motorang.com HOME SITEMAP BUMERANG MOTORRAD REISEN SCHRAUBEREIEN SONSTIGES [Suche] [Forum] [Shop]

die motorang-seiten - du bist hier:





 


Endurotour ins Piemont, 2016

Nachdem wir bei der Erkundung der Westalpen 2014 vom Mittelmeer aus bis auf Höhe Turin gekommen waren, soll 2016 der nördliche Teil dran sein, also Piemont/Savoyen. Wieder haben wir eine Woche Zeit, wenn das Wetter mitspielt: aus Termingründen sind wir erst in der zweiten Oktoberwoche unterwegs, sehr spät für diese Gegend. Aber NOCH liegt kein Schnee.

Aufgrund erwartbarer Minustemperaturen nachts kommen der warme Daunenschlafsack mit, außerdem das etwas größere Zelt, Lenkerstulpen, lange Merinounterwäsche und der Winterhelm mit Heizvisier - Griffheizung ist ohnehin am Mopped.

 

Samstag, 8.10.2016

 

Uwe kommt um 9 Uhr, wir beginnen den Motorradanhänger zu beladen: die Enfield wird entkoffert und mittig festgezurrt, dann folgen Tenere und Phils Honda seitlich. Abfahrt schaffen wir erst kurz nach 11, bei Sonnenschein geht es durch Kärnten bis zur Abfahrt Arnoldstein. Beim Billa wird noch etwas eingekauft, Bankomat gibt es bei Raiffeisen im Zentrum von Arnoldstein gegenüber vom SPAR, dann tanken und Kaffee in Thörl-Maglern bei Shell. Diesel ist 20c teurer als in Graz, aber immer noch 20c billiger als in Italien. Weiter über die Autostrada, nach Venedig, Padua, Mailand, Turin. Manchmal etwas Regen, meist um die 15 Grad.
Ankunft in Bussoleno gegen 22:15 nach einem weiteren Tankstopp und einem Verfahrer. 11 Stunden für ca 900 km. Wir hatten vorab einen Zeltplatz und Anhängerabstellplatz organisiert, verdrücken noch eine nur mäßig gute Pasta und zwei große Birra Moretti für tiefen Schlaf, und krabbeln um Mitternacht in die Zelte. Anreise erledigt.


Die Enfield darf wieder in die Mitte.


Ein Hupen- und Lichterladen bei einer der großen Raststationen


Und Tretautos gab es auch dort!


Es wird abend, die Baustellen verlassen ihre Verstecke.


Nette Gegend, seitlich. Weinanbau und so.

 

 

Sonntag, 9.10.2016

Nach sehr angenehm durchschlafener Nacht fahren wir zunächst nach Bardonecchia, Pizza essen, und dann auf den Colle Sommeiller. Das ist unsere höchstgelegene Strecke, und solange dort kein Schnee liegt wollen wir da hoch.
Einkaufen wollen wir später - eine Notration ist eh dabei, und wir wollen später noch woanders hochfahren und ein Schlafplatzerl suchen.


Morgenkaffee aus einer French Press, und Streckenbehirnung.
Wir haben privat gezeltet und lassen Wagen und Anhänger dort zurück.


Was bleibt da, was kommt mit - und wo?


Endlich unterwegs - das da links ist die mächtige Festung von Exilles im Val di Susa.


Straßensperre wegen Gegenverkehr: Almabtrieb von der Pian (Alm). Während des Treibens das Smartphone nicht benützen!


Uwe in ungewohnter Gewandung: des Maybachs Textilkombi kommt erstmals zum Einsatz!


Adapt, adopt, improve - der Seitenständer der Oilfield ist wegen der Stollenreifen öfter mal zu kurz


Pizza, Kaffee, und dann geht es auf den Colle Sommeiller

Die Auffahrt ist gut beschildert und führt zunächst über ein schön kurviges Asphaltstraßerl nach Rochemolles, dann auf Schotter zu einer Alm - lästige Wasserrinnen gehen quer über die Schotterpiste und machen diese zur Berg- und Talfahrt. Die Federwege meiner Tenere werden dabei voll ausgenützt. Irgendwann sind beide Begleiter nicht mehr da. Ein paar Minuten später die Aufklärung: meine Kartentasche hatte sich davongemacht und wurde von Uwe geborgen.

Etwas später: Uwe verliert eine Saftflasche vom Gepäckträger. Phil sammelt sie auf, packt sie unters Gepäcknetz, und auch von dort verschwindet sie, diesmal endgültig.

