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  ALPENTOUR 1999 Teil 2 von 3

Altes Holzhaus am Straßenrand

Dampfer am Zürichsee


Eva, Anna, Maria am Zürcher Hafen

Schweiz: Zürich
Nach der Grenze gleich ein paar positive Überraschungen. Die Bank hat zwar zu, aber der vielsprachige Wechselautomat spuckt harte Franken aus, von denen die Tankstelle gar nicht so viele will. Benzin ist um einen Schilling billiger als in Österreich, Zweitaktöl kostet ein Drittel! Freundlich werden wir auf unsere Nachfrage in die richtige Richtung aus dem Ort gewiesen, Richtung Appenzell. Die Beschilderung ist nämlich gewöhnungsbedürftig: die kleinen Schilder in den nächsten Ort, nach denen wir Ausschau halten, weisen den Weg zum Bahnhof oder zu einem Wanderweg, sind für Fußgänger und Radler gedacht. Unsere Appenzellschilder sind unübersehbar, groß, und beleuchtet. Wir hatten gar nicht drauf geachtet, weil wir sie für Autobahnschilder gehalten hatten, und die Autobahn wollen wir gerne vermeiden.

Die Straßen sind schön, und gut zu fahren, wie Eva erfreut vermerkt. Kaum Engstellen, man hat fast den Eindruck, dass die Orte erst nach den Wegen gebaut wurden. Während wir fleißig in gemütlichen Serpentinen den Berg hinaufknattern, nimmt der Zug dank Zahnradantrieb den direkten Weg und ist fast schneller oben. Daran werden wir uns gewöhnen in der Schweiz. Fast überall wo man hinkommt ist die Eisenbahn schon da. Bis hinauf über die Baumgrenze, und pünktlich.

Wir sind etwas zu flott, so dass wir am Ufer des Zürichsees noch etwas Zeit vernichten, weil Maria erst abends aus der Arbeit kommen wird. Wieder eine positive Überraschung: das Seeufer ist allgemein zugänglich, auch Toiletten gibt es dort. Nachmittags dann in die City, etwas gestresst durch den ungewohnten Verkehr und die Baustellen, aber mit Hilfe des Stadtplanes im Reiseführer finden wir doch schnell in die Stauffacher Straße. Der Schlüssel am vereinbarten Ort öffnet uns die Wohnung und Eva den Weg zur Dusche. Maria kommt wenig später, und nach eingehender Begrüßung werden wir freundlich aber bestimmt zum Italiener ums Eck eingeladen. Im Gastgarten klingt der Tag bei Meeresfrüchten und Spaghetti aus.

Wir bleiben volle drei Tage in dieser bunten und aufregenden Stadt. Das multikulturelle Ambiente ist faszinierend, in Marias Wohngegend kann man jüdische Familien auf dem Weg in die Synagoge treffen, buntgekleidete Schwarzafrikaner, türkische Sippschaften, aus einem Fenster dringt italienisches Geplapper, während nebenan ein Schweizer Gasthaus Rösti und Raclette anpreist. Die Tagesnetzkarte ist mit 70 Schilling nicht billig, aber man kommt praktisch überall hin mit Tram und Bus. Sogar per Flussboot, das im Halbstundentakt ein schönes Stück die Limmat hinauffährt.


Zollhaus in der Limmat
 

Ein Limmatschiff auf dem Zürisee
 

Flohmarkt am Limmatquai

 
Das Wetter ist an den ersten beiden Zürichtagen eher kühl und windig, es nieselt sogar zeitweise, das hindert uns aber nicht daran die Stadt zu erforschen. Wir lernen, wo man gut einkauft (Migros, Denner, Pick&Pay), dass Leitungswasser "Hahnewasser" heißt, dass chilenischer Weißwein ganz lecker ist und wie Indianer Schlangenbrot backen.

Außerdem erweitern wir unseren Schokoladehorizont ganz wesentlich durch einen Besuch im Werksmuseum von Lindt&Sprüngli, schauen uns ein paar Reiseläden und den TravelBookShop an, und unendlich viele kleine Spezialgeschäfte. Anna, Eva und Maria besuchen den Zoo, ich ziehe mit der Kamera durch die Altstadt.


In Zürich wird das Telezoom repariert.
Engültig.

 
Eines der verloren geglaubten Schrauberl verklemmt sich in der Mechanik des Objektivs, so dass ich ein Fotogeschäft aufsuchen muss um den passenden Schraubenzieher auszuborgen. Ich bin gerade in der Bahnhofstraße, das ist die große Einkaufsstraße, und das Geschäft ist von der erlesenen Sorte. Eine halbe Stunde vor Ladenschluss muss ich das riskieren, habe keine Zeit mir etwas anderes zu suchen. Wider Erwarten werde ich trotz legerer Erscheinung sehr höflich behandelt, darf natürlich gerne mein Objektiv hier zerlegen, und werde auch nicht hinauskomplimentiert, als das Geschäft schließt. Während die Abrechnung gemacht und aufgeräumt wird, kann ich in Ruhe das Zoom komplettieren.

