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Samstag
03:30 Aufwachen, Fieber messen: 36,8 ° gilt. Ausschlag noch da aber
juckt nicht mehr. Langsam packen, die Trümmer vom Mopped in den Bus
tragen, Zettel schreiben für die Lieben, um 05:00 werf ich mich auf
die Bahn.
07:20 österreichische Grenze bei Arnoldstein: scheitere beim Versuch
Frühstück zu kaufen: noch alles zu. Also weiter nach Italien
und über den Predelpass nach Slowenien.
08:00 Bovec Einkaufen, dann zum Camping in Trnovo ob Soci.
Viel ich noch nicht los, erst gut 1 1/2 Stunden später sind alle
wach. Christopher stösst auch wieder zur Truppe, hatte zwischendurch
Dienst gehabt.
Es nieselt ein wenig (Morgennebel) also stell ich den Bus mal ab und spanne
eine Plane. Kaffeegekoche, Frühstückerei, ich kriege die gestrige
Story dreimal verschieden gewürzt serviert - klasse.
Vormittags BMW holen: Zeug aus dem Bus geräumt, Pauli rein und los.
Eine Stunde später sind wir vor Ort, warten zehn Minütchen bis
die Hausherrin mit dem Wagen kommt, dann BMW einladen (Pauli: "des
hätt ich mir den gedacht dass die BMW da reinpasst") und verzurren.
Am Rückweg Grillerei einkaufen.
Ein Hilferuf erreicht uns: Paulis Frau Elisabeth ist mit Gernot, Jan und
Vero eine Runde ausgefahren und jetzt will die Ducati nicht mehr recht
laufen, zumindest nicht auf beiden Zylindern. Schauplatz: hinter dem Passo
di Predil, auf der italienischen Seite. OK, am Camping kurz Gernots Werkzeugkoffer
geschnappt (passender Kerzenschlüssel und kerze) und hingefahren.
Dann rumgeschraubt. Kein Funke an einem Zylinder. Nicht wiedergefunden,
also einzylindrig mehr schlecht als recht von Pauli zum Camping überstellt
worden (im Bus ist ja schon die BMW). Dort grillt ein Drittel der Leute,
der Rest fährt noch eine Runde und findet unterwegs Pizza.
Hannes
muss heimfahren wegen einem Termin. Wir hören die Geschichte des
Ausfluges der Verwegenen auf den Stol (siehe Berichte von Justus und Klaus).
Klaus:
"Am Stol mache ich das Schlußlicht, und mit Fleisspelz im
Beiwagen fahren wir den steilen Weg über groben Kies mit faustgroßen
Steinen immer weiter nach oben ... eine harte Strecke aber es geht. Knapp
unter der Nebelgrenze dann ein wunderschöner Anblick - ober uns der
Nebel, der steile Abhang links, weiter hinten hat es etwas aufgerissen
und ein paar Sonnenstrahlen beleuchten das Tal ... herrlich. Wir machen
ein paar Fotos und rumpeln dann weiter hinauf ... anstrengend und hart,
aber so eine Strecke macht halt Spaß. Die Abfahrt ist schnell und
von unzähligen Regenrinnen geprägt- Alex will in einer Kehre
seine Junak an der Seite abstellen und verschwindet fast zur Hälfte
in einem Loch ... durch das ganze Laub war das nicht zu sehen.
Bei einer schmackhaften Pasta in Italien stärken wir uns wieder und
machen uns langsam über kleine Straßen wieder zurück in
Richtung Campingplatz auf - erster Vorteil von Schengen, der kleine Granzübergang
auf dem ich vor einem Jahr als Nicht-Einheimischer wieder zurückgeschickt
wurde, war nicht besetzt und so konnte wir die schöne Strecke problemlos
befahren. Nach einer kurzen Rast lief mein Motor nur mehr auf einem Zylinder,
der Vergaserflansch war gerissen (der angeblich so viel bessere neue typ
*grmpf*). Ein erster Reparaturversuch mit Sekundenkleber und selbstverschweissendem
isolierband hielt nur zwei Kurven, also wurde stattdessen eine Fleischschmalzdose
schnell zu einer Manschette umimprovisiert und hielt ... bis nach Hause."
