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Die Gilsterhobelseite

 

 

 







 


Gilsterhobel

Man schneidet mit dem Reifenhobel zusätzliche Lamellen in das Profil des Reifens.
Diese feinen Schnitte öffnen sich unter dem Druck im Fahrbetrieb, und der Reifen verkrallt sich erstens besser mit der Straßenoberfläche bzw. Schneefahrbahn,
und zweitens liegt die Reifenoberfläche entspannter und damit kraftschlüssiger auf der gesamten Berührungsfläche auf. Das gilt beim Kurvenfahren ebenso wie beim Bremsen oder Beschleunigen.

Die Lebensdauer des Reifens leidet übrigens nicht (eher im Gegenteil), und das Gilstern scheint auch für moderne Reifen sinnvoll: Es werden immer mehr Schönwetterreifen produziert; mit sehr weicher Mischung für guten Grip, aber wenig Profilierung.

Sinnvoll bei Regenfahrten (Kurvenhaftung; hier wird zumeist längs geschnitten), und anscheinend auch im Winter (vor allem bei Gespannen; siehe Auto-Winterreifen die inzwischen alle lamelliert sind.

Hier eher quer zur Drehrichtung wegen Vortrieb/Bremsen, oder schräg fischgrätartig für zusätzlich verbesserte Seitenführung).

Da die Schnitte nicht sehr tief sind, (um die 1-3 Millimeter), verschwindet die Feinstprofilierung nach einiger Zeit von selbst, wenn sich der Reifen abfährt.

Zur Wirkung: Ein Wunder geschieht nicht, aber es hilft.

Albert hat sich so ein Teil aus Cutter-Klingen und Aluminium-Flachmaterial selbst gebaut - siehe Bilder links.

 

Das Original



Bild 1


Bild 2



Bild 3


Bild 4

Und hier dank Klaus noch ein paar neue Fotos dieses ehrwürdigen Werkzeuges (Klick vergrößert):







und noch ein paar: [pic] [pic] [pic] [pic]

 


Im Buch "So fährt man Motorrad“ von Ernst Leverkus ("Klacks") wird dieses Gerät genau beschrieben. Und Uwe hat mir Scans geschickt - danke!
Hier aus dem Original zitiert:

Die Maschinen zum richtigen Fahren herzurichten, das ist ein Bandwurm für sich. Das beginnt bei der richtigen Einstellung des Motors, berührt Themen wie exakte Seilzugverlegung und ist bei der Reifengeschichte noch lange nicht beendet.
(…)
Für die Reifen gibt es auch einige Grundregeln. Glatte, durchgehende Rillenreifen? Weg damit! Höchstens Rillenreifen, deren Rillen durch Quernuten unterteilt sind und deren Blöcke auf der Oberseite aufgerauht sind, entsprechen der für uns nötigen Fahrsicherheit.
Wenn nicht, mit dem Gilsterhobel nachhelfen! Ansonsten nur Reifenprofile suchen, die in der Mitte möglichst eine Längsnut haben (Metzeler Block C u. a.) oder deren Längssteg in der Mitte möglichst eng durch vollkommen durchgehende Querrillen unterbrochen ist. Für 100-Meilen-Renner nur "S-Reifen" benutzen! Immer aber ist es lohnend, den Reifenhobel zum Feinstprofilieren zu benutzen. Er ist eines der wertvollsten Dinge, die die Zubehörleute je erfunden haben. (…) Damit kriegt man einen Reifen fast 100%ig rutschfest.

Lange vor 1939 schon baute Freiherr Reichlin von Meldegg in Berlin dieses Werkzeug.
(…) Sieben scharfe Spezial-Rasiermesserklingen sind im gleichen Abstand nebeneinander gelegt. Nur die scharfen Ecken (Bild 1 Pfeil) schauen etwa 2 Millimeter aus dem abgeschrägten Hohlkörper heraus.

Man klemmt das Rad mit aufgezogenem und aufgepumpften Reifen zwischen die Füße, beugt sich von oben über die Decke und zieht mit dem Reifenhobel in Längsrichtung des Profiles ganz feine rasiermesserartige Schnitte in die Profile (Bild 2) nach oben. Mit zwei Fingern werden die Klingen in den Gummi eingedrückt (Bild 4).