Dann folgt fallweise grober Schotter, dazwischen immer wieder Stückerl ohne Anstrengung, weilweise sogar noch mit altem Asphalt. Vorbei am Abzweiger zum geschlossenen Rifugio Scarfiotti geht es in ein Hochtal, in diesem ein gutes Stück entlang und dann über Serpentinen und ein weiteres Flachstück noch einen weiteren Höhenkilometer ganz rauf.

Hurra, 3000 m - der höchste legal anfahrbare Punkt der Alpen ist somit erreicht. Ehrlich jetzt, weil die üblichen Verbotsschilder waren nicht da, und eine Öffnung samt gut ausgefahrener Fahrspur führt vom Parkplatz noch auf die nächste Anhöhe vor dem kleinen See.


Asphalt bis Rochemolles


Schotter auf die Alm


Der Lago di Rochemolles, wir erreichen die 2000m-Marke


Was für ein Wetter!


Wasserfall voraus!


Blick hinunter aufs mit Ende September für den Winter geschlossene Rifugio Scarfiotti (2150m)


Der weitere Weg führt über viele Schotter- und Felskehren weiter bergauf.


Wir queren einen Bach, der schon beginnt, zuzufrieren.


Fallweise grob ...


Manche Kehren sind für die Enfield ausgesprochen fordernd - die Leistung reicht auch im ersten Gang nicht, die Kupplung muss herhalten.


Aus dem Groben ins Feine, der Motor kommt wieder auf Drehzahl und zieht zieht zieht


Und irgendwann sind wir oben.


Derzeit ist der ehemalige Fahnenhügel anfahrbar, die sommerlichen Verbotsschilder sind weg, von denen wir gelesen hatten, und der Holzzaun hat eine zweispurige Durchfahrt. Nochmal 100m Strecke, und die entscheidenden Höhenmeter über die 3000er Marke.


Außer uns sind noch ein paar Einheimische vor Ort.


Setting the timer


Da fehlt was ... am Raufweg irgendwo verloren. Schade.


Mopped, komplette Campingausrüstung


Blick nach Frankreich


Das hier noch eingezeichnete Rifugio Ambin wurde bereits 2005 abgetragen ...


Nach Umschau und Gipfelfotos wieder bergab, es geht gegen 16 Uhr und wird langsam kühl.
Uwe hat am Hinaufweg schon mit mangelnder Leistung gekämpft. Beim Runterfahren ist die Leistung plötzlich komplett weg, leichte Unlust kommt auf. Wo ist der lange Gurt zum Schleppen?
Nach kurzem Check dann Entwarnung: der Hauptschalter hatte sich in Richtung Notstartstellung vibriert.


Phils Hoppala


Auf und weiter!


Wir begegnen noch ein paar Motorradlern, die gepäckfrei einen Nachmittagsausritt machen.

Inzwischen wird es schon kühl, und wir beschließen, auf dem sonnigen Rastplatz bei der Quelle zu zelten, da sind auch ein paar Tische. An einem Wochenende im Sommer ist das Tal etwas unterhalb voll mit Moppeds, findet hier doch seit 1966 die Stella Alpina statt, Europas höchstgelegenes Motorradtreffen.

Der Abend wird sehr nett, aber lange. Der Schlafplatz ist etwas über 2000 m hoch gelegen und ein eisiger Wind pfeift über die kleine Ebene. Das Tarp wird als Windschutz vor Sitzplatz und Lagerfeuer aufgebaut - leider zieht es dadurch den Rauch darunter rein. Zu essen gibt es Jausenresterl, die noch vom Autofahren übrig waren, und die Notration (Notwurst, Kekse, Nüsse ...). Bier oder Wein stehen nicht zur Verfügung, wir kochen also Tee und strecken den mit Whiskey ...
Bei der Suche nach Essbarem bemerkt Uwe, dass er fürs Frühstück zwar Kaffeemehl, Milch und Zucker mitführt - aber die Mokkakanne noch daheim aufs Einpacken wartet. Das ist hart ...
Da es in dem Tal schon recht früh Abend wird, sind wir mit dem üblichen Programm durch und bettfertig, als wir um 20:30 auf die Uhr schauen. Das kann nix - dann wird man ja mitten in der Nacht wach, und dann brennt KEIN Feuer zum wärmen. Also gegen die Kälte ein respektables Stück Treibholz aus dem Bach zu Kleinholz gemacht, mit Phils kleiner Holzarbeiterausrüstung von Fiskars ...

