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  SR-Tour 2003


Entschuldigung ...

Von dieser Tour gibts nur ganz ganz wenige Bilder ...

Die SR im Tourentrimm: mit Alubox und Tankrucksack


Ein familienfreies Wochenende, und ein SR-Gespann das auf dem Weg der Besserung ist. Gute Voraussetzungen für ein paar spannende Tage on the road.

Auf dem Programm (Letztstand):

  • Freitag: In Wien einen günstig aufgetriebenen Autoscheinwerfer vom Teiletandler holen, Koarl treffen und dort nächtigen, und eventuell noch Sandras SR-Steuerkette diagnostizieren.
  • Samstags mit Koarl und Freunden auf ein tschechisches Gespanntreffen nahe Znaim knattern.
  • Sonntag: heimzu, über eine noch auszuwählende Strecke.

Nach vielen Problemen und Probierereien ist die Yamaha so weit, dass an eine Probetour gedacht werden kann. Nach dem Motto: was wäre passiert, wenn wir doch mit dem Gespann in Urlaub gefahren wären ... ?

Ein ausgeliehener Keihin CR Special Tuningvergaser (33mm) mit Trichter sorgt für ungeahnten Durchzug. Er ist zwar nur recht provisorisch befestigt, und der Benzinhahn hat mangels Unterdruckanschluss keine Reservestellung, und die Bedüsung ist nach Augenmaß gewählt, aber wir werden sehen …







Freitag, 5. September
Von Graz nach Wien über den Semmering

Spät aus dem Büro weg, Stress beim Einpacken, Wochenendstau. Ich bin spät dran, als ich über die Semmeringschnellstraße gen Wien knattere. Es ist warm, ich fahre mit Hemd unter Endurojacke und ohne Handschuhe.

Die SR zieht bis knapp Halbgas und 2500 Touren, überfettet dann fürchterlich und läuft erst wieder bei absolutem Vollgas sauber. Drehe ich den Gasgriff auch nur ein kleines Stück zu, stottert und spuckt der Motor sofort grauslich. Ich kann also auf ebenen oder abwärts führenden Stücken gemütlich dahintuckern, sobald es aber auf Leistung geht: volle Beschleunigung, Vollgas, sonst Gespucke und Geruckel.

Über den Semmering bedeutet das: vierter Gang und 80 km/h, auf der Autobahn 6000 U/Min bei 105 km/h. Zu kurz übersetzt ist die Kiste nämlich auch noch.

Allerdings hält der Motor das aus, erstaunlicherweise. Er sauft nur Unmengen Öl und Sprit. Nach 126 km bleibe ich liegen, komme mit der schnell noch eingepackten Ölflasche voll Reservesprit gerade so bis zur Tankstelle Leobersdorf. und errechne einen Verbrauch von gut 10 Liter/100 km. Schluck. Der Ölthermo hängt bei 95°C.

In Wien ist es zu spät zum Scheinwerfer holen, dafür lässt der Vollgasstreß nach, im Stadtverkehr kann ich mit wenig Gas mitschwimmen und suche mir den Weg zum Koarl in Purkersdorf. Dort werde ich freundlich aufgenommen, und wir vertratschen den Abend, unter anderem in seiner selbst gegrabenen Kellerwerkstatt. Das Grundstück ist bevölkert von Hondas (Mindestens drei Stück CB400), und diversen Jawas, CZ, einer Ish und zwei Katzen.

Da Koarl gestern Besuch aus der Ukraine hatte (ein paar Leutchen auf Europatour, mit seltsamen Fahrzeugen und großem Durst), ist er etwas müde und wird doch nicht aufs tschechische Oldtimer-Gespanntreffen nahe Znaim fahren. Und weil Sandra auch müde ist, treffen wir uns erst morgen, wenn ich den Scheinwerfer hole.

Egal, fahr ich halt doch zum Hari auf die Ruine Schaunberg, wo er das 10jährige Ural-Dnepr-Treffen veranstaltet. Diese Variante war die ursprüngliche Idee, war aber kurzfristig wegen Koarls Znaimfahrt ad acta gelegt worden.





Ein Russ'


Samstag, 6. September
Purkersdorf - Wien Ost - Wien Zentrum - Wachau - Schaunberg bei Eferding

Super geschlafen, im Gartenhäuschen, zukünftig die Sauberwerkstatt vom Koarl (Computer und dergl). Als erste Tat, noch vor dem Pinkeln: Vergaser zerlegt, Nadel von Mitte auf gaaaanz tief gehängt, zusammengebaut. Dann ist Zeit für den Rest.

