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Australien 1998



Titel


Mit Resturlaub vom letzten Jahr und Dank meinem verständnisvollen Chef schaffen wir es heuer, insgesamt zwei Monate Sommerurlaub zu haben. Den werden wir auch brauchen, unser Ziel heißt "Down Under". Die Reisezeit ist kein Thema, wir sind auf die Schulferien festgelegt.
Nach einer ersten Reise ohne Familie im Jahr 1991 weiss ich in etwa, was es bei der Planung zu berücksichtigen gibt.
Dementsprechend wollen wir uns auf den Bundesstaat Queensland konzentrieren.

Ein paar Hindernisse stellen sich einer geruhsamen Vorbereitung in den Weg: zunächst wird Evas Auto bei einem Ausflug nach Budapest geklaut, dann ergibt sich die Gelegenheit, in eine große Wohnung zu ziehen. Vor allem letzteres kostet immens viel Zeit und Schweiß, und wir werden mit Hilfe aller Freunde grade noch "fertig". Die Packliste war schon im Dezember geschrieben, die Tickets im November reserviert, so daß wir im Endeffekt dann doch (fast) nichts vergessen.



Vortag des Abflugs, 12. Juli

23 Stunden Nettoflugzeit
Damals kostete ein Ticket Graz-Brisbane-Graz bei Qantas gerade mal 1100 Euro.

Anna ist müde, hat am Abend ordentlich Fieber. Flug stornieren geht eh nicht mehr, also vertrauen wir auf ihre schnelle Genesung und packen weiter.
Abflugstag: Es wird! Anna ist fieberfrei. Mit Hilfe unserer Nachbarn kommen wir zum Flughafen, dürfen unser Auto für 2 Monate im Garten parken. Abends geht´s los mit der Fliegerei: Lufthansa nach Frankfurt, dort ein paar Kilometer in diversen Terminals zurückgelegt, weiter mit Qantas nach Bangkok und Singapore. Dort Fliegerwechsel, es ist mitten in der Nacht. Eva muß ihre Zwischendurchzigaretten (Rauchverbot auf den Flügen) in eigenen Raucherzimmern einnehmen, in denen es zugeht wie in einer Selchkammer.

Kurz vor der Landung in Australien geht die Kabinencrew mit Insektenspray durch die Gänge, um schädliche Mitbringsel (österreichische Gelsen?) zu vernichten.
Nach ca. 30 Stunden haben wir unseren Zielflughafen erreicht, Brisbane. Dann folgt das übliche Warten aufs Gepäck, das die Reise um den halben Globus schadlos überstanden hat.

Sämtliche nicht eingedosten Lebensmittel sind zu entsorgen, andernfalls drohen tausende Dollar Strafe. Eine knappe Stunde dauert die gesamte Prozedur. Visakontrolle nur noch per Computer, der hoffentlich gerade nicht abstürzt. Mein Vorname lautet dort "Dipl.Ing.", was einige Verwirrung auslöst.



Ankunft in Brisbane: Autosuche


Brisbane ist eine tolle Stadt - besonders vom Wasser aus

Brisbane, Mittwoch 15.7.
Ein kühler Ort, zumindest um 5 Uhr früh. Ein Kaffee hilft über den ersten Schock, der durch 4 Grad Außentemperatur verursacht wurde. Unsere australischen Freunde sind vor dem Sommer ins Outback übersiedelt, wir können aber bei Brians Schwestern wohnen, um von dort aus ein passendes Auto zu finden. Mit dem Taxi in die Stadt, wo wir von Schwester Kathy herzlich willkommen geheißen und mit Frühstück versorgt werden. Wir bekommen ein eigenes Zimmer, wo die Mädels bald darauf ihren Jetlag ausschlafen. Während ich auf einem ausgesprochen urtümlichen Hollandrad im hügeligen, ja bergigen Brisbane auf Entdeckungsfahrt gehe.


Sämtliche "Backpackers" im Stadtgebiet werden abgeklappert, ein gutes Dutzend und etwa 25 km sind das schon. In diesen einfachen Hostels für Rucksackreisende existiert immer ein schwarzes Brett mit Autoanzeigen, da kaum wer dieses Riesenland ohne eigenes Fahrzeug bereist. Beginnend bei 1000 Dollar (1$=0,60 Euro) und bis zu 6000 $ gehen die Angebote, zumeist Kombis der Marken Ford und Holden (GM/Opel), oder Minibusse aus Japan oder Wolfsburg. Bis zum Wochenende suchen wir nach einem Ford. Nach den Erfahrungen der ersten Reise ist das eine gute Wahl. Der etwas größere Durst wird durch Robustheit aufgewogen, Sprit ist eh billig, und die Kleinbusse sind zu teuer und anfällig.



