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Libyen
2000 Teil 1 |
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Planung
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Seit meinen ersten
Sahara-Reisen 1989 (Tunesien/Algerien) und 1990 (über Israel nach Ägypten)
stand für mich fest, dass mich die Wüste irgendwann wiedersehen würde.
Anfang Jänner 2000 stand das Team für die geplante Libyenreise endgültig
fest:
Michi (Honda
Dominator 650)
Markus (Honda
Dominator 500)
Martin (KTM
LC4)
Andreas (Yamaha
Ténéré 500)
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Reifenwahl:
hinten Pirelli MT21 Rally-Cross, vorne Metzeler Karoo weil Pirelli nicht
lieferbar. Wir waren mit der Wahl ausgesprochen zufrieden, trotz gummimordender
Felspisten hatten wir nicht eine einzige Reifenpanne! Zudem kommt ein
Satz Reifen auf nur 130 Euro, das Fahrverhalten im Sand und sogar auf nassem
Asphalt ist exzellent.
Interessant: die 18Zöller (KTM, Yamaha) wiesen wesentlich weniger
Verschleiß auf als die 17Zöller auf den Hondas.
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Da jede Menge Umbauarbeiten
an den Motorrädern vorgenommen werden mussten, war uns in den paar Monaten
vor Abreise nicht langweilig: Kanisterhalterungen, kurze Übersetzungen,
Ölkühler, Stromversorgung und Halter fürs GPS, ordentliche Reifen, Werkzeugboxen
am Motorschutz, Martin fertigte sogar einen eigenen Alu-Carbon-Hecktank
für seine KTM und ein digitales Temperaturüberwachungssystem mit umschaltbaren
Messpunkten.
Wir
planen, zwei autarke 2er-Teams zu bilden, mit jeweils kompletter Ausrüstung
in Medikamenten, Werkzeug, Ersatzteilen, Karten usw. Die beiden Hondas
bilden ein Team, KTM und Yamaha das andere. Die Vorbereitungen dauern
ein gutes halbes Jahr. Schwerpunkte sind Routenplanung, Reiseapotheke,
Motorradumbau, Gepäckoptimierung.
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Fähre: Infos
über CTN gibt´s bei avimare
(CH) und cemar
(I).
Tickets:
Vorher besorgen, die Kabinen sind sehr günstig und sehr in Ordnung.
Tickets z.B. bei Walkabout München.
Vorbereitung:
Eine große Hilfe ist wieder einmal das Buch von Thomas Trossmann
"Motorradreisen". Außerdem aus dem gleichen Verlag
Reise Know-How: die Reiseführer für Libyen und Tunesien.
Afrikanische Generalstabskarten und viele viele andere nette Sachen samt
genialem Katalog gibt´s bei Lauche&Maas
in München. Aktuellste Infos zu den Reiseländern im Forum
von Klaus Därr und im Schweizer
Sahara-Info.
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6
Wochen vor Abfahrt
Die Fährentickets
in Österreich zu kriegen ist sehr mühsam, weil die Generalvertretung gerade
wechselt, und außerdem Ramadan ist, wodurch die Tunesier praktisch nichts
schicken. Schließlich bestellen wir die Tickets in München bei Walkabout,
und haben sie kurz darauf im Postkasten. 300 Euro für Mann/Motorrad/Kabine
für Genua-Tunis-Genua. Die Pässe werden von einem beeideten Übersetzer
ins Arabische übersetzt.
Mitte Februar der große Visumstress. Es war immer schon nicht ganz einfach,
Visa für Libyen zu bekommen, im Internet kursieren die Geschichten und
Informationen freudig. Ganz neu ist jedoch, dass man eine Einladung bzw.
Buchung von einem ortsansässigen Veranstalter verpflichtend vorweisen
muss, damit die Visumanträge angenommen werden. Martin investiert viel
Zeit und seine letzten Nerven, um diese Einladung noch in letzter Minute
zu organisieren (100 US$ pro Kopf). Inzwischen sind in mehreren Nachtschichten
auch die russischen Generalstabskarten, von Martin gescannt und mit Wegpunkten
versehen, von mir ausgeplottet, foliert und beschriftet worden. Motorradanhänger
für die Anfahrt sind ausgeborgt, Autos und Fahrer organisiert. Hektik
kommt auf.
