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Trans Euro Trail September 2017 Slowenien und Kroatien bis Karlobag |
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Vorgeschichte Nach Motorrad-Trails durch Nordamerika und Kanada gibt es seit Juli 2017 auch einen Trans Euro Trail (TET), eine Strecke durch Europa auf möglichst viel Schotterstraße. 34.000 km soll die Sache lang sein - das wäre doch etwas für unsere kleine Herbst-Schottertour, zumindest ein Teilstück davon? Hier http://www.transeurotrail.org/ kann man sich länderweise Tracks (also GPS-Strecken) herunterladen, zum individuellen nachfahren. Einzelne Strecken kennt jeder von uns, aber sie so hintereinander zu reihen, dass man eine sinnvolle Gesamtroute zusammenkriegt, das ist schon eine tolle Sache! Leider springen nacheinander zwei von unserer Vierertruppe aus beruflichen Gründen ab, aber erfreulicherweise ist unser "Neuzugang" Mario (der uns auf die Strecke aufmerksam gemacht hatte) gleich bereit einzuspringen - und hat mit einer frisch hergerichteten XT500 auch ein passendes Mopped am Start! Uwe wird wieder mit seiner 350er Enfield antreten, und ich mit der kleinen Österreich-Version der Tenere (500 ccm), die mich fast schon mein ganzes Motorradleben begleitet, seit 1987. Das Wetter ist allerdings echt bescheiden angesagt, wir fahren mehr oder weniger in einem Schlechtwettergebiet los, das sich über gesamt Mitteleuropa erstreckt. Da hilft auch eine Verschiebung um einen Tag nur wenig, Uwe kann erst ab Sonntag. Die Packliste hat einen Schwerpunkt in Richtung regensicher und/oder schnelltrocknend ... |
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Sonntag |
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Graz - Tobelbad - St. Martin am Wöllmißberg - Edelschrott - Packsattel - St. Gertraud - gegenüber rein und rechts - Prebl - Klippitztörl - Lölling - Althofen - Meiselding - Wimitztal - Goggau - Velden - Ledenitzen, 200 km gesamt. Uwe kommt und schraubt, beim gestrigen Kettentausch ist anscheinend etwas Kettenschmiere in die Trommelbremse gekommen. Nach einer Spülung mit Bremsenreiniger geht es um 10:30 los, leider in der Regenkombi, weil die Straße noch nass ist. Mario wartet schon mit laufendem Motor, es beginnt zu regnen. Leider hat plötzlich die Enfield keinen Strom mehr, und wieder wird geschraubt - es hat aber nur der Stecker zum Gleichrichter aufgegeben, uff ... während Uwe den Stecker erneuert, holt Mario noch einen Liter Öl, weil seine XT doch einigermaßen selbiges verbrennt. Schrauben dürfen wir übrigens bei einem Nachbar von Mario, in der trockenen Garage: Gegen halb 12 verlassen wir dann endlich das Grazer Becken. Auf dem Weg zur Pack ödet mich die Fahrerei auf der Bundesstraße dermaßen an, dass ich mich einer alten Lieblingsstrecke erinnere. Auf kleinsten Straßen geht es über St. Martin am Wöllmißberg nach Edelschrott, inzwischen hat es RICHTIG zu regnen begonnen. Sehr schnell geht das Visier von meinem Helm zu, ich Trottel bin wieder ohne Heizvisier unterwegs. Note to self: in Monaten mit "r" NUR mit Heizvisier fahren! Besonders öd ist es in den ersten 10 Minuten, wenn das Visier innen noch trocken ist und super beschlagen kann - ist es innen erstmal nass beschlägt es auch viel weniger. Aber so ... übersehe ich eine Kurve und bremse geradeaus in den Graben. Es passiert nichts weiter, ich habe nur etwas Erde am Motorrad. Spiegel und Navi geraderücken und es kann weitergehen, die Gabel ist gerade, der Lenker auch. Bald ist Edelschrott erreicht, und auf der Packer Bundesstraße schwingen wir ohne Verkehr nach Kärnten rüber. Der nächste Stopp in St. Gertraud im Lavanttal wird neben Kaffeeaufstockung auch zum Mittagessen genützt: http://www.knusperstube.at/unser-cafe/ Es hört zu regnen auf, und so fahren wir gleich gegenüber vom Cafe rein, das Navi ist programmiert auf "Prebl" und kürzeste Strecke, so kriegen wir am Weg zum Klippitztörl sogar etwas Schotter unter die Räder. Über Lölling geht es nach Althofen, beim