Nach weiteren zwei Stunden zwischen Rauch und eisigem Wind hin- und hergewechseln war es dann genug.
Vor dem Schlafengehen dringen Geräusche aus dem nahen Wald, ein Schreien und Grollen und Röhren ... Uwe, immerhin in einem Wildpark beruflich tätig, meint es könnt ein Hirsch sein oder ein Bär, und ein Bär macht "einfach so" eigentlich kaum mal Lärm. Hm.
Wir verwahren die Essensreste außerhalb der Zelte, als wir schlafen gehen. Wölfe gibt es jedenfalls in der Gegend, hab ich gelesen ...


EIN guter Grund, nicht oberhalb der Baumgrenze zu zelten: es gibt Brennholz vor Ort.


Sonst Regen- oder Sonnenschutz, heute muss es uns vor dem Wind schützen: das Tarp.


Das Stück Brennholz, gut oberschenkelstark, gibt schon beim Zerteilen Wärme ...


Der Teekessel ist im Feuer, Nachmittagskaffee fällt aus ...


Unser "Großer" kommt in vier Teilen aufs Feuer, der Abend ist lang ...


Die Kamera sieht auch die blau verbrennenden Gase. Faszinierend.

 

 

Montag, 10.10.2016

 

So gegen halb fünf Uhr wird es frisch. Warum zum Teufel bin ich nur mit Unterwäsche in den Schlafsack? Abends hatte es so um die minus fünf Grad und sternklare Nacht, so wie am Tauerntreffen gerne auch, und dort geht es mit Überschlafsack und zwei Isomatten zur Sache. Und so liege ich einige Zeit frierend herum, in Reichweite die lange Merinounterwäsche, die ich nur anzuziehen bräuchte. Aber dann wäre ich erstens ganz wach - und zweitens müsste ich raus aus dem restwarmen Schlafsack. Also weiter ein paar Bewegungsübungen gemacht um die Füße warm zu kriegen, Zehen einrollen und strecken, wie man's in der Schischule gelernt hat. Wieder wegdösen.

Irgendwann wach ich wieder auf weil es in der Nähe vernehmlich donnert. Ein Schuss? Eine Sprengung?
Egal, umdrehen, weiterschlafen. Noch später: die Sonne kommt langsam hoch, aber bis sie ins Tal scheint dauert es noch eine ganze Weile.
Tee ist genauso mühsam wie Bier, wenn es um den morgendlichen Harndrang geht. Großer Seufzer! Also hoch, rein in die lange U und ab zu den Büschen. Dort steht ein einheimischer Geländewagen, der gestern abend nicht da war. Dann sind wohl Jäger unterwegs. Am Rückweg etwas Brennholz aufgesammelt und mal Feuerchen entfacht. Restglut war kaum, also mit dem Klopapier und Benzin nachgeholfen - leave no trace ist die Devise.

Brrrr. Kein Wind, aber es ist trotzdem kalt. Der Wassersack ist komplett bockhart durchgefroren. Dürfte irgendwo in Richtung minus 8-10 Grad gehabt haben da oben. Also rüber zur Quellfassung, wo das ständig fließende Wasser ein Einfrieren verhindert hat, und den Kessel füllen.

Tee kochen.

Ein wenig Körperpflege mit dem restlichen warmen Wasser. Am Hang entdecke ich zwei absteigende Gestalten. Die Jäger kommen zurück und haben eine Gams dabei.
Phil und Uwe krabbeln langsam auch aus ihren Zelten. Zum Frühstück gibt es zwei Sackerl Instant-Cappucchino zu dritt ...

Wir packen ein, dürfen noch einen Blick auf die geschossene Gams werfen, und bekommen zum Abschied drei Äpfel geschenkt, "nostra produzione", aus dem eigenen Obstgarten. Danke!
 


Die Kavallerie, namentlich das italienische Militär mit Allrad-Ivecos, fährt bergan. Freundlich winkend.


Phil, unser Mann für's Scharfe, hat alles nötige dabei.

Am frühen Vormittag geht es bergab, einen Höhenkilometer runter nach Bardonecchia. Uh, merklich wärmer - und wir finden mitten am Weg das unzerstörte Blinkerglas der Enfield, da ist die Freude groß! Ein Geräusch, das zunächst eine abgebrochene Dämpferstange in der Enfield-Telegabel vermuten lässt, stellt sich später als scheppernde vordere Nummerntafel made in India heraus, uff.

