aber hier kommt unser Ziel: die bewirtschaftete Hütte am halben Weg durchs Hochland.

 

 

 

Hütte und Thermalfeld aus der Ferne

 

 

Bei der Hütte erstmal drei Kaffee - für jeden.
Dann nach dem Zelten fragen: Fahrzeuge müssen am Grobschotterparkplatz stehen, Zelte sollen in die Wiese.

Wir finden hinter der Hütte bei den Reiseautos ein Platzerl wo beides so nah beisammenliegt dass das 5m-Stromkabel bis ins Zelt reicht, für die nächtllche Ladung von Smartphones, Navigation und Martins GoPro Helmkamera. In der Hütte ginge das auch, zwei Stunden für 2 Euro pro Gerät ...
Der Camping kostet die üblichen 1200 Kronen (8 €) - so viel wie eine große Dose GULL Bier.

Leider wird dann der Regen stärker und eine sehr gute Stunde lang schüttet es durchgehend. Wir hocken mit den Moppedklamotten auf unserer Holzgarnitur unter dem Tentwing, das den Großteil des Windes und Regens abhält.

Keiner hat Lust zur vollen Hütte zu rennen oder auch nur den Kocher vom Mopped zu holen.
Immerhin ist der Rucksack mit dem Essen am Tisch, und wir können jausnen.

Es ist etwa 16 Uhr, heute passiert nicht mehr viel.
Wir vertilgen also Cheddar cheese, Baguette, Güleröder (Karotten), Smjör (Butter), Hartwurst, Schokoriegel.
Dann endlich wird der Regen weniger - Spaziergang zum nahegelegenen "Dampfgebiet".

Hier kommt leicht schwefeliges Heißwasser und Dampf aus dem Boden, und mit dem Wasser wird ein Hot Pot im Bachbett gespeist. Zwei Kaltwasserschläuche, armdick, und einer mit 80-100 Grad. Die Leute da drin sehen glücklich aus, die Mischung passt wohl. Etwas gestresst sind die Menschen die sich gerade bei Windstärke 5 im Freien umziehen - das Badehäuschen ist klein, wie alle Häuser ohne Dachvorsprung, und nur für Zimmergäste. Und es hat inzwischen nur noch 1 Grad.
Die Kollegen gehen früh schlafen, aber ich muss ins warme Wasser, ziehe mich beim Zelt um: Badehose, Flipflops, Mütze, Windjacke, Hose. Ortliebtasche mit Handtuch untern Arm und los. Einen Viertelkilometer später raus aus dem Übergewand, dieses regendicht in die Ortliebtasche gepackt, und ab in den Hot Pot.

 

Zwei Verbesserungen fürs nächste Mal: Getränk mitnehmen und Haube aufsetzen. Man wird ganz schön durstig wenn man da knapp zwei Stunden im heißen Wasser einweicht, und vom Regen wird der Kopf nass und kalt.

Zwischendrin ein leichter Graupelschauer, aber gegen 21 Uhr kommt die Sonne raus und es wird trocken. Zeit um sich schnell abzutrocknen und mit Badehose, Windjacke und Haube zum Zelt zu gehen ohne zu erfrieren.

Der Wind kühlt mich zwar aus, aber er trocknet auch. Beim Zelt in die lange Unterwäsche gewechselt, Socken an und ab in den Schlafsack - göttlich!

Bis jetzt kommen wir mit dem Zelten gut klar, es gibt überall preiswerte Plätze, und fürs Trocknen von Handtuch und gewaschener Unterwäsche und Socken findet sich irgendwo ein Heizkörper, ein trockener Raum, oder halt der Zelthimmel. Die Motorräder laufen zuverlässig.

Bis auf das derzeit nicht so tolle Wetter (auch für Island) alles paletti.

 

Cooles Gebastel: die Basis ist eine 4x4 Kooperation von MAN und VW, die Kabine "gewachsen".

