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Island, Juli 2013

(Fotos Copyright: motorang und Richard)


PROLOG

Nach Monaten der Vorbereitung verhinderte etwa 2 Wochen vor Abfahrt ein technisches Problem beinahe die Fahrt mit der Tenere.

Die alte Lady (Bj. 1986) war ab Ostern neu aufgebaut worden und hatte einen gebrauchten Ersatzmotor bekommen, der sich anfangs bei kurzen Testfahrten ganz manierlich benommen hatte.

Das Frühjahr war kalt und regnerisch, und so fiel es erst spät auf dass der Motor ein Problem mit der Ölförderung hatte und überhitzte.

Nachdem der Motor mehrmals zur Prüfung offen war bis zur Ölpumpe, baute ich aus zwei Resten einen Ersatzersatzmotor zusammen: der Rumpfmotor von einer 3AJ wird seines E-Starters beraubt, und vom kaputten Originalmotor kam der komplette rechte Deckel und Deko drauf, weil ein Reisemopped zwingend einen Kickstarter braucht.
Eine Woche vor Abfahrt wurde der eingebaut und funktionierte, uff. Benzinpumpe flog raus, dafür kam rechts ein Benzinhahn mit Reservestellung rein. Kettenführung von KTM. Bereifung Michelin T63. Übersetzung 14-45 mit RK SO Kette und Clipschloss.

 

Die restliche Ausrüstung ist afrikaerprobt und brauchte nur hie und da eine Auffrischung. Andere Aluboxen kamen auf den überarbeiteten Gepäckträger, eine zusätzliche Steckdose sorgte für Strom, eine RAM Mount Kugel für Navigationshalt.

Ein alter Endurotankrucksack von Wunderlich und ein großer Ortlieb Rack Pack nahmen den Rest vom Gepäck auf.

Ich werde nicht alleine unterwegs sein, Freund Martin aus Wien (KTM 690 Adventure-Umbau) und Richard aus Deutschland (BMW R80 GS) werde ich unterwegs treffen.


Anreise zur Fähre
 

 

 

   
Mittwoch 19.6.13, 14 Uhr Abfahrt nach Wien zum Autoreisezug. Es ist sehr warm, so etwa 35°C, und ich habe die Motorradjacke hinten aufs Gepäck geschnallt. Um keinen Sonnenbrand zu bekommen - das Motocrosshemd rutscht durch den Fahrtwind hoch und legt die Handrücken frei, und auch ins Genick brennt es ganz schön ohne Jacke - kaufe ich unterwegs Sonnenmilch. Der Motor geht gut, läuft aber trotz guter Ölkühlung recht heiß.

Bei moderater Fahrweise sind das 120°, wenn ich bergauf fahre auch mal 130°. Geht noch, obwohl mir mit besserem Öl wohler wäre. Derzeit hab ich 15W-40 drin.
Über den Semmering ist Vollsperre wegen eines Unfalls und eine lange Schlange quält sich über die Bundesstraße. Das Thermometer zeigt 37°. Beim Tanken komme ich auf einen Schnitt unter 5 Liter, das ist fein. Und der Fahrer hat 0,5 Liter Wasser/100 km gebraucht.

 

Bei Martin in der Wohnung muss ich noch einen Liter Wasser nachkippen, da es dort nur unwesentlich kühler ist.
Solche Hitze verlangt spezielle Strategien. Wie schon daheim gehe ich auch hier in den kühlen Keller zum Umziehen, und fahre mit kurzer Hose und T-Shirt die wenigen Minuten zum Westbahnhof. Die Verladung ist schnell erledigt und bald rattern wir in einem 4er-Liegewagenabteil gen Hamburg.

Donnerstag 20.6.
Hamburg-Altona erwartet uns mit Kaiserwetter. Beim Lederclaus in der Werkstatt wird schon mit dem Frühstück gewartet, der Zug hatte eine gute Stunde Verspätung und so wird es eher ein Brunch, mit vielen Eiern und Kaffee.

Die Tenere bekommt einen Ölwechsel und bald verabschieden wir uns von Martina, Claus, Herbert und Max um über Landstraßen nach Dänemark zu knattern. Gute 30° C hat es auch hier noch. Ohne Zwischenfälle kommen wir gegen 20:00 in Kolind an.