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Der Benz
Kanister: Man kann auch die normalen Plastik-Benzinkanistern zu
5 Litern aus dem Autozubehör nehmen, die sehr leicht sind (Forstinger).
Einziges Problem: Beschädigung bei Sturz, das Risiko ist bei Sandstrecken
gering. Wir hatten keine Defekte.
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Abreise
am 18. Februar 2000
Wir fahren mit 2 Autos
und je einem Anhänger. Eine Partie zieht die schnellere Autostrada
vor und übernachtet am Gardasee, die andere fährt gemütlicher auf Landstraßen
und dafür nonstop, mit Fahrerwechsel, da das Auto (ein alter Sani-Benz)
gemütliches Schlafen zulässt. Nach 850 km treffen wir uns mittags in Genua,
laden ab und verabschieden unsere Chauffeure.
Gegen
16.00 läuft die "Carthage" ein, brandneues Schiff, gerade erst 8 Monate
im Dienst. Schon ein Unterschied zur alten "Habib", mit der ich 1989 unterwegs
war. Unsere kleine Kabine bietet unerwarteten Luxus, hatten wir doch eine
nur mit Waschbecken bestellt. Durch einen Buchungsfehler haben wir jetzt
Unterdruck-WC und heiße Dusche dabei, was beides ausgiebig genutzt wird.
Die Ausfahrt aus dem Hafen erleben wir noch an Deck, nach einer kleinen
Jause sind wir bald im Bett.
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Fähre in Rades:
steht als "Abkürzung" im Reiseführer. Man ist aber
schneller wenn man selber fährt, es ist eh abend und nicht viel Verkehr.
Und man kommt direkt ins gut beschilderte Zentrum von Tunis anstatt wie
wir eine gute Stunde lang durch irgendwelche Außenbezirke zu irren.
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Ankunft
in Afrika, Fahrt Tunis-Gabes
Sonntag 20.2.,16.00
Uhr: Ankunft in La Goulette, dem Hafen von Tunis, nach 20stündiger Überfahrt.
Die Zeit ist schnell vergangen mit kleinen Näharbeiten, dem Papierkram
und der Anstellerei für die Einreise, das wird zum großen Teil am Schiff
abgewickelt. Etwas Bürokratie noch am Hafen, Geld wechseln, dann zur kleinen
Fähre nach Rades. Windig, kalt, wolkig.
Es ist schwierig, die richtige Straße aus der Stadt zu finden. Viele Leute
helfen uns, beschreiben den Weg oder versuchen es zumindest. Sogar ein
Linienbus, wahrscheinlich am Nachhauseweg vom Dienst, fährt uns ein Stück
voraus. Wir wollen ein Stück aus der Stadt raus und einen Zeltplatz
suchen.
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Erste Übernachtung in Tunesien
Übernachtung
in Gabes:
Die Jugendherberge ist gut und günstig, und vor allem sicher. Nachteil:
sie ist in unmittelbarer Nähe einiger Moscheen, bei Sonnenaufgang
wird man unweigerlich vom Muezzin geweckt ...
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Irgendwann passt es
dann, und nach etwa 2 Stunden Nachtfahrt landen wir in einem sehr netten
Wadi, sogar einen Bach gibt es dort. Es hat von 15°C tagsüber auf etwa
3°C abgekühlt, wir gehen mit langer Unterwäsche, Socken und Haube schlafen.
Mit ausreichend Sicherheitsabstand zum Wasser, falls es doch regnet in
der Nacht...
Der
nächste Tag beginnt wolkenlos, wir fahren heute 320 km nach Süden. Am
Weg halten wir bei einem der vielen Esslokale an der Straße. Die gleichen
sich alle: ein frisches Schaffell hängt heraußen, um zu zeigen dass heute
schon geschlachtet wurde, und ein blecherner Grill verqualmt die Gegend.
Der Kaminaufsatz kann nur eine sinnentleerte traditionelle Form sein,
wir beobachten bei keinem einzigen Exemplar dass dort wirklich der Rauch
abzieht. Der Fleischnachschub steht oft äsend und blökend daneben. Wir
essen vegetarisch und bestellen mit Händen und Füßen eine Art Salat, die
sich als recht scharf herausstellt, mit reichlich Brot und Cola dazu.
Unser Tagesziel ist die Jugendherberge in Gabes, dort kann man im Garten
zelten, die Duschen und WCs mitbenützen. Außer einem Landrover voller
Bayern sind wir die einzigen Gäste.