 

 

 

Das Badehäuschen

 

 

 

Der Pool. Draußen 1 Grad, drinnen gut 40 Grad.

 

 

 

Abwettern unter der Plane

 

 

Dienstag 2.7.
Regen am Zelt und Lärm von flatterndem Zeltstoff = umdrehen und weiterschlafen. Erst spät finden wir uns mit dem gleichbleibend grauslichen Wetter ab und trinken ein paar Kaffee und Kakao bei der Hütte, refill included.

Zeltabbau bei Starkwind und Nieselregen, zuletzt die Plane unter der wir die Regenklamotten angezogen haben. Ich hab heute alles an außer der Regenkombi, 4 Schichten insgesamt.

Jacke und Hose sind halbwegs dicht, der Wind trocknet den Regen gleich weg. Es geht auf schnell zu fahrender Piste weiter, aber man muss aufmerksam bleiben weil manchmal doch eine Rinne oder ein Loch kommt.

Ein etwa 8 km langer Nebenweg führt uns direkt zum Gletscher, Er ist deutlich gröber zu fahren mit tiefen Löchern und Fahrspuren, was den meisten anderen Straßenbenutzern egal ist.

 

Die Isländer karren hier mit ihren Superjeeps (ballonbereifte US-Kutschen zumeist) Touristen auf den Gletscher.
Vor einem Loch verbremse ich mich und lege die Tenere hin. Wieder mal freu ich mich dass das Eisen voll beladen weniger wiegt als eine komplett leere und trockene Africa Twin. Die Alukoffer stecken so einen Ausrutscher auch auf Lavagestein weg, und auch am Lenker bleibt dank umlaufenber Griffbügel alles ganz. Aufstellen, ankicken und weiter.

 

Weiter geht es, zwischen den Gletschern durch.

 

 

 

Zufahrtspiste zurm Gletscher

 

 

Eine halbe Stunde später sind wir beim Wasserfall Gullfoss angelangt, die Wüste hat sich zu saftig grünem Farmland gewandelt und aus Piste wird Asphalt.

Manchmal scheint die Sonne, die Temperatur wird langsam zweistellig. Nach Spaziergang, Suppe und Kaffee ist das schon zu warm, und eine Schicht Unterkleidung muss weg.

 

Hier kann man auch einen Ritt auf Islandponys mieten - sonst sieht man die eher selten.

 

Touristen

 

 

 

Einheimische

 

 

 

Stets bereit!

 

 


Geysir, Stokkur, Storinpur
 

Im unweit gelegenen Haukadalur ersetze endgültig die undichte Benzinleitung und stelle den Originalzustand wieder her, damit sind beide Tankhälften wieder während der Fahrt verwendbar, wenn auch der Ersatzschlauch in der Kälte bockig ist und nur unwillig dichtet.
Währenddessen drehen Martin Richard die Fotorunde zum Geysir und Stokkur, und seinem aktiveren aber weniger berühmten Bruder Stokkur, der etwa alle 10 Minuten kochendes Wasser spuckt.

Nachdem die letzten beiden Tage kulinarisch eher trist waren, wollen wir heute etwas früher Schluss machen und grillen, auch die Zelte müssen noch trocknen. Nach Karte finden wir gegen 19 Uhr einen passenden kleinen Platz an der 32 in Arnes nahe Storinpur, mit Rasen und Sonne und viel Wind.

Grillen geht im Windschatten der kleinen Duschanlage, es gibt Lamm und Wokgemüse, Toast mit Butter und Knoblauch, Cheddar cheese.

 

Dazu Bier, und ein Schluck Scotch rundet die Sache ab. Der Platz ist personalfrei, bezahlt wird im nahen Schwimmbad. Er liegt an einem kleinen Fluss und ist (selten!) baumbestanden, so dass wir Brennholz für ein wärmendes Feuerchen klauben können.