 

Das letzte Stück war schon recht frisch mit etwa 20° C und extrem diesig, so dass wir eigentlich mit Regen gerechnet haben - aber es bleibt trocken.
Noch ein Einkauf bei Lidl (bis 21 Uhr geöffnet), Zelt bauen, kochen, duschen, und um Mitternacht ins Bett.

Der Herbert aus Hamburg ...
Freitag, 21.6. Es ist um 6 Uhr morgens schon superhell im Zelt - aber es regnet. Also erstmal umdrehen und weiterschlafen, vielleicht hört es ja auf? Heute steht nicht viel mehr auf dem Pflichtprogramm als auf Richard zu warten, der heute als zweite Etappe von Braunschweig angeritten kommen wird.

Ein eventueller Tagesausflug ist Wettersache, und Wetter hat es gerade reichlich ... Erst gegen Mittag lässt der Regen nach, es hat 16 °C und ist windig. Ich organisiere uns eine Hütte für die kommende Nacht damit wir morgen früh möglichst unkompliziert aufbrechen können.

 

Der Tag vergeht mit Umzug, Zelt trocknen, umpacken und in den Regen rausschauen. Weil mein Zelt, das geodätische "Extreme" von Husky aus Tschechien, Gestängetunnel und ein eingehängtes Innenzelt hat, entscheide ich mich für einen Komplettumzug.

Gegen 16 Uhr kommt Richard an und wird erstmal trockengelegt -
die letzten 150 km seiner Fahrt hat es stark geregnet. Dann spazieren wir nochmal zu Lidl und kaufen ein, unter anderem einen "Engangsgrill" und ein großes Steak für drei. Diese Einweggrills sind sehr beliebt auf Island, und wir können hier schon mal probieren was das so kann.

Am Rückweg überrascht uns ein Regenschauer, und auch das ist ein kleiner Vorgeschmack auf kommende Tage und zeigt mir dass meine leichte Softshelljacke mehr soft als shell ist. Das Grillchen hat Mühe mit dem großen Stück Fleisch, aber heizt lange genug um auch noch eine Hand voll Kartoffeln zu garen. Wertvolle Erfahrungen.

 

Das Zelt ist endlich trocken und wird eingepackt. Schließlich eine Betankung um morgen die 275 km Fahrt voll zu beginnen.

Wir gehen früh bei leichtem Sturm zu Bett, nachdem Martin seine KTM im Vorgarten geborgen hatte wo der Seitenständer im aufgeweichten Erdreich versunken war.

Samstag 22.6.

Bei frischen 12°C und Wind packen wir auf, es ist bedeckt aber regnet nicht. Gegen 06:45 kommen wir los, hatten den Hüttenschlüssel in den Briefschlitz der Rezeption geworfen.

Das Wetter ändert sich in den nächsten drei Stunden lediglich um 4 Grad. Auf halber Strecke eine Pause, die konstanten 110 km/h sind auf Enduros mit breitem Lenker und aufrechter Sitzhaltung auf Dauer recht anstrengend.

Die Auswahl aus 5 Croissantsorten ist schwierig, schließlich wird es die Mozartkugelvariante mit Marzipan und Pistazienfülle, nachdem Lakritzcroissants einstimmig ausgeschlossen wurden. Die Regenkombi ist dann trotz Trockenheit angebracht, schließlich sind wir doppelt so hohe Temperaturen gewöhnt. Um elf sind wir an der dänischen Nordspitze und bunkern Proviant für 1,5 Tage Fähre und den ersten Tag auf den Färöern - wir kommen spätabends an und ich erwarte keine offenen Geschäfte mehr.

 

Vor dem kalten Wind flüchten wir uns in einen vietnamesischen Schnellimbiss, bald ist es 13:30 und Zeit einzuchecken. Bei der Hafeneinfahrt werden die Tickets bei einem Schalter kontrolliert und wir bekommen Boardingkarten, damit fahren wir direkt in den Bauch der Nörröna. Nach dem Umpacken dürfen wir unsere Fahrzeuge selbst mit beigestellte Gurten sichern, und beziehen unsere Kabine. Da fällt doch einige Spannung ab, wenn man sein Schiff erreicht hat. Und die Autobahnfahrerei ist auch für drei Wochen vorbei :D.