Brisbane: Autokauf, erste Touren


Phil beim Bremsencheck

Zu unserem Glück hilft uns noch ein Bekannter über 3 Ecken: Phil, in seinem früheren Leben Automechaniker in einer - erraten - Ford-Werkstatt.
Abends fahren wir durch die Vororte und klappern Autos ab, was sich halt so bei den Backpackers bzw. in der Zeitung findet. Nach drei Tagen werden wir fündig, nach etlichen Rostlauben, Motorschäden, dubiosen Angeboten ein ehrliches Auto! Ein Ford Falcon XF Sedan von 1984, sauberer Motor, guter Zustand, mit Road Worthy Certificate (ähnlich unserem Pickerl) und Typisierung um 2500 Dollar (entspricht 1450 Euro).
Es ist Samstag, wir müssen für die Zulassungsänderung bis Montag warten, bis dahin wird auch noch eine gesprungene Scheibe getauscht.


Inzwischen haben wir Brisbane schon etwas kennengelernt, haben via Flussboot das Lone Pine Koala Sanctuary besucht (australische Tiere, von der Echse bis zum Koala), waren auf dem Turm des Rathauses und in der Fussgängerzone, und haben auch mit den Schwestern im VW-Bus die Umgebung erforscht. Bunte Tage, wenn wir auch noch etwas müde vom langen Flug waren, und leicht verfroren. 10-15°C mittags sind nicht viel. Wir ziehen halt alles an, und kaufen noch ein paar warme Socken...
Montag ist Großkampftag. Mittags fahr´ich Auto holen, dann eine gute Stunde lang zurück. Gottseidank hauptsächlich am Highway, immer gradeaus, die ersten 60 km Linksverkehr sind gewöhnungsbedürftig



Brisbane: Aufbruch


Erste Kontakte im Zoo

Die Dame mit Kind ist die Vorbesitzerin

Abends fahren wir zum Supermarkt einkaufen, packen unser Zeug, sitzen warm angezogen am Balkon und planen unsere erste Etappe. Ein Opossum läuft ein paar Meter entfernt am Baum herum. Die Schwestern haben uns erzählt, daß diese Beuteltierchen nachts auf den Telefonleitungen spazierengehen. Andere Tiere kommen ins Haus, heute beispielsweise ein Huntsman Spider, eine ziemlich giftige Spinne. Er schafft es nur bis ins Stiegenhaus und auf Kathys Schuhsohle. Eva freut sich schon ziemlich auf unser Zelt, wegen dem Moskitonetz.

Dienstag ein paar Umbauten am Auto, ein Kurzschlußschalter legt bei Bedarf die Zündung still, die Innenbeleuchtung und Steckdose wollen neu verkabelt werden. Ansonsten ist der Wagen abfahrbereit. Ein großes Auto, ähnlich unserem Ford Granada, mit 4.2 Liter Hubraum auf 6 Zylinder verteilt.



Servolenkung ist hier Pflicht und für uns ungewohnt. Mittags in die Stadt, Straßenkarten beim Automobilclub geholt, und bei der Versicherung eine Haftpflicht für Sachschäden abgeschlossen. Obligat ist nämlich nur die Personenhaftpflicht, und die kauft man gleich mit der Zulassung mit.
Nachmittags die Ummeldung, grade noch vor Schalterschluß.
Im Gegensatz zu Österreich versucht man hier, Amtswege für den Kunden möglichst schnell, günstig und einfach zu erledigen. Zum Ummelden eines Autos braucht man einen Ausweis, ein von beiden Parteien unterschriebenes Formular, 15 Dollar, das berühmte "Road Worthy" und 5 Minuten Zeit. Und das wohlgemerkt als Tourist. Versuch´das mal zuhause bei uns... Jedenfalls geht es sich noch aus, daß wir am Abend ein Stück die Küste hochfahren zu unserem ersten Ziel. Eine Woche ist seit unserer Ankunft vergangen.



Coochin Creek State Forest Park

Der Kookaburra ist so groß wie ein Rabe

Ein bisserl Herumgesuche in der Dämmerung, alles neu für uns. Noch so viel zu schauen, tanken auch nicht vergessen, und dann haben wirs endlich geschafft. Keine Autostunde von Brisbane entfernt sind wir auf einem kleinen Campground gelandet, stellen schnell das Zelt auf. Das geht immerhin flott und fast ohne hinschauen; wir hatten uns aus Anlaß dieser Reise ein neues Zelt geleistet, es wurde aber wieder ein Salewa und ist gleich aufzustellen wie unser kleines Zweimannzelt. Außerdem hatten wir wohlweislich einmal vorher in Slowenien probegezeltet und die Vollständigkeit geprüft. Wir sind fast allein, vielleicht drei oder vier Autos stehen noch in der Finsternis herum.