Ein letztes gemeinsames Abendessen mit Maria führt uns kulinarisch durch die Schweiz: Rösti, Leber, Salate, Spätzle, in einem Gastgarten in der Altstadt verspeist. Auch das Schweizer Bier ist durchaus trinkbar. Ich bestelle mir "eine Stange Hürlimann"; das ist ein kleines Bier vom Fass, zwischen 0,25 und 0,4 Liter. Wer es genau haben will, bestellt sein Bier in "Dezi"(litern), ebenso die anderen Getränke.



Zug am Vierwaldstätter See


Luzern, die Brücke


Vierwaldstätter See, Rigi, Luzern
Sonntags brechen wir auf nach Süden, unser nächstes Ziel ist Luzern. Auf dem Weg legen wir eine Rast im idyllischen Städtchen Zug am gleichnamigen See ein, wo es neben der mittelalterlich engen Altstadt auch große Volieren mit vielerlei Vögeln zu bestaunen gibt.

Luzern mit seinem neuen Kunsthaus (von Jean Nouvel) ist faszinierend, wir schlendern einen Nachmittag lang herum, suchen dann etwas außerhalb einen Campingplatz, von wo aus wir morgen wandern gehen wollen.

Die im ADAC-Campingfürher beschriebenen großen Anlagen schrecken uns etwas ab, es gibt nur Komplettausstattung für Langzeiturlauber mit mobilen Wohnzimmern und Stromanschluss, mit Supermarkt und Tennisplatz, ordentlich teuer und nicht gerade unser Stil.

Unerwartet kommt daher das unscheinbare Schild "Camping" dort, wo laut ADAC- und Reiseführer keines sein sollte. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellt. Eine Wiese mit Zwetschgenbäumen unterhalb eines Bauernhofes, locker mit Niederländern und Deutschen besiedelt, einige Kinder laufen herum. Der Waschraum ist ein Anhänger mit Dusche, Klo und Waschbecken, aber ausreichend. Eine sehr familiäre Angelegenheit, um 20 Franken die Nacht auch noch etwa halb so teuer wie einer der großen Plätze.


Blick von der Rigi auf den See


  Am Montag, dem 26. Juli machen wir eine Wanderung auf die Rigi. Na gut, fast ganz hinauf.

Königin Viktoria und Mark Twain waren auch schon oben, letzterer war vom Aufstieg derart erschöpft, dass er der Anekdote nach das Morgenalphorn verschlief, erst am Abend aufwachte und hurtig aufstand, um den berühmten Sonnenaufgang mitzuerleben. Wir können es ihm nachempfinden, ein 1000-Höhenmeteraufstieg in der prallen Sonne schlaucht schon sehr, vor allem wenn die Zahnradbahn in Sichtweite ist. Aber die soll die Belohnung sein, talwärts.

Oben in Kaltbad ein schöner Blick von der "Kanzel" über den See, Jause. Man sieht bis hinüber zum Bürgenstock, wo es ein weiteres Unikum zu bewundern gäbe: Auf einem rollstuhl- und kinderwagengeigneten Wanderweg geht es hoch über dem See dahin, der letzte Aufstieg zum Gipfel erfolgt dort mit dem größten freistehenden Lift der Welt.

Unser Preis fürs Runterfahren mit der Zahnradbahn hat es in sich, wir zahlen umgerechnet 27 Euro für die 25 Minuten Fahrt. Trotzdem, ein schönes Erlebnis. Am nächsten Morgen muss Anna Abschied von den Freundinnen am Campingplatz nehmen, mit denen sie gestern abend noch die kleine Bauernhofkatze getauft hatte, komplett mit Urkunde und Blumenschmuck. Langweiliges Fahren ist angesagt, zur Therme Vals.





Die Felsentherme von außen


Innen
http://www.therme-vals.ch/



Felstherme Vals
Dieses Ziel wurde uns unabhängig von drei Seiten empfohlen, so dass wir einfach hinmüssen! Das bedeutet allerdings auch, dass wir den Gotthard rechts liegenlassen und nach Osten abbiegen, über den Oberalppass. Die Schöllenenschlucht mit der Teufelsbrücke war schon recht eindrucksvoll, jetzt wird es aber hochalpin. Als wir auf der Passhöhe rasten, unweit des kleinenBahnhofes (auf 2044m Seehöhe), können wir den Ausblick auf einen klaren Bergsee, Latschen und Almrausch genießen, auf einen imposanten Wasserfall und die umgebenden 3000er. Allerdings sind wir nicht allein, es sind viele Ausflügler und Bergwanderer hier oben.