Färöer
 

Sonntag 23.6. Das Zeitgefühl geht in so einer Innenkabine schnell flöten, wir leben nach der Uhr. Der Hunger fällt in einem immer leicht rollenden und stampfenden Schiff als Zeitgeber aus, und wir dösen viel herum. Ein paar Spaziergänge auf Deck, am frühen Nachmittag passieren wir die Shetland Islands und haben noch knapp 200 nautische Meilen nach Tórshavn (spricht sich wie ein vernuscheltes "Thorschown") wo wir um 22:30 Uhr Schiffszeit anlegen werden.

Das entspricht übrigens der Lokalzeit auf den Färöern da die Smyrill Line eine färingische Fährgesellschaft ist, und ist eine Stunde hinter der heimatlichen MESOZ.
Wir haben somit den Nordatlantik erreicht, der Kapitän sagt schönes Wetter durch, mit Schauern, 8-13 m/s Wind (immerhin bis zu 47 km/h) und Wellen nicht über 2,5 m.

Ein gefühlter Meter Hub ist in der Kabine zu spüren und Richard konstatiert dass er weder für lange Autobahnfahrten noch für Schiffsreisen geschaffen sein dürfte. Aber nach einem Tag Fahrt ist es vorbei, wir machen einen dreitägigen Ausflug auf die Färöer-Inseln und werden mit dem nächsten Schiff weiterfahren.

Um 20:30 müssen wir aus der Kabine draußen sein und werden informiert dass "das Car-Deck von 20:30-20:45 aufgemacht ist für Aufladen das Gebach".
Bis dahin können wir noch die blitzsaubere und geräumige Kabine genießen, komplett mit Dusche und Unterdrucktoilette.

Um 23 Uhr geht es los zur Nordspitze der Nachbarinsel wo es zwei nette Campings geben soll, laut Reiseführer den ich frisch gekauft hatte.

 

Beim trüben Licht der Mitternachtsdämmerung überholen wir eine Kolonne Allradcamper und knattern bei 6°C über die Bergstraße nach Eiði. Ist recht frisch, weil fürs Anlegen der warmen Unterwäsche war irgendwie keine Zeit.

Um Mitternacht suchen wir den kleinen Ort und seine Zufahrten nach dem beschriebenen Hotel mit angeschlossenem Zeltplatz ab.
Nix ist da, und eine späte Fußgängerin meint das wäre schon Jahre her. Klasse, genau wofür man einen aktuellen Reiseführer gekauft hat - danke, Reise KnowHow Verlag. Wie schwer ist es, die Existenz eines Hotels zu verifizieren?

Wir haben keine Lust auf nochmal eine Stunde frieren, und bauen unweit des Ortes in Strandnähe unsere Zelte auf. Heia um eins.


Gegen Bares kann man hier im Whirlpool an Deck weichen ...

Orientierungspause in Tórshavn um 23 Uhr.

Montag 24.6.
Sieben Stunden später, einstellige Temperaturen, zusammenpacken und auf einen Frühstückskaffee zum nächsten Ort. Auch hier kein Zeltplatz, gut dass wir nicht mehr weitergefahren sind.

Die freundliche Dame im Gästehaus findet für uns zwei real existierende Campings raus, und nach einem Fotospaziergang fahren wir südwärts. 8°C.

Über almartige Wiesen schlängelt sich die Straße, oft einspurig mit Ausweichen, und oft weichen die Autos aus und machen uns den Weg frei.
Der Platz in Æðuvík auf Eysturoy ("Eiderentenbucht") ist ein Volltreffer, mit heißer Dusche, Kochhaus, preiswert und schön gelegen. Wir genießen zwei Stunden Sonne, waschen Wäsche, flicken ein Zelt, und ich ärgere mich mit dem GPS-System herum,

 

das sich beim Booten immer aufhängt. Dann eine kleine Moppedrundfahrt mit Einkauf, viele Schafe und Vögel auf der Heimfahrt, und grillen des Gekauften.
Bis aufs färingische Bier, das wurde direkt aus der Dose genossen. Jetzt ist es knapp 22 Uhr Ortszeit, und hell. Trotzdem sollten wir schlafen gehen ... Für die Statistik: 12°C Tageshöchsttemperatur, abends.

 

Gjógv - ein sehenswerter kleiner Ort mit einem natürlichen Hafen samt Motorwinde, um die Boote bei Sturm oder vor dem Winter ins Trockene zu kriegen.

 

 

 
Camping in Æðuvík
 

 

   Mehrweggrill an Bord - Holzkohle gibt es in jedem Laden.  