Tanken rufen wir Klaus und Melanie an, wo wir nachmittags zum Kaffee eingeladen sind, es ist 15 Uhr. Kleine Reparatur: Marios längenverstellbarer Seitenständer (Endurofahrer wissen schon ...) löst sich gerade auf und wird provisorisch gesichert. Immer wieder regnet es, da können wir genauso gut auch die schönen Strecken fahren, über Meiselding und die innere Wimitz in Richtung Faaker See: Wir kommen gegen 17 Uhr feucht aber glücklich an. Klaus und Melanie haben hier letztjährig ein Haus erworben, wir dürfen das Kaffeetrinken auf morgen verschieben und gleich zum Bier übergehen und unsere Wunden lecken:
An der Tenere bedürfen die schnell noch hingebauten Tanktaschen einer Nähung (ich hatte die nur mit Klammern befestigt, das reicht NICHT), die XT hat eine tote Batterie, und an der Enfield wollen Schalthebel und Fußraste passend eingestellt werden, damit Uwe mit den Tesch-Regenschuhen unter den Schalthebel kommt. Riege schaut einen Sprung vorbei, sein Wigwam wohnt ja unweit im Tal der Gesetzlosen. Melanie holt Pizza von Giovanni, damit die Sache (und unser Bauch) noch rund wird. Herrlich! Und es ist so trocken hier! |
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Montag |
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Faaker See - Wurzenpass - Bled - Idrija - Aidovscina - Vipava Auf um 0715, Kaffee kochen. Dallmayer Prodomo schmeckt sehr angenehm und rund aus der Bialetti! Draußen regnet es. Hm. Die Wetter-Apps sagen trockeneres Wetter für später voraus, aber nach dem Frühstück regnet es immer noch. Kein Grund zur Hektik also, erstmal duschen und so. Mario fährt gegen 10 nach Villach voraus, die XT500 braucht Öl und eine neue Batterie. Die aktuelle ist nach kurzer Zeit defekt und hält die Ladung nicht. Ich spanne meine Kette und weiter geht es im Regendress, endlich aus Villach raus, und über den Wurzenpass nach Slowenien. Im Drautal nach links, vorbei an den frisch eingeschneiten Gipfeln des Triglav, diesmal lassen wir den Vrsic-Pass aus, wollen möglichst knapp um den Nationalpark herum nach Süden. Kurz vor Jesenice entkommen wir dem immer zäher fließenden Verkehr, das Straßerl bringt uns kurvig nach Bled. Es hat zu regnen aufgehört, wir finden ein nettes Touristengasthaus, wo wir vom Parkplatzwächter VIP-Plätze bekommen, weil er auch eine Enfield hat :-) Ein Mittagessen später geht es weiter, möglichst nahe der Luftlinie nach Idrija. Genau rechtzeitig, um den wieder einsetzenden Regen zu genießen ... Kurz vor Idrija kaufen wir in Spodnja Idrija beim üblichen Merkator ein. Zweieinhalb kg Erdäpfel (die kleinste Packung), Joghurt, Grillfleisch, Zwiebeln, Paprika, Milch, Bier, Brot, Rohschinken. Volltreffer, wir dürfen wegen des Schlechtwetters am Dachboden schlafen und es gibt darunter viel Platz zum Sitzen, Kochen etc. Sogar die Moppeds dürfen in den Traktorport. Es gibt Bratkartoffeln, Grillfleisch aus der Pfanne, Brot und Bier. Fein! Geschichtenstunde ... Mario kennt sie ja noch nicht :D |
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Dienstag |
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Vipava - Col - Smihel - Predjama - Vipava Es hat die ganze Nacht geschüttet und regnet weiterhin. Wir haben es also nicht allzu eilig, nützen die supersaubere Sanitäranlage für eine Genussdusche, und frühstücken erstmal ausgiebig. Unser Spezial-Campingarrangement mit Trockenschlafraum kostet uns übrigens nur den normalen Campingtarif, 8 Euro plus 67 cent Ortstaxe pro Kopf. Freudig runden wir großzügig auf! Für heute ist noch Regen angesagt, also packen wir die Moppeds wasserdicht: Nach ausgiebigem Frühstück geht es auf den Trans Euro Trail, dazu hab ich mir ein altes Smartphone mit entsprechender GPS- und Kartensoftware ans Motorrad gebaut - für mein altes System (Pathaway und Windows Mobile RPDA) hatte ich keine aktuellen und genauen Karten der Gegend, und alles neu aus aktuellen Quellen zu generieren war mir zu aufwändig - time for a change, mal schauen wie sich das hochgelobte Oruxmaps