Man beginnt in der Mitte der Decke, und man beendet die Schnitte am äußersten Profilrand (Bild 3). Am Ende der möglichen Armreichweite macht man mit Kreide eine kleine Markierung. Dort setzt man die Arbeit gleichmäßig fort. In etwa 5 bis 6 Abschnitten kann man die Decke vollkommen umrunden. dabei ist es wichtig, dass die Schnitte gleichmäßig tief erfolgen. Bei starker Schrägstellung werden sie tiefer las bei flacher Haltung des Hobels. Dafür sind zwei verschieden hohe Auflageebenen im Hobel vorgesehen (Bild 4).

Um gleich einem weit verbreiteten Irrtum zuvorzukommen: Die Bearbeitung des Reifens mit dem Reifenhobel schadet der Lebensdauer der Decke nicht! Durch die feinen Schnitte werden die Blöcke nochmals bis zu etwa 1 bis 1,5 Millimeter tief unterteilt, wobei die Entspannungsmöglichkeit der Auflagefläche größer wird. Auch entsteht eine gewisse Saugwirkung. Ein auf diese Weise probilierter Reifen ist fast 100 Prozent sicher gegen seitliches Wegrutschen auch in größter Schräglage. Leider ist serienmäßiges Feinstprofilieren wegen der Feinheit der Schnitte bei der Reifenindustrie nicht möglich.
(…)
Natürlich muss man die Reifen wieder nachschneiden, wenn das Profil entsprechend abgenutzt ist. Man kann aber vollkommen glatte (=abgefahrene) Reifen nicht mehr behandeln, weil man beim Einschneiden das Gewebe unter dem Gummi beschädigt.
Ich selbst habe damit sehr oft ungeeignete Motorradreifen (mit Mittelstegen) oder abgenutzte Decken wieder vollkommen rutschfest gemacht.

Das Feinstprofilieren mit dem Reifenhobel ist aber nicht mit dem sogenannten "Sommern" zu verwechseln. Beim Sommern werden etwa 1 bis 1,5 Millimeter tiefe QUERschnitte in das Profil eingefräst. Das macht man besonders bei recht groben Blockprofilen, um ebenfalls die Auflagefläche mehr zu entspannen, aber um auch beim Starten und Bremsen mehr Griffigkeit in die Decke zu bekommen. Früher war dies sogar bei Straßenrennen gang und gäbe, aber die heutigen (~1960) Straßenreifen sind in der Gummimischung und in der Profilierung schon so gut, daß man eine nachträgliche Sommerung nicht nötig hat. Auch die modernen Motorradreifen mit den feineren Profilen haben eine Sommerung in dieser Art nicht nötig. Hingegen ist eine nachträgliche Feinstprofilierung mit dem Reifenhobel immer angebracht.
(…)


motorangs Gilsterhobel


Mein Nachbau aus Sperrholzresten, zwei Schrauben und einer halben Packung Cutterklingen:



 


Mangels aktueller Bezugsquelle blieb nur der Selbstbau. Holzreste hatte ich vom Bumerangbau genug herumliegen.

Konzept: verschraubte Sandwichkonstruktion mit nachstellbarer Klinge

  • Hochwertiges wasserfest verleimtes Sperrholz (4mm) als Abstandhalter
  • 5 Abbrechklingen, handelsüblich
  • Zwei Schrauben M5x40

Die Form ist so gewählt, dass man den Hobel gut angreifen und Druck ausüben kann.

Die dargestellte Kontur ergibt eine zusätzliche Schneidkante am hinteren Teil des Werkzeugs. Das mag manchem zu gefährlich sein. Wer lieber nur EINE scharfe Werkzeugseite hat, wählt die im Bauplan dargestellte Sicherheitskontur.

BAUPLAN (6x) als JPG, 96 dpi.

Es geht ganz gut, die Einzelteile zuerst grob auszusägen, dann zumindest zwei Löcher zu bohren und das Paket miteinander zu verschrauben, und dann am Schaubstock mit entsprechenden Schleifwerkzeugen fein zu bearbeiten.

Die Löcher (sämtlich DM 5 mm) müssen halbwegs winkelig sein, also mit Ständerbohrmaschine oder Bohrständer arbeiten.

Das Sperrholz muss nicht wasserfest sein; hin und wieder mit WD-40 oder ähnlichem Kriechöl einsprühen dann bleiben die Klingen rostfrei, das Holz wird imprägniert und die Klingen gehen auch leichter durch den Gummi.

Das Zusatzloch ist bis jetzt nicht nötig gewesen (Schwitzer - hatte eine dritte Schraube vorgesehen ...).



 


Viel Spaß beim Nachbauen!

Und wie immer: Auf eigene Verantwortung und Gefahr
(Kinder, macht das zuhause nicht nach).

 



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