 

 

Mundraub

 

 

 

Fotolicht

 

 

Dienstag 25.6. Heute ist ein Kaiserwetter, kein Tropfen Regen, oft Fotolicht.
Pause an der MAGN Tankstelle.

Es gibt Kaffee mit Weißer, Freiluftsitzgruppe und kein Klo. Wir fahren den Tank leer, was wir auf den zwei Hauptinseln schaffen.

 

Alles ist GRÜN. Pause bei Effo: Kaffee mit Milch und warmes Essen, drin sitzen im Gastraum, klasse. Effo gewinnt!

 

Schafe gibt es sehr sehr sehr viele hier ... aber Lammfleisch kann man nicht kaufen.

 

 

 

Vor Vestmanna haben wir auf der Topo-Karte eine kleine Straße ins Nirgendwo entdeckt. Offroad ist natürlich verboten, und Schotterstraßen gibt es sehr wenige auf den Inseln ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wahnsinnig viel Baumaterial gab es nie hier, Steinhäuser mit Grasdach waren sehr lange Standard. Holz gibt es nur per Schiff.

 

 

 

Dann noch hoch zur Radarkuppel auf einspuriger Asphaltstraße. Richard hält immer wieder an und baut den drückenden Helm um.

 

 

Gemüse wächst hier nur unterirdisch, Obst überhaupt nicht. Dementsprechend teuer ist die Importware.
Es gibt 4x so viele Schafe wie Menschen hier - aber das Lammfleisch im Laden ist aus Neuseeland. 95 Prozent des BIP kommt vom Fischfang aber Du kriegst nirgends Fisch!

Australische Zwiebeln, kenianische grüne Bohnen, italienische Erdäpfel, Lamm aus Neuseeland. Wir werfen den Grill an, die Holzkohle muss ja weg ...

Auch Tiefkühlkost kommt zum Einsatz: belgische Kohlsprossen!
Das schöne Wetter bringt Wolken kleiner Mücken zum Vorschein.

 

Insektenschutz von Hofer/Aldi hilft etwa eine halbe Stunde (O-Text: "bis zu 8 Stunden").
Egal, das Zelt ist mückendicht.
Mein GPS-System hat aufgegeben, wegen hohem Alter wahrscheinlich (Hardwaredefekt). Es muss mit dem Handy gehen und mit Papierkarte. Beides hoffentlich wasserfest genug ...

Färöer-Tag drei - Mittwoch 26.6.
Morgens Nebelsuppe. Weniger Mücken, und homogenes Wetter. Könnte aber aufreissen. Am frühen Abend geht unsere Islandfähre, bis dahin ist Wäsche zu trocknen, und 70 km zu fahren. Der 300m entfernte W-LAN Hotspot des Dorfes reicht bis zum Waschhaus - hier hat man gerade noch Empfang UND ist unter Dach wenn man sich ganz groß macht.
Am Vormittag ist die Sonne blass erkennbar aber der Nebel bleibt. Handwäsche, aber mit Maschinentrocknung - mittags kann die Wäsche eingepackt werden, fein!

Während der Trockner (gratis) dreht, frühstücken wir im kleinen Aufenthaltsraum. Langsam packen, Zelt trocknen, gegen eins kommen wir los - um zwei Kilometer vom Camping in der prallen Sonne zu stehen. Richard kauft etwas Material zum Helm adaptieren und wir versuchen noch in der nächsten Bucht ein paar Fotos zu machen, brechen aber wegen Nebels ab.
Den Besuch der restlichen Inseln sparen wir uns also, die wären teilweise sogar per Mauttunnel erreichbar: Das Kennzeichen wird elektronisch erfasst, man bezahlt nachträglich an der Tankstelle.

 

In Tórshavn kann man nach dem Tanken klasse direkt beim Kreisverkehr beim Imbiss jausnen und die Stunde bis zum Einchecken versitzen.

Dann am Schalter Bordkarten holen und ganz vorne in der Reihe warten bis das Schiff kommt. Mopped verzurren in einer langen Schlange von Abenteurer-moppeds und -wagen, von Russland über Großbritannien bis Australien reicht die Palette. Mit dem Lift hoch auf Stock 7, Kabine wie gehabt.

Schlafen, lesen, duschen.

 

Hier unsere gefahrenen Strecken:

 

 

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