Wieder unten im Vorderrheintal finden wir einen geeigneten Schlafplatz, von dem aus wir die Therme besuchen; zu dritt auf dem Gespann knattern wir die restlichen 30 km ins Valser Rheintal und können ein paar ganz andere Stunden genießen: Im Blütenbad, auf dem Schwitzstein oder im 42°-Becken, dann ins 14° kalte Eiswasser, dazwischen ein Schluck rötliches Heilwasser, ein paar Schwimmstöße im Außenbecken zu den Wasserfallrohren.

Alles ist mit örtlichem Quarzit ausgekleidet, keine einzige Keramikfliese zu sehen, die Therme ist sehr klar und modern angelegt, hohe Räume sparsam beleuchtet, edle Holzliegen laden zum Rasten ein, Steinbänke zum Ablegen der Handtücher. Die Garderoben sind in dunklem Holz gehalten, schwere schwarze Kunstledervorhänge dienen als Türen. Eine Atmosphäre, wie man sich vielleicht ein römisches Bad vorstellen könnte. Aus den großen, rahmenlos verglasten Fenstern schaut man direkt in die hochalpine Landschaft, wo am Gegenhang die Kühe grasen. Der Schweizer Architekt Peter Zumthor hat hier wirklich etwas Besonderes geschaffen!

Das warme Wasser macht aber auch müde, und Eva ist ganz froh, nicht selber zurückfahren zu müssen. Anna ist munter genug um hintendrauf zu sitzen, Eva darf im Beiwagen ausrasten. XT und Zeltsack sind unversehrt, ein Angler wünscht uns einen schönen Abend. Wir stellen das Zelt auf und, weil sich anscheinend ein Gewitter zusammenbraut, auch gleich das Tarp, unser Regendach. Kaum sind wir fertig, da beginnt es auch schon zu tropfen und zu prasseln. Juckt uns nicht mehr so, wir können im Trockenen sitzen, kochen uns einen Sterz und sind glücklich.

Die Nacht wird dann doch nicht so unbeschwert, weil auf Annas Zeltseite die Feuchtigkeit hereinkriecht und sie immer weiter zu uns wandert - ich wache schon fast im Vorzelt auf. Es regnet die ganze Zeit, der Fluß ist am Morgen einen halben Meter gestiegen. Alles verzögert sich durch das unfreundliche Wetter, damit beginnend, dass wir schon mal später aufstehen in der Hoffnung es möge aufhören. Bis wir dann alles so eingepackt haben, dass wirklich nur Überzelt und Tarp nass geworden sind, und endlich auch im Regengewand losfahren, ist es fast ein Uhr. Bald klart es aber auf, über den Lukmanier-Pass ist auch die Straße trocken.



Ponte dei Salti
 
Tessin/Ticino und Verzasca-Tal
Und plötzlich ist alles anders. Etwas unordentlicher und schmutziger vielleicht, die Straßen nicht mehr so perfekt, die Züge fahren wieder im Tal, der Verkehr geht etwas flotter voran. Wir sind im italienischen Teil der Schweiz gelandet, was man in allen Bereichen merkt. Es ist, bis auf die Preise, praktisch wie beim südlichen Nachbarn. Der Lago Maggiore ist ähnlich teuer und überlaufen wie die italienischen Seen, die Klientel ist auch gleich: Niederländer, Italiener, ein paar Deutsche und Österreicher. Von den Plätzen spricht uns keiner richtig an, die Stellflächen sind winzig, der Dichtestress und die Preise hoch.

Da verziehen wir uns lieber in die Berge, wo wir sowieso hinwollen, steht doch für morgen ein Ausflug ins malerische Verzasca-Tal auf unserem Programm. Wir fahren heute schon hinein, schauen uns ein bisserl um und suchen lange, sehr lange nach einem möglichen Schlafplatz.



 
Doch hier ist man auf Nummer sicher gegeangen. Kein Fleckerl, kein Weg, wo nicht ein Schild wäre. Camping verboten, Privatbesitz, Zufahrt verboten. Schließlich haben wir in einem kleinen Seitental doch noch Glück und dürfen mit Erlaubnis des Besitzers unser Zelt nahe des Baches aufstellen. Es gibt also sogar noch gekühlte Getränke!

Am nächsten Tag fahren wir zur Hauptattraktion, der zweibögigen Steinbrücke Ponte dei Salti bei Lavertezzo, und verbringen ein paar Stunden im Bachbett der Calanca, die hier wunderliche Formen aus dem Gestein gewaschen hat.

Wir sind zwar nicht alleine dort - die Stelle ist ein beliebtes Ausflugsziel - doch wir genießen ein paar sehr faule Stunden auf den warmen Felsen. Anna klettert herum, Andreas fotografiert, Eva liest. Und alles bei sehr angenehmen Temperaturen und Sonnenschein.


Wer Steine mag, dem gefällt´s dort



Zweites Teilstück der Reise:


Zürich-Comer See


570 km

7 Tage



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