Was soll also der heutige Tag bringen? Zuerst mal einen Kaffee und einkaufen, heute abend soll gegrillt werden, und dann wär noch gut wenn wir eine Caffettiera hätten. Der COOP in Susa liegt ein wenig versteckt, über die Brücke und dann grundsätzlich den braunen Schildern folgen, in der Nähe des Ziegelkamins ist es.

Das angeschlossene Kaffeehaus hat offen, ebenso der COOP. Uwe macht eine kleine Durchsicht bei der Enfield, während Phil und ich einkaufen gehen. Als wir kurz vor 13 Uhr in den Supermarkt kommen, gehen überall die Rolläden runter - hä? So schlimm schauen wir doch nicht aus, und auch die Helme sind draußen geblieben?
Der Supermarkt hat tatsächlich von 13 bis 15 Uhr MITTAGSPAUSE! Eine Bude mit geschätzt 4000 m2 Verkaufsfläche! Wir raffen zusammen was uns schnell einfällt, in den uns eingeräumten 5 Minuten Gnadenfrist:
Ein Brathuhn, eine Mokkakanne, eine Flasche Grappa, Brot, eine Flasche Rotwein. Und zack, sind wir auch schon wieder beim leicht verdutzten Uwe, das ging ja schnell.

Immerhin bleibt das Cafe über Mittag offen, so dass wir noch Cappucchino bekommen. Mittagessen wird auf später, unterwegs, verschoben. Ein Fehler ...


Exilles von der anderen Seite. Der Ort selbst liegt unterhalb, absolut malerisch aber von uns unfotografiert.


Grappa ins Leichtgebinde umfüllen ...

Punkt zwei auf dem Plan der zu fahrenden Strecken ist die Asietta-Kammstraße, zu erreichen über den Colle delle Finestre. Und so geschieht es, auf der anderen Talseite den Berg hoch, bald geht die kurvige Asphaltstraße in eine kurvige Schotterstraße über, die wir ganz für uns alleine haben. Was für ein Genuss, nur in manchen Kurven muss man aufpassen dass das Vorderrad nicht auf den Maroniresten wegrutscht. Bald sind wir über der Baumgrenze, knattern mit unseren schwer beladenen Mopetten Kehre um Kehre die alte Militärpiste hoch. Wir kommen der Wolkendecke immer näher, und der Passscheitel verschwindet im Dunst - und wir mit ihm. Das wird wohl nix mit Fernsicht auf der Asietta-Kammstraße ... zudem kündet ein großes Schilderkonglomerat an der Abzweigung von einer Unbefahrbarkeit infolge eines Erdrutsches. Davon hatten wir schon gehört, hatten gestern abends mit einem KTM-Enduristen gesprochen der uns mit den Worten begrüßte: "No, eich foit a nix Besares ein als mitm volln Gepäck do auffi zum foan? Respekt." Der wohl nicht 100% einheimische Endurist hatte seine Abendrunde absolviert und war am Rückweg ins Hotel, meinte noch auf Nachfrage dass die Asietta-Kammstraße wohl befahrbar wäre wenn man die Koffer abschraubt um durch den Erdrutsch zu kommen. Und etwa 10 km weiter sind wir da, beim Erdrutsch.

Die halbe Kammstraße ist gefahren, und wir stecken in einer dichten Wolke. Keiner hat so recht Lust alles abzupacken um die Moppeds da drüber zu kriegen - wir wollen eigentlich ganz gerne weiter unten übernachten, ganz ohne Nebel und Frost, bitte? Also fahren wir "unsere" Hälfte der Asietta Kammstraße halt nochmal in der Gegenrichtung zurück, und dann auf der Asphaltstraße im Val Chisone nach Oulx, über den Pass beim Olympiadorf und Weltcuport Sestriere ins Val di Susa. Bin ICH froh dass ich die Griffheizung hab - es wird schon wieder Abend und kalt. Uwe und Phil wechseln mangels Heizstrom auf die dicken Winterhandschuhe.
Die Suche nach einer offenen Pizzeria oder dergleichen erweist sich als frustrierend fruchtlos, hier sperrt alles erst im Dezember auf.
Mir fällt beim Stehenbleiben an einer Kreuzung in Cesana Torinese das Mopped um, weil da wo Straße sein sollte leider nur eine Vertiefung im Asphalt ist, die einem suchenden Fuß wenig Halt bietet. Der Griffschutz schützt den Bremshebel, gibt aber dabei selber auf. Ganz klasse, und da war ja dann auch noch das verschobene Mittagessen, gell?