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Die Höhlenstadt
Matmata
Pipelinepiste, erste Sandprüfungen
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Nach
Matmata und Ksar Ghilane, Einreise nach Libyen
Dienstag 22.2.: Frühstück
nach Einkauf im Souk (Markt) und den umgebenden Geschäften. Marmelade
aus der Dose, dazu Baguettes, Butter, Milch, Joghurts. Die Sachen kosten
etwa halb so viel wie zu Hause, das gilt auch fürs Benzin. Matmata mit
seinen berühmten Höhlenwohnungen erreichen wir 40 km später, in schon
wüstenartiger Landschaft; auch einige Ausflugsbusse treffen wir hier an.
Nach
einem Rundgang und Besuch des Museums sammeln wir erste Pistenerfahrungen
mit Gepäck, über steinige Wege nach Bir Soltane, fahren dann über die
Pipelinepiste ("Wellblech"-Rüttelstrecke mit Sandfeldern) immer schwieriger
werdend, 140 km nach Süden, bis Ksar Ghilane.
Ein Bad im warmen Quellpool wäscht den Staub ab. Touristisch ist hier
viel los, etliche Veranstalter haben Camps errichtet, wo der Ausflügler
von der Küste in Strohhütten übernachten kann, stilecht Couscous essen
und mit dem Dromedar in den Sonnenaufgang reiten.
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Der erste Teil der Reise
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Über
Ben Guerdane zur libyschen Grenze
Mittwoch, 23.2., unser
Tag 4 in Afrika. Nachdem wir gestern etliche Zeit mit dem Aufstellen der
Motorräder im weichen Sand verbracht hatten, geht´s heute schon deutlich
besser. Zwischendurch werden wir immer wieder von Martins Fruchtschnitten
aufgebaut, von denen mehr als genug dabei sind. Die ungewohnten Sandfahrtechniken
funktionieren immer besser, wir fahren gleich querfeldein die paar km
zur Straße hinüber. Ja, Straße: die 15 km Zufahrt zur Oase sind asphaltiert,
weiter geht es dann allerdings wieder auf holpriger Piste.
Über
Beni Khedache gelangen wir auf die Asphaltstraße nach Medenine, weiter
an der Küste nach Ben Guerdane. Am Weg zur Grenze tauschen wir bei einem
der vielen Geldwechsler am Straßenrand 1000 DM (500 Euro) in libysche Dinare,
zu einem recht guten Kurs (1:1). Das wird übrigens fast die gesamten Kosten
der nächsten drei Wochen decken, wir wechseln lediglich einmal 500 Franc
nach, so dass wir in etwa 50 Euro pro Person und Motorrad pro Woche gebraucht
haben.
Bei
der Ausreise aus Tunesien geht die Sonne unter, die etwas langwierigeren
Formalitäten auf libyscher Seite finden bei Dunkelheit statt und nehmen
gute eineinhalb Stunden in Anspruch. Mit Carnet de Passage, Versicherung
und neuen Nummerntafeln ausgestattet knattern wir in die Nacht hinaus,
wir haben es geschafft, sind wirklich in Libyen. 210 US$ (230 Euro) haben
die Nummerntafeln und Versicherung gekostet, nochmal 25 Euro das Carnet de
Passage. Eine seltsame Sache: anscheinend hatte man nicht mit Motorrädern
gerechnet, so bekommt jeder zwei Auto-Nummernschilder. Wir müssen
nur das hintere montieren, das andere wandert ins Gepäck. Da hilft
kein Diskutieren, das Blech ist mitzunehmen und bei der Ausreise wieder
abzugeben, sonst ist die Kaution weg.
Genau
10 km von der Grenze entfernt schlagen wir unser Lager an einem Feldrand
auf. Es gibt ein warmes Abendessen aus tunesischen Vorräten, Kartoffeleintopf
und Tomatensalat mit Thunfisch. Unter der Plane vor dem Regen und auch
etwas vor Wind geschützt verbringen wir einen gemütlichen Abend.
Links
die Verpackung der libyschen Thunfischdosen. Glücklicherweise ist
ein Bild drauf. Und: nein, es ist kein Katzenfutter.