am Motorrad bewährt. Als wir den Track kurz hinter Col erreichen, sind erstmal einige Kilometer auf kleinen Asphaltstraßen zu fahren, dann - endlich - Schotterstraße. Ich fahre voraus, weil ich als einziger ein halbwegs wassserdichtes Navigationszeugl habe - dann Mario, zum Schluss Uwe. Weiter geht es auf flott fahrbaren Schotterstraßen, die oft wie in Slowenien üblich mit Kilometerschildern und Straßenpfosten ausgestattet sind, zumindest wenn sie zwei Dörfer miteinander verbinden. Ja, hier ist noch nicht jede Feldzufahrt asphaltiert! In einer der ersten Kurven kommt mir recht flott ein einheimischer Golf eintgegen, der eingeleitete Drift des betagten Wolfsburgers scheint nicht Absicht zu sein, wahrscheinlich ist der Lenker dort keinen Gegenverkehr gewöhnt. Bis auf einen allseitigen Schrecken passiert aber nichts weiter. Bei vielen Abzweigern sind wir froh, per GPS die richtige ganz einfach wählen zu können: Eine erste Schlüsselstelle, eine Verbindungsstrecke zwischen größeren Schotterstraßen, kostet Nerven und Kondition, vor allem weil es so nass und rutschig ist. Hier geht es einen guten Kilometer einspurig durch den Wald, auf einem alten Karrenweg auf dem schon die Bäume wachsen (beginnend bei 45,80529005°N and 14,06012535°E). Mario erkundet die Strecke als erster: Links eine Felswand, rechts geht es in den Wald runter, man fährt praktisch auf einer Stützmauer dahin. Nasses Laub auf recht glitschigen Steinen macht Gas geben oder Bremsen zu einer Nervenprobe, weil dann das jeweils überforderte Rad seitlich ausbricht. Aber wir schaffen es - und ich lasse gleich danach Luft aus den Reifen, ich Depp bin noch mit Straßenluftdruck unterwegs - in Verbindung mit einem uncrossigen Langstrecken-Enduroreifen eher suboptimal bei Schlamm und weichem, rutschigem Boden. Mit knapp 1,5 bar geht es etwas sicherer weiter.
Die weitere Piste ist schön zu fahren, immer im Wald dahin, mit reichlich Kurven aber ohne Gegenverkehr. Als wir in Sankt Michael (Smihel) ankommen, ist es schon gegen zwei Uhr. Eine schnelle Suche nach einem nahegelegenen Gasthaus wirft als nächste Möglichkeit das Touristenörtchen Predjama aus, mit seinem bekannten Höhlenschloss. Also nichts wie hin - der Track führt eh mehr oder weniger direkt nach Predjama. Der Einstieg bei 45,79816454°N und 14,11957741°E ist etwas steil und als Radweg gekennzeichnet, aber das wird schon passen. Aufgrund des immer noch strömenden Regens hat sich der kleine Hohlweg in einen schlammigen Bach verwandelt, am besten geht es noch in den Spurrinnen bergauf, weil da der Schlamm und das Laub schon weitgehend weggewaschen sind. Öfter sind Äste und eingeschwemmte Steine zu UMfahren - oder zu ÜBERfahren. Einmal VERfahren wir uns, können aber aufgrund des metergenauen Tracks schnell wieder auf die Strecke zurückfinden. Der Radweg ist inzwischen eher ein Mountainbiketrack, und statt bergauf geht es Downhill. Hoffentlich kommen wir da heil auf der anderen Seite raus, weil die schlammige Rinne zurückfahren wäre wenig spaßig und würde wahrscheinlich bedeuten, dass wir die Moppeds abpacken und einzeln hochfahren müssten, dann das Gepäck zu Fuß hochbringen. Erinnerungen an unser Albanienfiasko werden wach - aber noch ist es nicht so weit! Noch geht es bergab, die Schwerkraft ist auf unserer Seite, und unter der rutschigen Schicht aus Schlamm, Gras und Laub findet sich griffiges Geröll, man muss das Rad nur ein bisserl graben lassen. Beim abwärts bremsen geht das mit dem graben aber nicht, über etwa 50 m rutsche ich samt Mopped, mal gerade mal leicht quer, den Hohlweg runter. Null Grip, selbst mit Motorbremse kommt das Hinterrad nach vorne, und als es wieder etwas flacher wird lege ich das Mopped zur Seite - das bremst dann ordentlich. Ich signalisiere den Herren hinter mir sie mögen warten, stelle die Tenere wieder auf und parke sie etwas weiter unten außerhalb der Rutschbahn auf dem Seitenständer. Dann kann der nächste kommen, ohne dass am Ende der Partie ein Chaos entsteht. Uff.