Uwes Enfield ist auf Reserve, als wir endlich eine Tankstelle an der Hauptstraße finden (TotalErg, SS24 km 87.267, 10054 Cesana Torinese TO) und dort gibt es auch Heißgetränke und so halbwegs essbare warme Sandwiches. Hmpf.
Weiterer Einkauf wäre angesagt, schließlich hatte es mittags nur zum Nötigsten gereicht. Wir kurven herum und finden selbst in der Stadt Oulx die größeren Märkte montags geschlossen vor. An der Tenere hat es beim Umfaller eine Schraube vom Handschutz aus dem Widerlager gerupft, da wäre ein Baumarkt für Ersatz gut. Aber nada - weil das hier so ein Tourismusgebiet ist haben die meisten Geschäfte sonntags offen - und montags eben zu.

Wir können in einem kleinen Geschäft noch das fehlende Gemüse, Nudeln und ein paar weitere Kleinigkeiten kaufen, und ich kriege bei einer Autowerkstatt eine hoffentlich passende Schraube geschenkt - gut!


Hier beginnt der Schotterteil des Colle delle Finestre


Viele Regeln im Sommer ... im Oktober waren wir da oben allerdings absolut alleine.


Die Südrampe ist asphaltiert und führt durch Almlandschaft.


Dann geht die Enfield aus ... es ist aber nur eine zerschüttelte Sicherung :-)


Der Abzweiger zur Asietta-Kammstraße spricht von einer Sperre wegen Felsrutsch. Sogar auf deutsch!


Aber BIS zum Felsrutsch kann man ja mal fahren. Erwartungsgemäß, trotz Wochentag und Schönwetter, sind keinerlei Räumungsarbeiten oder Baufahrzeuge zu bemerken. Ist ja auch erst 4 Wochen her ...


Nur der Felsrutsch ist wirklich da.


Weil es eh nebelt und wir schon die halbe Kammstraße gefahren sind, drehen wir um.

Viele kurvige Asphaltkilometer erreichen wir wieder das Val di Susa. Es dämmert und der Wind setzt wieder ein, nur leicht zwar, aber irgendwie hat keiner mehr Lust, jetzt noch aus dem Tal rauszufahren und irgendwo einen wilden Schlafplatz zu suchen. Wir beschließen, uns den bekannten Camping GRAN BOSCO in Salbertrand anzuschauen, das sind nur ein paar km hin, und wenn man da Feuerchen machen darf, dann soll das für heute passen.

Und glücklicherweise ist das so: wir sind die einzigen Zeltgäste, dürfen zwei Grillkamine befeuern, und Brennholz vom Restehaufen gibt es genug. Sehr fein! Da sind die 8 + 6 = 14 Euro pro Nase, Mopped und Zelt gut angelegt, zudem da heißes Wasser inbegriffen ist, keine Jetonduschen.

Erstmal ein Zielbier in der Trattoria vom Camping, frisch gezapftes Poretti , auf der Terrasse eingenommen, aaaah.

Dann Zelte hingeworfen, Grillkamine eingeheizt, große Küche mit mehreren Gängen, Pasta vorweg und dann Hendl mit Gemüse, sehr klass. Heute wird es ganz ohne Not etwas später.


Dienstag, 11.10.2016

 

Es ist wärmer in der Nacht, nur wenig unter Null, und dank langer Merinounterwäsche ist es kuschelig warm, bis die Sonne aufs Zelt scheint. Auf der Wiese liegt dicker Reif, als ich mit den Duschsachen zum gut eingeheizten und radiobeschallten Waschhaus stapfe. Außer uns sind nur noch zwei Campingbusse am Platz, aus D und F.
Die Dusche ist superheiß, und erfrischt geht es ans Frühstück kochen. Leider zickt der Benzinkocher rum und will trotz ordentlich vorheizen immer wieder ausgehen, quittiert nachpumpen mit gelber Flamme. Da muss ich daheim mal dran ... aber der Kocher schafft insgesamt drei Kannen ordentlichen Kaffee ohne größere Probleme, was will man mehr. Vielleicht einen Tee aus dem Grillkamin?
Dann war da noch der Lenkerschutz zu richten, Kette zu schmieren, und Uwe überlegt, wie er seinen gebrochenen Fußrastenhalter reparieren kann.