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Im Cafe-Restaurant
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Libysche
Langstrecken: Südwärts nach Nalut
24.2./ Tag 5. Ein
Fahrtag, gut 300 km nach Süden. Es ist so kalt, dass wir uns das Regenzeug
überziehen, lange Unterwäsche sowieso. Hier sollte man besser aufmerksam
fahren, in Libyen gibt es keine Führerscheine. Oft sitzen Zwölfjährige
am Steuer der alten Peugeots, meistens mit der restlichen Familie im Auto
oder hinten auf der Ladefläche. Wir rufen wahre Begeisterungsstürme hervor,
grundsätzlich werden wir mit Lichthupe und Hupe begrüßt, sowohl von Entgegenkommenden
als auch von Überholenden, und die Leute am Straßenrand winken uns zu.
Als wir einen Bus überholen, hängen sich die Schulkinder aus den Fenstern,
lachend und rufend.
Mittags
parken wir vor einem Esslokal, kurz bevor ein gewaltiger Platzregen niedergeht.
Im Trockenen essen wir ein altes aufgewärmtes Brathendl mit Reis. Besteck
gibt´s nicht, dafür reichlich Brot und die Finger der rechten Hand. Die
linke wird ja in arabischen Ländern auf der Toilette und daher nicht mehr
bei Tisch verwendet. Das ist gewöhnungsbedürftig.
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Tankwart im Wintergewand. Wir auch.
Rechnung der Jugendherberge
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Beim Tanken dann eine
angenehme Überraschung, das Benzin kostet wirklich sehr wenig: umgerechnet
etwa 70 Groschen (5 Cent) für den Liter Super.
Abends
erreichen wir das an einem Felsabbruch gelegene Nalut, wo wir uns in der
Jugendherberge einquartieren. Brot ist abends nicht mehr zu bekommen,
so dass wir wieder einen großen Topf Salat machen, mit Oliven und importiertem
dänischen Feta-Käse. Draußen ist es grauslich, es stürmt und ist kalt.
Im Zimmer zieht es, weil die Türen und Fenster nicht ordentlich schließen,
daher stellen wir die Betten so um dass sich keiner in der Nacht verkühlt.
Die Dusche bietet warmes Wasser, allerdings nur sehr wenig - macht nichts,
wir sind ohnehin schon auf Wasser sparen eingestellt.
Andere
Gäste gibt es nicht. Drei Herren, von denen wir nicht wissen wer zum Personal
gehört, sitzen in Decken gehüllt vor dem Fernseher, ein Heizstrahler glüht
vor sich hin. Die Elektroinstallation ist so desolat, dass ab acht Uhr
abends die Spannung zusammenbricht. Das ganze Stadtviertel ist finster,
wahrscheinlich hat der Regen irgendwo einen Kurzschluss verursacht.
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Dromendare, Straße, Horizont
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Nalut
- Derj
Freitag 25.2. / Tag
6. In der Früh zum Bäcker. Brot ist staatlich gestützt, daher sehr billig
und begehrt. Die Bäckereien arbeiten vormittags im Schichtbetrieb, und
es warten immer Leute auf Brot, das schubweise ausgegeben wird. Oft werden
Kinder zum Brot kaufen geschickt, denn das Anstellen kann ein Weilchen
dauern. Ich warte eine gute halbe Stunde, dann habe ich mit Unterstützung
aller anderen Kunden die gewünschten 20 Baguettes. Kostenpunkt: 1,5 Dinar,
etwa 7 Cent. Beim Frühstück eine unangenehme Überraschung: Die Haselnusscreme
ist nicht essbar, weil ranzig. Also Eckerlkäse.
Es
ist immer noch kalt, beim Packen weht ein eisiger Wind, der aber bald
nach Aufbruch wärmer wird und irgendwann fast ganz aufhört. Wieder geht
es 200 km nach Süden, und die Vegetation nimmt merklich ab, es wird immer
wüstenhafter, Dromedare äsen neben der Straße. Wir nähern uns der ersten
langen Offroad-Etappe.
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Mein Garmin GPS 12. Halterung, Ladekabel und Datenkabel sind selbstgebaut.
Piste auf der Plateaustrecke
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Die
Plateaustrecke: 500 km Piste von Derj nach Idri, Tag 1
Wir tanken voll und
zusätzlich je 20 Liter Benzin in die Kanister, so dass im Schnitt jeder
etwa 45 Liter Treibstoff dabei hat. Auf 500 km sollte das reichen, Umwege
und höheren Verbrauch einkalkuliert. Außerdem 10-15 Liter Trinkwasser
für die veranschlagten 5 Tage Fahrzeit, am Weg gibt es für Notfälle auch
zwei Brunnen. Wir essen noch die einzige Mahlzeit, die im Restaurant angeboten
wird: Ragout. Schmeckt nach Zwiebeln und Leber, ganz lecker. Nach einem
abschließenden Kaffee geht´s hinein ins Vergnügen, erstmals sind die GPS-Geräte
wirklich im Einsatz.