Justus:
"Eine Partie macht sich auf zum männer- und maschinenmordenden
Stol. Legenden von abgerissenen Auspuffanlagen und gescheiterten KTM-Enduristen
ranken sich um diesen Pass an der Grenze Sloveniens zu Italien. Klaus
nimmt mich in seinem Ural-Boot mit. Alex auf Junak, Uwe auf Oilfield,
Christopher auf SR 500, Ikstee auf Brennesel und Hannes auf XT 500 sind
mit von der Partie.
Auf dem kurvigen Weg zum Stol turne ich als Schmiermaxe ein wenig rum.
Da der Gepäckträger der Ural beschliesst, mir bei einer unerwarteten
Bodenwelle in einer Linkskurve das Kreuz zu verbiegen, während mein
Kopf links vom Gesäss des Maschinisten vorbeilugt, habe ich heute
noch ein steifes Kreuz davon. Laune macht das aber Fahrer und Schmiermaxe
dennoch.
Irgendwann, kurz nachdem die Regenkombi vom Hannes sich selbständiggemacht
und in der Luft vor Uwe entfaltet hat, zeigt Andreas uns ein Schild "Fahrradweg
Stol", und los geht die wilde Fahrt über schöne, schönste
und noch schönere Schotterpiste. Bin ich froh, auf der Rat vom Uwe
gehört zu haben, und den Bertel damit geschont zu haben. Stellenweise
habe ich alle Hände voll zu tun, nicht aus dem boot geschleudert
zu werden.
Aber ich habe eine sicheren und gelassenen fahrer mit tauglichem Material.
Zum Gipfel hin wird es zunehmend neblig, und den Wanderweg, den wir nach
dieser Kehre versuchen, wäre ich mit dem bertel schlicht nicht mehr
hochgekommen.
Beim Abstieg parkt der Junakreiter noch schnell in einem Graben voller
Laub. Wir beschliessen, erst Mal was zu essen. Auf der Suche nach einem
Restaurant treffe ich einen Artgenossen, der sofort beschliesst, mein
freund zu sein
Bei einem urigen Wirt kocht die Patrona dann sechs Teller Spaghetti Ragu,
und kaum sind die Teller leer, schon strahlt die Sonne drauflos.
Auf dem Heimweg zum Zeltplatz bin ich müde und satt, geniesse die
Beiwagenpartie, lege linksrum meinen Kopf nach links, rechtsrum nach rechts
und entspanne. Nach einem kurzen Stopp irgendwo am Fuss des Stol hüpft
Klaus der linke Vergaser vom Zylinder. Der funkelnagelneue "verbesserte"
Ansauggummi ist gebrochen. Ein einfacher Sekundenkleberversuch hält
nur sehr kurz. An der nächsten Parkbucht steht ein mistkübel,
und schnell ist eine Selchfleischdosenbandage geschnitzt, die den Klaus
sicher nach Hause bringt.
Kaum am Zeltplatz angekommen machen wir eine Pizzafahrt zurück ins
Dorf. Auf dem Weg probiert der Herr Ingenieur den Bertel aus und ist erschüttert
(gänzliche Abwesenheit von einem Fahrwerk, das diesem Wort gerecht
wird - Starrahmen, Gabel gefedert aber nicht gedämpft - in Kombination
mit einer miesen Hinterradbremse und einer noch mieseren Vorderradbremse,
eine hakelige Schaltung, die brachiales Zupacken fordert, ungewohnte Bedieneinheiten
- Fusskupplung, Handschaltung, Zündverstellung per Hand - und die
rutschigen Reifen....)"
Als
es dunkel ist und wir satt, kann endlich geschraubt werden. Der Ducatidefekt
stellt sich als kaputte Zündspule heraus (eine von zweien). Der Versuch,
Christophers Ersatz-SR500-Spule zu verbauen klappt nicht, zu stark sind
die Spannungen der Elektronikzündung, der Funke schlägt innerhalb
der Spule über.