Zu dritt, jeweils ein Motorrad sichernd, schummeln wir die Moppeds über die Stufe nach unten - glücklicherweise geht es danach erstmal geradeaus und flacher weiter, sodass wir ohne zu bremsen den Schwung auslaufen lassen können. Unten kommen wir unweit des Parkplatzes vom Höhlenschloss heraus, und kehren wenig später im dortigen Gasthaus ein. Überall Asiaten, Kameras, Regenschirme - nur im Hinterzimmer ist anscheinend für eine Gesellschaft reserviert und wir finden an einem der drei restlichen Tische einen feinen Rastplatz. Eine gute Stunde hat unsere Rutschpartie gedauert, wenn nicht mehr - für 5 Kilometer! Immerhin, wir können unsere dehydrierten Körper mit etwas lokalem Gertensaft kurieren. Für heute reicht es uns mit Regen und Schlamm, auch (oder gerade wenn) die Regenkleidung dicht ist, sind wir doch unterhalb komplett nass. Ich bin heute sicher 2 Kilometer in der Regenkombi marschiert, mit Helm auf, um Streckenabschnitte abzugehen, den anderen zu helfen, zu fotografieren etc - das bleibt nicht ohne Folgen, klimatechnisch. Das erneute Anlegen der Regenkombi und Überschuhe gehört zu den weniger schönen Erinnerungen an diesen Tag. Aber morgen soll es ja ein Ende haben mit dem Regen, jaja! Auf Asphalt sind es nur 30 km zurück nach Wir werden herzlich willkommen geheißen am Campingplatz und dürfen nochmal auf dem Dachboden schlafen - fein! Mario sucht nochmal Strom bei seiner XT und findet - unabhängig von der getauschten Batterie - noch einen Fehler im Lichtschalter. Die Batterie wird über Nacht geladen, dazu dürfen wir ein Ladegerät leihen. Wir kaufen etwas Rotwein im Ort (immerhin ist das eine Weingegend) und braten zum zweiten Mal Kartoffeln, heute mit Zwiebeln und Speck. Wäsche waschen kann ich dort auch, allerdings ohne große Hoffnung dass über Nacht etwas trocknet. Immerhin ist die Hauptwäsche Kunstfaser, die kann man notfalls auch etwas feucht noch anziehen. Abends zeigt mein Kilometerzähler 108757 , das ergibt 91 km Tagesfahrleistung, und davon entfallen etwa 30 km auf den flott gefahrenen Bundesstraßen-Rückweg. Nicht berauschend. |
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Mittwoch |
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Vipava - Predjama - Planinsko Polje - Unec - Blosko Jezero - Nova Vas - Waldcamp Endlich kein Regen mehr! Wir versuchen, etwas früher loszukommen. Diesmal ohne Regenzeug! Nach dem Frühstück verlegen wir - das feuchte Motorradgewand im Fahrtwind trocknend - wieder nach Predjama und fahren weiter am TET. Der Einstieg ist steil mit ein paar groben Steinen, gottseidank nur ca 150m. Die Enfield kommt mit schleifender Kupplung und schieben irgendwie hoch. Leider hat die originale Schaltbox keine besonders große Entfaltung - würde man deutlich kürzer übersetzen, dann wäre die Endgeschwindigkeit nicht mehr akzeptabel. Das Karstfeld wird vom Fluss Unica mäandrierend durchzogen und öfter auch überschwemmt - so auch heute. Die Hauptstraße führt deshalb auf einem Damm hindurch. Uwes Vorderbremse klemmt, macht nicht ganz auf: Kurzfristig kann das durch Verstärkung der Rückholfeder gelöst werden:
Unser Mittagessen kriegen wir bei der Gostilna Portus in Unec, dann kommen nochmal 30 km Schotter: Das Schild bedeutet in etwa: Fahrverbot - Zufahrt bis zum Gehöft Kozljek erlaubt. Wir biegen anscheinend vorher ab, denn es folgt kein weiteres Schild mehr. Dann eine kleine Furt durch einen Bach. Ich erwische eine nicht gerade günstige Linie, das Vorderrad plumpst in ein Loch, und ich muss mit dem rechten Haxen ins Wasser um die Fuhre vor dem Umkippen zu bewahren. Ui, wird das gleich nass im Stiefel. Anstatt sich eine bessere Linie zu suchen, fahren meine Mitstreiter durch das gleiche Loch, nur mit mehr Schwung. Ergebnis sind drei nasse Reiter - was für ein Spaß! Am Ausflugsee Blosko Jezero machen wir kurz Rast, leider hat alles geschlossen, hier leere ich meinen Stiefel aus und drücke das überschüssige Wasser aus dem Socken: Überall Bären! Ein paar Kilometer weiter erledigen wir den Einkauf und tanken in Nova Vas, dort gibt es an der Kreuzung beim Postamt auch einen Laden. Die Schlafplatzrecherche ergibt in machbarer Entferung direkt neben dem Trail eine "Schutzhütte". Nach knapp 17 km stellt sich das als Fehlinformation heraus, aber ein Stück weiter ist eine Jagdhütte, samt Pavillon, Stockbahn, Feuerplatz. Die Hütte ist versperrt und unten an der Straße parkt ein kleiner silberner Geländewagen, wird wohl ein Wanderer sein. Wir schieben die Motorräder in den geräumigen Pavillon und werden uns dort jeweils daneben die Schlafmatten ausrollen, so der Plan, von der Straße aus kaum zu sehen. Dann mache ich ein Feuerchen in der Feuerstelle an, Mario geht Holz holen und Uwe Parasol jagen. Alle drei sind wir erfolgreich, ich allerdings unter erheblicher Rauchentwicklung, das ganze Holz ist echt patschnass. Lediglich gespaltenes Holz, zuvor mit der mitgeführten Klappsäge abgelängt, will halbwegs anbrennen. Dann kommt ein Mensch aus dem Wald, blutverschmiert, mit Gewehr. Es ist der Jäger, dem auch der kleine Geländewagen gehört. Schluck. Mario begrüßt ihn freudig, fragt ihn gleich ob er was erlegt hat. Ja, tatsächlich hätte er einen Hirsch erlegt, da hinten im Wald, recht entlegen. Er müsse jetzt seinen Sohn mit dem Traktor holen, um die Beute zu bergen. Ja, Hilfe wäre ihm sicher willkommen, weil der Weg verlegt sei und erst mit der Motorsäge freigemacht werden müsse. Wir erzählen ihm, dass wir hier gerne übernachten würden, um morgen weiter zu fahren. Scheint ihn nicht zu stören, aber er schaut plötzlich auf die Uhr und drängt uns mitzukommen, es könne sein dass wir Bären sehen könnten. Mit Schlapfen, Stirnlampe und Kamera bewaffnet pirschen wir uns möglichst leise etwa 200 m in den Wald, einen Fahrweg entlang. Glavko, unser Jäger, zeigt hinunter zu einer kleinen Waldlichtung und bedeutet uns abzuwarten. Heute abend sehen wir aber keine Bären mehr. Nach ein paar Minuten drehen wir um, und Glavko erzählt hier würden die Bären jeden Abend um 19 Uhr von einem Futterautomaten mit Mais gefüttert, das ermögliche den Jägern den Bestand zu überwachen. Frische Bärenscheiße: Momentan sollten sich 6 Bären in der Umgebung befinden, auch eine Bärin mit zwei Jungen, vor der man sich in acht nehmen sollte. Er sperrt uns die Jagdhütte auf und empfiehlt uns, die Nacht lieber da drin zu verbringen. Äh, danke, ja gerne! Dann fährt Glavko weg. Eine Dreiviertelstunde später rückt Glavko mit Sohn und Motorsäge an, und mit Uwe und Mario macht sich der Bergetrupp auf den Weg. Ich halte das Feuer am Leben, kehre die Hütte aus, mache den Ofen dort an, hänge allerlei Zeug zum Trocknen auf und vertreibe mir die Wartezeit mit Brennholzvorbereitung. Eigentlich war heute ein echt toller Tag, trocken und mit Sternenhimmel und Aussicht auf sonniges Wetter morgen! Bilder von der Bergepartie:
Und so gibt es spätabends noch Schweinefleisch mit Parasol am Feuer, flambiert mit Kriecherlschnaps. Um eins gehen wir liegen, mindestens zu viert, meint Uwe am nächsten Tag - das Getrappel von Mäusebeinchen kenne er von daheim. |
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Donnerstag |
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Waldcamp - Brod na Kupi - Delnice - Klenovica Werde um 6 wach, das funktioniert auch ohne Tageslicht ... Ich ziehe Uwe samt Liegematte von der Türe weg - falls uns ein Bär aufgesucht hätte, Uwe hätte es als erster gemerkt ;-) Wow, was für ein Morgen - es ist wolkenlos! Es wird aber noch ein wenig dauern, bis die Septembersonne über die Bergrücken kriecht und unseren Platz aufwärmt, also werfe ich ein Feuer an, koche Tee und Kaffee, sitze am Feuer bis die Kollegen aufstehen. Wir packen gemütlich zusammen, unser Zeug ist fast trocken. Endlich kann man auch vernünftige (interessante) Fotos machen, mit Licht drin! Wir fahren weiter zur Grenze, Schotter und Wald, Wald und Schotter. Einen besonders herausfordernden Abschnitt umfahren wir, nicht ohne ihn versucht zu haben. Es ist aber einfach zu rutschig und zu steil, und eigentlich wollen wir weiter ans Meer:
Das letzte Stück zum Grenzfluß Kupa hinunter wird nochmal spannend, loses Geröll, trockenes (!) Laub, eine Kehre - ein paar Mal versetzt es uns, aber alles beherrschbar, und wir landen auf der kleinen Asphaltstraße zum Grenzposten bei Petrina. Nach einer sehr legeren Kontrolle sind wir in Kroatien, in Brod na Kupi. Der Name ist häufig, bedeutet Brod in den slawischen Sprachen doch "Furt" und Brod na Kupi dementsprechend "Furt durch die Kupa/Kolpa", je nachdem ob man sich in Slowenien oder Kroatien befindet. Inzwischen aber mit Brücke! Da wir dort kein entsprechendes Lokal zum Mittagessen finden, verlegen wir ein paar km weiter nach Delnice, wo wir ein paar Anliegen haben:
Wir kriegen in der ziemlich heruntergekommenen Pizzeria Scorpio was zu essen, während draußen eine Schlechtwetterwolke durchzieht. Proviant gibt es bei Lidl, Technisches bei der Tankstelle. Dann weiter, gleich ein paar hundert Meter hinter Delnice geht es zunächst auf kleinen Asphaltsträßlein hoch ins Velebitgebirge, und dann praktisch Luftlinie in Richtung Provinz Senj, zur Kreuzung mit der Straße 23, mit kleinen Schotterabschnitten. Ab dort ist dann endlich wieder durchgehend Schotterstraße, mit genialen Ausblicken zum Meer! Der Blick zurück zeigt die Reste der abziehenden Schlechtwetterfront: Wir haben uns Klenovica als Tagesziel ausgesucht, da ist der nächste Campingplatz, und er liegt am Meer! Zwischen uns und unserem Ziel liegt eine versperrte Schranke, allerdings ohne Verbotsschild und umfahrbar. Beziehungsweise unterfahrbar, wenn man eine Enfield hat: Dahinter geht der Schotterweg weiter in Richtung Meer, geht in ein kleines Asphaltsträßlein über, wir queren die Küstenstraße und schwingen ein paar Kehren runter zum Strand, nachdem wir bei der Rezeption alles für eine Übernachtung notwendige erledigt haben (Pass abmalen lassen, bezahlen). Viel ist nicht los am Camping, außer einem Radfahrer sind wir die einzigen Nicht-Rentner ohne Wohnmobil.