Ergo ist es bald Mittag, als wir - wieder alles aufgepackt - den Platz verlassen. Wir wollen hoch zum Mont Jafferau und beim Forte Foens übernachten. Das ist nicht allzu weit, da sollte ein halber Tag reichen.

Der Chef vom Camping zeigt es uns auf der Karte - beim grünen Kringel ist der Campingplatz.

Zuerst aber ist an der Enfield noch der Fußrastenträger zu schweißen. Das kann an einer Tankstelle am Wegesrand erledigt werden ( Repsol in Gravere , 10050 Gravere, SS24, 39), wo ein paar halb zerschraubte Moppeds von Seelenverwandtschaft künden und der Meister gerade an einer großen Ape schraubt. Cool.

Weiter nach Susa zum COOP, einkaufen. Weniger cool, dass uns auf den 5 km dorthin nassregnet. Aber heute ist es deutlich vor Mittag und wir haben reichlich Zeit zum Shoppen und Kaffee trinken, so dass es schon wieder aufgehört hat und aufzutrocknen beginnt, als wir aufbrechen.

Dann war da noch ein Fehler den wir nicht wiederholen wollen: Mittagessen verschieben. Heute wollen wir rechtzeitig etwas futtern, BEVOR wir auf den Berg fahren. Am Weg in Richtung Bardonecchia stellen wir allerdings fest, dass außerhalb der größeren Siedlungen mittags nix los ist. Weder in Chiomonte noch in Exilles finden wir ein offenes Lokal, wo wir draußen sitzen können. Schließlich landen wir wieder in Salbertrand beim Camping und essen in der Trattoria dort, wo wir wenige Stunden zuvor aufgebrochen waren. Und gar nicht mal schlecht! Dann aber hoch zum Jafferau!

Leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es hat dort wohl geschneit, jedenfalls versinkt ab etwa 2000 Höhenmetern die Piste unter einer Schneedecke. Eine einzige Endurospur führt hinein, die ist wohl von dem Zweitaktmopped das uns vorhin überholt hatte. Mit unseren beladenen Kisten ist das eher unlustig, zumal die Strecke auch ordentlich steil ist. und wenn es uns da über Nacht einschneit wird es extra mühsam.

Zähneknirschend fahren wir also wieder zu Tal nach Bardonecchia. Was weiter? Eine kleine Passstraße lockt, und über die SP216 geht es rüber nach Frankreich, und durch's Val-des-Prés und Claviere um den Mont Chaberton herum nach Cesana Torinese, Fenils, Oulx. Schöne Asphaltfahrerei!

Dann für eine weitere Nacht auf den GRAN BOSCO. Wieder werden wir freundlich aufgenommen ...
Nochmal gibt es Futter aus dem Grillkamin, heute mal Spieße und lustige Bratwürste, welche mit Chili und welche mit Fenchel. Dazu gegrillte Paprika, Bier dazu und Glühwein danach.
Nur motorradmäßig kommt leichter Frust auf: seit drei Tagen verfolgen wir fleißig die Wetterberichte, und scheints ist morgen der letzte schöne Tag, dann kommen flächendeckend mindestens zwei Tage durchgehend Regenwetter, von der Zentralschweiz bis ans Mittelmeer. Verdammt. Sonst hätten wir morgen das Tal verlassen und noch eine größere Drei-Tages-Runde in Richtung Maira-Tal unternehmen können, aber auf tagelang regenfahren oder irgendwo abwettern hat keiner Lust.

Flucht an die Küste? Der gleiche Regen, nur wärmer. Hm.

 

 

Mittwoch, 12.10.2016

 

Nochmal ausschlafen, heiße Dusche, packen. Die paar restliche Würste von gestern, schon gegrillt, passen gut zum ausgiebigen Frühstück das wir eingekauft hatten: Schinken, Eier, Zwiebeln etc.
Weil viel haben wir nicht mehr vor, ein Aufstiegsversuch zum Fort Pramand (auch auf reichlich über 2000 m) und abends Aufbruch nach Hause, ja.