Koarl und ich diagnostizieren Nadelhängerei auch beim Ölthermometer, allerdings unerwünschte: das Ding ist aus Dosenblech, und wenn mans schief anschaut verbiegt es sich so dass der Zeiger innen am Glas streift. Super Qualität. Aber immerhin: zurückgebogen, mit Heißluftgebläse geprüft, geht's wieder sauber.

Um mich vor dem Irrsinn zu bewahren, mit dem Gespann als Fremdling quer durch Wien zu fahren, packt mich Koarl ohne viel Umschweife auf sein japanisches Turbinenmopped, und wir slalomisieren durch die Stadt. Fein läuft sie, die 400er. Ungefähr ab da wo bei der SR der rote Bereich anfängt, schiebt sie erst richtig an ...

Mit wehen Knien klettere ich beim Teileverscherbler vom Sozius. Während dem Selbstausbau des Scheinwerfers erholen sich die Gelenke etwas. Fünfzehn Euronen wechseln den Besitzer (statt knapp 130 fürs Originalteil, oder 50 woanders). Dann zum Gericke gefahren, größeres Ritzel für die SR und etwas Gewand fürn Koarl kaufen. Schließlich mittags zu Sandra und Jürgen in den dritten Bezirk.

Die SR (eine 48T übrigens) hat 55tkm am Tacho und die leiseste Steuerkette, die ich an so einem Mopped je hörte. Nur etwas stramm eingestellt. Man einigt sich darauf, dass ein Wechsel noch nicht sinnvoll ist, weil auch der Spanner noch genug Einstellweg aufweist.

Ein zweites Problem kann mit Koarls Leatherman gelöst werden: die festgegangenen vernudelten Schrauben im Bremsflüssigkeitsbehälter lösen wir zu dritt. Einer hält den Lenker, einer stemmt sich mit Macht auf das Werkzeug und einer dreht. Knack knack knack knack: Bei SR und Tenere sind alle Schrauben gelockert, hurra!

Wir werden bekocht, und nehmen Jürgen mit in Richtung Purkersdorf. Er darf mit Sandras SR fahren, Tenere hat noch ein Elektrikproblem. Kleiner Zwischenstopp, umpacken, verabschieden, und auf gehts in die Wachau.

Kleine Straßen, Verirrung um die Tullner Donaubrücke, dann die Wachau auf der Südseite gepackt. Superschön, und gemütlich zu fahren. Die SR läuft fast wie sie sollte, Öltemperatur im Rahmenrohr 80 Grad. Immer noch etwas zu fett, aber fast kein Geruckel mehr, man könnte fast sagen sie hängt am Gas. Nur bei der Ölkontrolle bleibt der Messstab trocken. Schluck. Einen Liter nachgefüllt bis er wieder über Minimum ist. Ordentlichen Öldurst hat die Kleine, hoffentlich sinds nur die Ventilschaftdichtungen ... Auf die Öltemperatur hat das genau gar keinen Einfluss, die zeigt auch nach dem Aufffüllen wieder exakt 80 Grad an.

Nachmittagsrast bei der Donaufähre zu Spitz, Abendkaffee in Melk. Jürgen fährt zurück nach Wien, ich nach Westen, die Schaunburg ruft.

Vorerst bleibe ich der Donau treu, über Perg bis Mauthausen. Dann, als es finster wird, gehts auf der Autobahn weiter. Mit 90 Stundenkilometer auf der LKW-Spur, Öltemperatur 90 Grad bei 90 - 100 km/h (5000 - 5500 U/Min), bis ich bei Wels die Autobahn verlasse.

Irgendwann ist Zeit für Pulli und Handschuhe, und nach dem Weg fragen. Zweimal fahre ich an der Ruine vorbei, bis ich doch die richtige Zufahrt finde.

Lagerfeuer, Gespanne, Zelte, nette Menschen, Musik, Würstl, Bier, Wodka (nicht exakt in dieser Reihenfolge). Beim Pinkelplatz suchen knusperts im Burggraben. Ich leuchte runter und überrasche ein Jungreh bei der Jause, Wildnis pur hier.