Am nächsten Tag wecken uns die Schreie der Kookaburras, deren Gelächter pünktlich bei Morgengrauen einsetzt. Und nicht leise... Wir machen eine Wanderung zum Wild Horse Lookout, danach eine kleine Rundfahrt durch die Glass House Mountains, Basalttürme, die von alten Vulkanen zeugen. Dazwischen Landwirtschaft: Mangos, Ananans etc. Leider wird es schon recht früh dunkel, so gegen halb sechs, und auch recht kühl. Da ist was Warmes zum Essen fein, heute Hendl vom Grill, dazu Weißburgunder. Eine Plane, eigentlich als Sonnenschutz dabei, bewährt sich auch gegen Regen und verhilft uns zu einem trockenen Frühstücksplatz.



Unterwegstipps: Camping down under

Kochen mit dem originalen "Billy Pot"


Camping: kaum frequentiert

Vielleicht ein paar Worte zur Ausstattung der Campgrounds. Wir waren meistens auf staatlichen Plätzen, in Nature Parks, National Parks oder ähnlichen Gebieten. Die meisten sind mit Zeltmöglichkeiten ausgestattet, Minimum ist eine Komposttoilette und ein Wassertank, meistens auch Feuerstellen (barbecues oder BBQ, liebevoll auch barbie genannt) und Picnic Tables. Die Sanitäranlagen (facilities) bestehen aus Toilette mit Behindertenzufahrt, Waschbecken, manchmal auch einer Dusche, mit viel Glück sogar einer warmen. In der Regel gibt es weder Wasserleitung noch Strom in der Nähe, das Regenwasser wird über die Dachfläche gesammelt und in einem großen Betontank gelagert. Von dort oder aus einem Brunnen fördert eine Solarpumpe tagsüber eine kleinere Menge in einen Hilfstank unter dem Dach, von wo aus die Schwerkraft den Wasserhahn versorgt.
Die Komposttoiletten funktionieren praktisch wartungsfrei, durch Zwangsbelüftung und die Ausnützung der natürlichen Wärmeentwicklung erfolgt ein schneller Abbau der Restl. Kein Vergleich zu einem Plumpsklo, es stinkt nicht, und Fliegen gibt´s auch keine.

Das wars auch schon. Meistens gibt es keine Rezeption, man steckt seinen Obulus in ein bereitliegendes Kuvert, trägt seine Daten ein und steckt den Umschlag in eine Box. Natürlich kann man auch mit Kreditkarte zahlen, einfach Nummer eintragen. In den National Parks kostet eine Nacht pro Nase einheitlich 3,50$, also ca. 2 Euro, so eine Anlage für im Schnitt 15-20 camper wird von den Rangers mitbetreut, die oft in der Nähe ihr office haben.
Müllkübel sind nicht zu finden, es ist in Australien selbstverständlich, daß man seinen Mist wieder mitnimmt. Manchmal wird Brennholz zur Verfügung gestellt, in wechselnder Qualität - wir hatten auch schon mal unbrennbares feucht-salziges Mangrovenholz...
Oft ist auf der Zufahrt 20 oder 30 km vor dem Platz ein Schild aufgestellt, daß man doch sein Feuerholz schon hier an der Straße sammeln soll, weils im Park verboten ist. Ist man erst mal dort, dann gibt es eine fixe Anzahl von Stellplätzen, da wird nicht gedrängelt oder geschlichtet. Wenn alle Plätze voll sind, auch wenn auf einem Riesenstellplatz nur ein Radler mit Minizelt steht, dann ist voll. Man kann sich also auf "seinem" Fleckerl ungeniert breitmachen. Üblicherweise sind das etwa 100m2, grade genug für Auto, Zelt, Hängematte, Tisch, Feuerstelle,...

 




Autosorgen


Äsende Roos am frühen Morgen

Das Auto macht kleinere Probleme, die sich schon in Brisbane angekündigt hatten: die Batterie ist schwachbrüstig. Immerhin, es lässt sich leicht anschieben, weil keine Automatik.
Vorbei an Orangenhainen gelangen wir wieder zum Bruce Highway nach Norden.

Tagestemperaturen von über 20°C stimmen uns besser, nachts frisch bei etwa 10°C.
Nächster Stop ist Boreen Point Camping, am Lake Coothaba. Sehr windig und kühl, dafür viele viele Känguruhs, viel Platz und warme Duschen. Eine ruhige Nacht, morgen haben wir einige Kilometer vor uns.

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