Etwas lustlos lassen wir Zelte und Zeug zurück, fahren nach Klärung mit dem (auch motorradbegeisterten) Campingchef nur mit etwas Werkzeug und Regenkombi zu unseren letzten Tagestour aus. Zelte und Kochzeug dürfen wir am Platz lassen. Doch wider Erwarten ist die Strecke von Eclause hoch zum Fort am Monte Pramand nicht verschneit, und auch die paar Kilometer zum Osteingang des gesperrten Jafferau-Tunnel sind schön zu fahren. Fein!
 


Hier geht es hoch zum Fort Pramand - enger als erwartet, ist die Strecke doch auch bei Geländewagenfahrern beliebt.


Es geht am Fort vorbei, und dann dahinter in einer Kehre aufs Dach der Anlage. Gut über 2000 Meter ist man auch hier hoch.


Wenig los, ein Schweizer Pärchen picknickt, sonst sind da nur wir.


Blick ins Susa-Tal hinunter.


Dann wieder runter vom Dach und weiter zum Jafferau-Tunnel.


Der ist wegen Einsturzgefahr gesperrt. Das passiert etwa zweimal im Jahr, und in den folgenden Monaten schaufeln viele fleißige Hände mit kleinen Schaufeln die Barriere wieder weg und fahren durch den Tunnel ...


Wir aber sind brav und drehen um, bei schönstem Wetter schrauben wir uns wieder zu Tal.

Dann, wieder im Tal, nehmen wir einen Kaffee in Deveys, wo ein sehr nettes Cafe am Wegesrand liegt, das l'Ombelico - schade dass die unter der Woche abends nicht offen haben, wir wären wieder gekommen!
Karte rausgeholt, auf die Uhr geschaut: Nächstes Ziel ist das Rifugio "La Riposa", das eine schotterige Zufahrt verspricht.


Auffahrt zum Rifugio "La Riposa", anfangs alles asphaltiert

Eh nett zu fahren, leider nur die letzten paar km Schotter und oben dann nix außer einem Parkplatz von wo es zu Fuß weiter geht zum Schutzhaus. Und Schnee.
Aber dann geht sich noch ein Abstecher zum Lago Cenis aus, ja? Ist ja gleich ums Eck und es ist erst 16 Uhr ...


Wir passieren die Grenze nach Frankreich, werden freundlich verabschiedet vom italienischen Grenzposten.

Nach schöner Fahrt zum See darf man auf eigene Gefahr den mächtigen Damm auf einer Schotterpiste überqueren, um dann das Westufer ganz legal auf einem Schottersträßlein entlangzufahren, so dass man die Rundfahrt bei einem sehr gemütlichen kleinen Restaurant (Le Savoie) mit Kaminfeuer beschließen kann. Ja!

Schade dass es langsam dunkel wird. Bei etwa null Grad brechen wir wieder auf, talwärts nach Bussoleno, wo wir die Moppeds auf den Hänger laden und am Weg zum GRAN BOSCO noch bei einem kleinen Ristorante ein abenteuerliches Abendessen einwerfen.

Kurz nach 23 Uhr ist alles im Auto, wir verlassen den Camping und machen uns auf den Heimweg.

Donnerstag, 13.10.2016

Hatte auf der Anreise Phil auf der Rückbank geschlafen, so darf jetzt ich mich dort langmachen, während Uwe fährt.

Von der Nachtfahrt kriege ich nicht viel mit, zwei Stopps gehen an mir vorbei, die Kollegen kaufen bei einer großen Tankstelle noch Parmesan und Nudeln im Sonderangebot, und um halb fünf machen wir Fahrerwechsel. Uwe legt sich nieder, ich lenke den Doblo durchs Kanaltal über die Grenze, und zwei Stunden später zu einer bezahlbaren Zankstelle in Kärnten knapp bevor der Diesel aus ist. Nach einem letzten Kaffee die letzten 140 km nach Graz, das wir gegen 11 Uhr vormittags erreichen.

Fazit:

Gegen das Wetter kann man nix machen.

Montag ist manchmal Sonntag.

Man sollte essen gehen wo etwas offen hat - und vor allem WENN etwas offen hat.

Und 500 km Moppedfahren mit sicher 150 km Schotter waren trotzdem schön, wenn es auch nur 4 Tage waren. Wir werden wiederkommen. Und nächstes Mal gleich direkt den GRAN BOSCO ansteuern - möglichst etwas früher im Jahr.
 

ZUM SEITENANFANG HOME E-Mail ans Tauerntreffen Team SITEMAP
[Impressum]
Diese Site wird durch Google Adsense teilfinanziert
Google