Spätabends
macht sich daher der Herr Inschenör daran, die Doppelzündspule
der havarierten BMW mit einigen Kunstgriffen zu transplantieren. Unter
tatkräftiger Mithilfe vieler anderer Menschen wird so lange gebastelt
bis die Duc wieder zweizylindrig atmet ... so gegen vier in der Früh
oder so. Ich schlaf da schon ein Zeiterl (dank an Gernot für den
angebotenen Zeltplatz).
Justus:
"Die BMW Spule ist eine Doppelspule mit ungewöhnlichem Steckeranschluss.
Zunächst wird eine Glühbirne als Vorwiderstand zurechtgelötet,
die das Vorschaltgerät simulieren soll. Dahinter wird in Reihe der
Niedervoltbereich der BMW Spule angeschlossen. Da wir weder die Ducati
noch die BMW ireversibel umbauen wollen müssen wir Steckkontakte
mit Gummiband und Knetmetall improvisieren. Am Kabelbaum schnitzen wollen
wir nirgends. Nach knapp zwei Stunden gelöte und gebastel der erste
Test:
Vorderer Zylinder hat Funken, läuft aber nicht mit. Der Krümmer
bleibt kalt.
Die Anspannung steigt. Inzwischen gibt es Hühnchen und Roastbeef
vom Grill, dazu Rotwein und Bier.
Kein Sprit am vorderen Zylinder. Okay, man kann ja auch Pest haben und
Cholera. Am Lagerfeuer werden erste Stimmen laut: "Das wird doch
eh nix. Was wollen die machen? Eine neue Zündspule wickeln?"
Na Gott sei dank sind nicht so viele andere Campinggäste vor Ort.
Unsere Probeläufe um die Zeit sind wahrscheinlich nur für uns
selbstverständlich.
Erneut wird der hervorragend durchdachte Klapptank der Duc bewundert und
seine Servicefreundlichkeit gepriesen. Beim Ausbau des Luftfilters, um
an die Vergaserschwimmerkammer zu gelangen wird schon nicht mehr so laut
gelobt. Am Tank sitzt ein Benzinfilter, dahinter ein Sprithahn, dann eine
Benzinpumpe, dann gabelt sich der Schlauch zu den beiden Vergasern. Ergo
können wir, da nur ein Zylinder rumzickt, davon ausgehen, dass der
Mangel an Sprit nur am Vergaser selbst liegen kann. Nach einer weiteren
guten halben Stunde ist Uwe soweit, dass er die Schwimmerkammer des fraglichen
Vergasers gelöst hat. Sie ist trocken.
Ich frage beiläufig, ob der Benzinhahn offen ist. Die Stimmung sackt
kurz in den Keller, als klar wird, dass irgendein Dösel den Hahn
zugedreht hat.
Erneut wird alles zusammengebaut. Nach kurzem Startversuch läuft
die Monster sofort auf zwei Zylindern, während die Vorwiderstandsglühbirne
beim Gasgeben ordentlich hell wird. Wir trauen der Glühbirne die
Drehzahllast nicht zu. Dann kommt Alex die Idee, die tote Duc Zündspule
zu einem genau passenden Vorwiderstand umzubauen. Währenddessen befestigt
Uwe die ihrer Elektroden beraubte BMW Zündkerze an der Masse des
Ducatirahmens, um die zweite Hälfte der BMW Spule nicht zu überlasten.
Jetzt wird noch mit Knetmetall ein Zündspulenstecker gebaut, ein
Einbauplatz für BMW Zündspule und Ducati Vorwiderstand gesucht
und alles ordentlich mit Heftpflaster aus dem Verbandspäckchen verklebt
Wir bauen alles Zusammen und testen. Ich lasse mir eine Probefahrt durchs
Dorf nicht nehmen ...geiles Mopped..."
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