Gleich nachdem wir uns einen schönen Platz direkt an der Ufermauer ausgesucht haben, geht Uwe die Kupplung an: Sie rutscht nämlich im dritten und vor allem im vierten Gang. Mario hat daheim auch eine Enfield stehen, und gemeinsam analysieren und beschrauben die beiden die kleine Inderin, während ich mal eine Plane spanne und ein paar Bilder mache. Gerade als es richtig finster wird, ist die Kupplungsreparatur abgeschlossen - es wurde in der Mehrscheibenkupplung ein aneinander klebendes Scheibenpaar gefunden (zwischen Stahlscheibe und Reibscheibe war null Öl), so dass zum Kuppeln eine Scheibe weniger zur Verfügung stand. Alles geölt wieder zusammengebaut. Probefahrt: mit der neu eingestellten Kupplung kann Uwe nicht mehr in die höheren Gänge schalten, die ganze Schaltmimik ist schon so ausgeschlagen, dass der Leerlauffinder im Weg ist. Ausbauen, feilen, anders einbauen, mal schauen. Mit ein wenig Fundholz nehmen wir eine Feuerstelle in Betrieb, werfen den Klapprost rein und stellen die Pfanne auf. Es gibt - Kartoffeln. Wer hätte das gedacht? Dazu aber allerlei zugekauften Proviant aus Delnice, namentlich ein Stück Schweinsfilet und etwas Huhn. Und Zwiebeln. Mario ist unser Meisterschnippler und zerkleinert alles gemüsige auf Daumennagelgröße, was das Kochen erheblich vereinfacht. Und es wird wieder köstlich - auch wenn wir etwas zu wenig Bier haben, weil das erste gleich als Zielbier bei Ankunft vernichtet wurde, so lange es noch kühl war. Heute im Angebot: Einschlafen mit Blick in den Sternenhimmel und Meeresrauschen! |
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Freitag |
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Camp Klenovica - Velebit NP - Veliki Alan - Karlobag - Jablanac Eine Nacht am Meer ist doch gleich was anderes ... es weht ein (relativ) warmes Lüfterl, und alle unsere Sachen sind trocken. Eier mit Speck aus der Pfanne sind angesagt, insgesamt drei Mokkakannen Kaffee werden getrunken, bis alle startbereit sind, weil wenn man schon für eine heiße Dusche zahlt, dann wird die auch verwendet! Heute wollen wir noch ein gutes Stück des TET nach Süden schaffen, der logische Zielpunkt ist Karlobag, weil dann der Track auf der Küstenstraße weiter nach Zadar geht. Aber: Schlechter Start für XT, die einfach nicht anspringen mag. Nach vielen erfolglosen Kickversuchen, Zündkerzenwechsel, anschieben, wird halt doch die Zündung eingestellt - und schon läuft das Werkl. Allerdings muss dann an der Enfield die Kupplung doch nochmal eingestellt werden, und so geht es erst mittags weiter. Weil die in allen Karten und auch online vorhandene, für uns extrem günstig gelegene, Tankstelle von Klenovica offensichtlich schon jahrelang außer Betrieb ist, müssen wir 12 km weiter nach Senj zum Tanken fahren. Auf der Küstenstraße ist mächtig was los, jedes zweite Auto ist ein Motorrad, sozusagen. Kleiner technischer Halt an der Tankstelle: die Bialetti-Tankdichtung hat sich aufgelöst und wird durch einen zum Ring gewickelten Einweghandschuh ersetzt, und Marios XT hat sich an der nachgerüsteten YZ-Motocrossgabel einer Halteschraube entledigt: Glücklicherweise eine metrische M8-Schraube, die sich in Uwes Fundus fundet, äh findet. Jetzt aber wirklich weiter, zurück auf den Trail, der wieder eher asphaltlastig wird. Die XT springt an, der Enfieldtank ist dicht, auch das Getriebe und die Kupplung sind fahrbar. Hurra, was für ein Spaß, kurvige Sträßlein, führen südostwärts, hoffentlich dem Schotter entgegen Plötzlich werden wir ausgebremst, der Track führt nämlich schnurgerade in den Nationalpark Velebit hinein. Weil da aber dort bei der Rangerstation ( 44,83962549°N und 14,96618511°E) eh Eintritt verlangt wird, kommen wir mit dem Ranger ins Gespräch, der uns gleich darauf aufmerksam macht dass da kein Durchkommen sei. Lediglich 6 km bis zu einem Parkplatz dürfe man fahren, nach Begleichung des Eintrittsgeldes. Von dort geht es legal nur noch motorlos weiter ("Animal Reserve"). Der freundliche Mann sagt uns einen Umweg an, der uns südlich des Nationalparks wieder auf den TET führt, und erspart uns damit theoretisch 1000 Euro Strafe pro Nase für Moppedfahren im Park. Wir jausnen bei der Rangerstation, weil es da einen passenden Tisch gibt, fahren ein paar Kilometer retour und dann ostwärts nach Krasno Polje (Wegweiser) und weiter nach Stirovaca. Dort treffen wir wieder auf unseren Track und folgen ihm weiter nach Süden, auf fantastisch schönen Karst-Schotterstraßen, über den Veliki Alan (= großer Alan-Pass). Was macht der Uwe da? Dieses Foto:
Als die Sonne sich langsam dem kalkgrauen Rücken der nadeldünnen Insel Pag nähert, erreichen wir bei Karlobag die Küstenstraße. Ein kleiner Orientierungsstopp, dank Internetzugang dann die schnelle Gewissheit: die nächsten Campingplätze sind nicht mehr bei Tageslicht zu erreichen, hm. Wir erledigen einen kleinen Einkauf, um für eventuelle Zeltereien gerüstet zu sein, und fahren auf der Küstenstraße weiter in Richtung Norden, auf der Suche nach einem Kaffee und einer Möglichkeit zu campieren. Bis zum Abzweiger nach Prizna, dem Fährhafen nach Rab, führt die Küstenstraße relativ hoch über dem Meer durch karstiges und verbuschtes Gelände, da schaut es sehr schlecht mit Zelterei aus. Dort verlassen wir die Küstenstraße und radeln zum Meer hinunter, auf der kleinen Halbinsel könnte sich ein Platzerl noch ausgehen: Schneller als gedacht sind wir unten in Jablanac angelangt, einem malerischen Örtchen, um seinen kleinen Hafen angelegt. Nachdenkpause, erstmal Kaffee im Hotel Lux am Hafen, das eine sehr einladende Terrasse mit Palmen hat. Wir werden mit Handschlag von einem Gast begrüßt, da scheint der Tourismusobmann oder der Bürgermeister sein Abendbierchen zu nehmen, lustig. A propos Abendbierchen ... Sehr viele Optionen bleiben uns nicht, die Sonne geht gerade unter, und da wird es dann schwierig mit dem Schlafplatz finden. Der hier in der Papierkarte eingezeichnete Campingplatz existiert wohl nicht mehr, ich frage sicherheitshalber noch unseren "Freund" am Nebentisch, der mir das bestätigt. er habe aber schon öfter gesehen, dass Touristen für eine Nacht drüben beim verlassenen Hotel auf der Terrasse geschlafen hätten. Aha? Ja, das sei kein Problem, meint er. Ich packe meine Kamera und schau mir das zu Fuß an, es sind nur ein paar Minuten auf die andere Seite des Hafens und die Straße weiter - und das schaut tatsächlich brauchbar aus: Eine Viertelstunde später haben wir auf einer ehemaligen Parkplatzterrasse des ehemaligen Hotel Ablana mit Meerblick Lager bezogen. Die drei (ehemaligen) Sterne sind verdient, zumindest für die Lage - und den Ausblick! Mit etwas gutem Willen findet sich Feuerholz, und bald ist unser Feuerchen im Gang, nur sichtbar vom Meer aus. Da fahren die Fischerboote spazieren, der Himmel spielt alle Farben, sehr fein. Aufgrund der gestrigen Bierknappheit haben wir drei Extradosen dabei, dazu gibt es gebratene Hühnerstücke aus der Pfanne und Kartoffeln aus der Glut. Life is good! |
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Samstag |
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Jablanac - Senj - Crnomelj - Lasko - Celje - Rogla - Radlje - Schlieb - Graz Was für eine angenehme Nacht war das! Wir schauen uns ein bisserl im Hotel um, das wohl in der Saison 2010 noch in Betrieb war:
Heute steht der Heimweg auf dem Programm, am Sonntag soll es eh wieder regnen, und wir haben Termine daheim. Ob das zu schaffen ist? Vorgabe: Route unter Vermeidung von Hauptstraßen aller Art, speziell solcher mit warteträchtigen Grenzübergängen oder Autobahn, oder faden Strecken nahe größerer Städte. Die Zwischenziele gebe ich beim Morgenkaffee im Lux ins Garmin Zumo ein, und rufe dann unterwegs immer wieder das nächste Ziel auf, lasse eine Route ohne Autobahn rechnen. Gut 450 km sind das zusammen, ein strammes Programm. Aber: es funktioniert! Um 09:30 geht es los. Bis Mittag sind wir in Slowenien angekommen, wo wir in Crnomelji kein Gasthaus finden. Erst ein paar Orte weiter passt es: Gasthaus, draußen sitzen, Moppeds in Sichtweite (spart das Abpacken und erleichtert kleinere Wartungsarbeiten während des Aufenthalts).
Immer wieder führt uns das Navi ohne jede Pause auf kleine Sträßlein, durch Orte die auf keiner normalgroßen Straßenkarte verzeichnet wären, fallweise sogar über kleine Schotterstraßerl ins nächste Dorf, alle paar Kilometer ein Abzweiger wo es noch etwas kürzer oder schneller ist. Nur die Ortsdurchfahrt von Celje nervt ziemlich. Selber schuld, hab ich ja selber eingegeben ... Beim letzten Licht jagen wir über den Radlpass, der Rest geht auch im Finsteren. Mario fährt voraus, gefolgt von Uwe, und ich mache den Schluss. Ein Abschlussjauserl bei einem Gasthaus in Schlieb, dann noch heim, um 22:30 Uhr wird der Motor in der heimatlichen Einfahrt abgestellt. Ich höre ein leises Rufen - ah, das wird die Dusche sein! |
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