Unsere
3 "Garmins" zeigen uns mittels Satellitenpeilung den derzeitigen Standort
in Graden an, liefern außerdem Informationen über Abstand und Richtung
von zuvor eingegebenen Wegpunkten, diese Angaben wiederum hatten wir aus
den Pistenbeschreibungen, dem Internet und von anderen Reisenden bekommen.
Sie sind zusammen mit den Spuren bzw. Pistenmarkierungen unsere wichtigsten
Wegweiser, da es andere Orientierungshilfen oft nicht gibt. Die genauesten
Karten weisen noch Abweichungen bis zu 15 km auf, und sind in flachen
Sand- oder Kiesebenen ohne markante Anhaltspunkte nur zur gröbsten Orientierung
zu gebrauchen. Da sind die handlichen Geräte, die uns mit typischerweise
etwa 30m Genauigkeit leiten, ein großer Vorteil und für Motorradfahrer
mit beschränkten Sicherheitsreserven (Benzin, Wasser) die einzige Möglichkeit,
manche Strecken zu befahren.
Unsere
Piste ist allerdings recht gut zu erkennen, verläuft zunächst in einem
Wadi bzw. über Schotterebenen. Nach etwa 60 km machen wir Schluss, um
noch einen schönen Schlafplatz zu finden. Brennholz gibt es reichlich,
und im Windschatten unserer Plane lässt es sich trotz kühlem Wind gut
aushalten. Es gibt Reis, später Tee. Geredet wird - übers Schitourengehen...
Nachttemperatur -3°C.
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Landmarke auf der Plateaustrecke
Schlafplatz, etwas abseits
Michis Powermüsli
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Die
Plateaustrecke, zweiter Tag: weite Ebenen
Samstag 26.2. / Tag
7. Spuren im Sand: Wüstenspringmäuse haben uns in der Nacht besucht, und
viele verschiedene Käfer. Auch ein größeres Tier, es muss ein Fennek (Fuchs)
oder eine Wüstenkatze gewesen sein. Es ist wolkenlos, wird nach Sonnenaufgang
schnell warm. In der Früh brauchen wir noch recht lange, bis alles an
seinem Platz ist, obwohl wir von Gabes schon ein großes Packerl mit überflüssigen
Sachen heimgeschickt hatten. Im Februar wird es noch nicht so heiß, so
können wir auch mittags noch bequem fahren, allerdings sieht man durch
die hochstehende Sonne kaum Schatten, das Gelände ist so schwieriger einzuschätzen.
Einmal
verfahren wir uns, verlieren die Piste, weil wir einen Abzweiger versäumen.
Wir beschließen, querfeldein auf den nächsten Wegpunkt zuzufahren. Im
Endeffekt kostet uns das mehr Zeit als Zurückfahren, wir müssen auf ein
grobsteiniges Plateau hinauf und uns dort den Weg zwischen den Felsbrocken
suchen. Da setzt schon hin und wieder ein Kanister auf. Eine knappe Stunde
brauchen wir, um den angepeilten Brunnen zu erreichen. Anschließend geht
es flott mit 60-70 km/h dahin.
Wir
haben die Hamadah erreicht, die Steinwüste. Im speziellen eine Reg- oder
Serirebene: Fester Sand mit kleinen Kieseln. So haben wir heute abend
fast 200 km hinter uns, als wir in absolut ebener und fast bewuchsloser
Landschaft unser Lager aufschlagen, einen Kilometer von der Hauptpiste
entfernt. Es ist sehr still, der Horizont rundherum eine gerade Linie.
Nur der Benzinkocher faucht und macht eine Unterhaltung schwierig. Sichtschutz
auf der Toilette bieten die einbrechende Dunkelheit oder ein paar hundert
Meter Abstand.
Und
wenn wir schon bei den Körperfunktionen sind: Wir trinken natürlich
fleißig Wasser, jausnen zwischendurch Orangen oder Baguette mit
Käse. Abends wird eine Suppe und Kohlehydrate gekocht: Reis, Nudeln,
Couscous. Und morgens ein ordentliches Müsli. Zuerst noch mit Getreideflocken,
als uns die dann ausgehen wird es mit abends gekochtem Couscous zubereitet.