Abends geht das Thermometer auf 5 Grad, die Sonne geht zwar kaum unter, aber lange Schatten wärmen halt nicht. Zeltschlupf gegen Mitternacht..

 

Touristenmagnet - hier hält jeder Reisebus. Von dieser thermischen Springquelle in Geysir haben alle Geysire weltweit ihren Namen ...

 

 

 

Auch sonst raucht, dampft, schwefelt und sprudelt es überall. Eintritt - wie praktisch überall - frei!

 

 

 

Japanische Qualität: schon nach 27 Jahren brüchig!

 

 

 

Wohl dem der ein transportables Lagerfeuer mitführt. Das Foto zeigt Richard beim Aufwärmen vor dem Schlafen gehen, es ist 23:18 Uhr.

 

 


Nach Landmannalaugar
 

Mittwoch 3.7.
Auch der Morgen ist noch sonnig und windstill, und schnell wird auch die Temperatur deutlich zweistellig. Als es 18 Grad hat schieb ich die Tenere zum Aufpacken in den Schatten und beschließe heute in Unterwäsche zu fahren, genauer: lange Unterwäsche, darüber Endurojacke mit Wärmefutter und Endurohose mit Windstopper-Innenhose.

Bald geht es weiter nach Osten, das Zwischenziel lautet F225 nach Landmannalauga mit dem Plan nördlich des Gletschers Myrdalsjökull auf der F208 weiterzufahren.
Also zuerst mal zur F26 die seit heute endlich geöffnet ist!
Die vermeintlich (laut Karte) nächste Brücke gehört zu einen Flusskraftwerk und ist "Staff only". Erst nach weiteren 14 km können wir über den Fluss.

 

Da wir inzwischen schon 70 km gefahren sind fahren wir weiter nach Hrauneyjar (Rasthaus und Tankstelle) um vollzutanken.
Leider sind die Mücken schon da, echt eine Plage. Nach dem Benzinfüllen flüchten wir ins Resthouse wo wir (wie so oft - warum steht das eigentlich nicht im Reiseführer?) die Schuhe ausziehen müssen oder zumindest Plastiküberzieher verwenden. Ist auch bei einigen Hütten so.

 

Exakt zwei Sorten Sprit gibt es in Island: 95er Benzin und Diesel. Wozu braucht man in Mitteleuropa 6 oder mehr Sorten?

 

 

 

 

 

 

 

Eine kleine Fotoausstellung zum 80-jährigen Jumiläum der Hochlanddurchquerung auf der F26 (Sprengisandsleið) - die hier beginnt!

 

 

Bei Kaffee und Saft beschließen wir, eine Abkürzung zur F26 zu fahren.
Diese alte Piste ist in allen Karten noch drinnen, aber der Verlauf ist inzwischen anders und es dauert eine Weile bis wir den Einsteg gefunden haben.

Am Anfang ist es ein wenig ruppig und Richard zweifelt an der Richtigkeit des Planes, aber die Piste wird eindeutiger als wir das Tal verlassen, und nach dem ersten Bergrücken sind wir sicher dass es passt - auf diesem Wegerl kommen keine Überlandbusse oder Mietcamper daher :D.

 

Später passieren wir den Berg Valagja und stoßen wieder auf die F26 die an ihren Staubwolken leicht auszumachen ist. Je weiter wir nach Osten und ins Hochland kommen, umso kühler wird es. 14, 12, 10, 8, 6 Grad. Und die Fotomomente werden weniger. Ist es um die Kringla noch sonnig, so regnet es bei Landmannalauga.

 

 

 

 

 

Nur Moose und Flechten wachsen hier.

 

 

 

Schnee!

 

 

 

Regenbogen!

 

 

 

Linienbus!

 

 

 

Blick nach Landmannalaugar

 

 

 

Hier die gut 350 km Strecke von Bakkaflöt über Hveravellir nach Landmannalaugar

 

 

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