Dann ins Gottseidank zwischendurch schon aufgestellte Zelt gekippt. Die Sitzbank meiner SR ist absoluter Mist, viel zu weich gepolstert. Mein Hintern ist gemartert, ich schlafe bäuchlings.





Ein schöner Rahmen, die Ruine


Sonntag, 7. September
Ruine Schaunberg - Eferding - Phyrnpass - Admont - Gesäuse - Niklasdorf - Graz

Aufgewacht von Kaffeeduft und -geräusch. Neben meinem Zelt sorgt eine Kabeltrommel mit angeschlossener Kaffeemaschine für sonntägliche Gefühle.


Hari, inzwischen Ural-Generalimporteur für Europa, hier beim
Abtransport der Reste. Stilecht im Beiwagen, eh klar.


Der Versuch, das neue größere Ritzel zu montieren, um mit weniger Drehzahl nach Graz heimzuorgeln, scheitert an der fehlenden 32er Nuss. Shame on Yamaha! So eine unnötige Riesenmutter an so einer kleinen Maschine! Derartiges Werkzeug ist nicht vor Ort, und mit diversen Wasserpumpen- und Mutternzangen komm ich nicht dazu. Also nix. Stattdessen getratscht, über unser kommendes Wintertreffen und so. Ein paar gute Adressen bekomme ich noch, dann nach dem Frühstück heimwärts, über die Felder von Eferding.

In irgendeinem kleinen Ort findet ein Dorffest statt, veranstaltet von Feuerwehr und Oldtimerclub. Alte Traktoren zuhauf, da wird doch einer ... ?

Zehn Minuten später, vor der Baggerwerkstatt: Ritzel wechseln mit dem großen ehrwürdigen Walter-Ringschlüssel. Viiiel besser dann. Noch eine Spende ins Körbchen, ein kaltes Cola, und den Phyrnpass angegangen. Mit den Motorradlern kann ich nicht ganz mithalten, mit vielen Autos schon. Eine Hetz! Schönes Wetter wie gestern, Temperaturen in den Zwanzigern, trocken.

In Liezen beim Öl tanken und Benzin kontrollieren* dann die Entscheidung: schnell heim, oder ... ? (*Streckenverbrauch auf 100km: 7 lt Benzin und gut 0,2 lt. Öl ...)

"Oder" heißt: noch ein bisserl fürs Wintertreffen recherchieren, Strecken checken, Gasthaus auswählen. Weils erst halb zwei ist, mach ich das. Uiii, ist das schön dort. Ich sag nur: Admont, Johnsberg, Nationalpark Gesäuse, Erzberg.

Über den Präbichl nach Leoben wassert es noch kurz aber kräftig, ich komme grade noch rechtzeitig in die Kombi. Schon wieder trocken stoppe ich 30 km später auf einen Kaffee beim Uwe, wo ich mir Bilder von der Kastenenten-Restaurierung anschaue. Ein Wahnsinniger, ich habs immer schon gewusst. Gottseidank, genau der richtige Wintertreffen-Coorganisator. Sein Russe fährt auch schon wieder, er packt die kleine Lotte in den Beiwagen und begleitet mich ein Stück. Und diagnostiziert Ölgeruch in meinem Abgas ...

Endspurt: noch eine Dreiviertelstunde bis Graz, die fast eine Stunde dauert, weil die Kiste immer fetter und fetter läuft, zum Schluss kaum mehr auf achtzig kommt. Wurscht jetzt, Hauptsache sie fährt noch.

Ein Prüfblick offenbart die Ursache: der nur im Ansaustutzen befestigte Vergaser war an der Unterseite herausgewandert und hatte sich zunehmend schräg gestellt, wodurch das Gemisch immer fetter wurde.

Aber eigentlich hat die SR brav durchgehalten und ich habe viel gelernt.

  • Der Motor wird über den Winter geöffnet, um dem Öldurst beizukommen
  • Ich werde mich um ein paar sehr magere Vergaserteile umschauen, damit sollten auch die Original-Mikunis fahrbar werden
  • Eventuell Luftfilterkasten neu und größer, weil Batterie eh im Boot. Ohne Luftfilter ist die Kiste einfach viel zu laut!
  • Auf die unsägliche 32er Ritzelmutter wird wie bei meiner Tenere eine 22er Mutter aufgeschweißt. Dann kommt man mit dem Bordwerkzeug aus.


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