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Flott mit 60 km/h auf der Serir-Ebene
Flott eingegraben
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Die
Plateaustrecke, dritter Tag: Abbrüche und Wadis
Sonntag 27.2. / Tag
8. Jede Menge Kies. Es geht noch viele Kilometer so weiter, flach dahin,
immer wieder durch kleine Senken mit etwas Bewuchs unterbrochen. Nachmittags
gelangen wir zur Abbruchkante, mit einer holprigen Piste talwärts, unterhalb
ein Polizeiposten, wo unsere Pässe kontrolliert werden. Die Polizisten
sind sehr locker, in Zivilkleidung, und wollen plaudern, freuen sich üer
die Abwechlung. Nein, Whiskey haben wir leider keinen dabei ...
Etwas
später eine längere Pause, an Michis Gepächträger ist eine Schraube abgerissen.
Die Reparatur findet in beeindruckender Kulisse statt, schwarze Berge
umrahmen das hellsandige Tal mit schönen Sandsteinfelsen. Es ist schon
heiß, also stellen wir für die Dauer der Reparatur ein Schattendach auf.
Etwa 25°C hat es darunter immer noch.
Die
Strecke wird herausfordernder, tiefsandige kleine Wadis sind zu queren,
wo wir manchmal bis zur Kofferunterkante einsanden, oder in einer tiefen
Spurrille die Motorräder hinlegen. Dafür ist es aber sehr abwechlungsreich,
kleine Koloquinten (Bitterkürbisse) leuchten wie Tennisbälle im Sand.
Schließlich, nach rasanter Fahrt über etwa 20 km Serir, zwingt uns die
rasch hereinbrechende Nacht, das Lager aufzuschlagen.
Wenn
die Sonne einmal weg ist wird das Fahren schnell ungemütlich. Auf einem
kleinen Pass neben der Piste genießen wir Käse- und Spinatspätzle aus
der Bordküche, eine schöne Belohnung für die heutigen Anstrengungen. Am
Nachthimmel suchen wir die uns bekannten Sternbilder, und ein paar neue
dazu.
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Ein schöner Lagerplatz vor Idri
Mittagspause in Idri: die Hauptstraße
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Die
Plateaustrecke, vierter Tag: Ankunft in Idri
28.2. / Tag 9. Die
Nächte werden etwas wärmer, es friert nicht mehr. Nach unserem Müslifrühstück,
Kaffee und Tee ist es auch schon 10 Uhr. Markus´ Motorrad hat Elektrikprobleme,
Ausfälle bei E-Starter und Anzeigen, starten geht nur noch in bestimmten
Lenkerpositionen. Weiter geht es durch zerwühlten Sand, oft besser neben
der Piste zu fahren. Noch ein paar große sogenannte Walfischdünen sind
zu überwinden, dann geht es über eine weite Sandebene auf Idri zu. Wir
erreichen Asphalt und haben die erste unserer Offroad-Strecken ganz anständig
absolviert.
Nach
dem Volltanken wird ausgiebig Mittagspause gemacht, mit Thunfischsandwiches
und Kaffee in der "Mangerie", einem Speiselokal. Nebenher werden die Vorräte
aufgefüllt: Wasser, Birnensaft in Dosen, ägyptische Schokoriegel, Milchpulver,
Weckerl, Schmelzkäse, Karotten, Zwiebeln, Couscous, Marmelade.
Beim
Einkaufen treffen wir einen Mechaniker aus Nigeria, der Wasserpumpen repariert
und uns auf die politische Lage in Österreich anspricht: "You people can
leave the country when you like? Oh, that´s gooood".
Wir
fahren heute noch ein Stück aus dem Ort raus und campieren am Rand der
Dünen, morgen gehen wir die nächste Strecke an: Idri-Ubari durch den Erg
Ubari. Erg heißt: Sanddünen, so weit das Auge reicht. Es gibt große Haupttäler,
die immer wieder durch Querriegel versperrt sind, manchmal muss man auch
über den Kamm in ein anderes Tal queren. Wir sind schon sehr gespannt,
wie es uns da geht. GPS-Koordinatenhaben wir genug, aber eine Hauptroute
oder markierte Piste gibt es hier definitiv nicht, wir sind für die nächsten
150 km ganz auf uns selbst gestellt.
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